Urbane Kunst in Europa In diese Städte sollten Sie für richtig gute Street Art reisen
Düsseldorf · Street Art fand früher im Dunkeln statt und war illegal. Inzwischen haben Metropolen in Europa das Potenzial der urbanen Kunst erkannt und bieten Touristenführungen an. Die Förderung von Straßenkunst hat aber auch eine Schattenseite.

Die besten europäischen Reiseziele für Street-Art
In der belgischen Hafenstadt Antwerpen werden zwölf verschiedene Street-Art-Führungen angeboten – zwischen zwei und 23,7 Kilometer Länge. Das Tourismusbüro hat das Potenzial der Kunst im öffentlichen Raum erkannt und lockt damit Touristen in die Stadt. Wer selber auf Entdeckungstour gehen möchte, kann interaktive Karten zu Hilfe nehmen. Dort sind die bekanntesten Werke namhafter Street-Art-Künster markiert. So viel Anerkennung von öffentlicher Seite gab es nicht immer – im Gegenteil.
New York gilt als Wiege der Graffitibewegung. In den 1970er-Jahren entwickelte sich die Subkultur, bei der es vorrangig um das illegale Bemalen von Wänden und Zügen ging. Je gefährlicher, desto mehr Anerkennung gab es in der Szene. Und es ging auch um das Aufbegehren gegen Autoritäten und den Staat. HipHop und Graffiti gingen Hand in Hand. Die Welle schwappte nach Europa über. Die Botschaften an den Wänden waren im Kontext der Zeit oft politisch. Die Künstler dahinter blieben anonym.
Im Laufe der Jahre wurde das Eingreifen ins öffentliche Stadtbild immer kunstvoller. Verschiedene Techniken wie die Schablonentechnik wurden entwickelt, deren bekanntester Vertreter Banksy ist, der in den 1990er Jahren internationale Bekanntheit erlangte. Bis heute verbirgt sich der Brite, der aus Bristol stammen soll, hinter seinem Künstlernamen.
In den Anfängen der 2000er wurde Street Art anspruchsvoller und entwickelte sich zu einer eigenen Kunstform. Kreativität, Innovation sowie der Anspruch auf Qualität setzten sich durch. Initiativen unterstützten Street Art, erste Festivals entstanden und Stadtväter entdeckten, dass mit bunten Hauswänden, arme heruntergekommene Stadtviertel aufgewertet werden können. Street Art als Mittel zur Gentrifizierung.
„Graffiti und Street Art sind oft die Vorreiter der Gentrifizierung“, sagte auch Martin Gegenheimer, der das Graffiti-Archiv im Archiv der Jugendkulturen leitet, in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Später verschwinden die Murials. Sie werden übermalt oder Häuser mit den bunten Wänden werden abgerissen für schicke teure Neubauten.
Immobilienkonzerne nutzen inzwischen auch das Kulturgut Street Art und werten damit Wohnviertel auf. Unter anderem setzten laut der Gentrifizierungsforscherin Carolin Genz verschiedene Immobilienfirmen Graffiti als Mittel der Firmenkommunikation ein. Das ist die Schattenseite einer Kunst, die es aus dem Untergrund ans Licht geschafft hat.
Die gute Seite: Künstler sind aus der Anonymität herausgetreten, haben sich einen Namen gemacht und können mit ihrer Kunst Geld verdienen. Street Art als Kunst im öffentlichen Raum ist zudem kostenlos und jedem zugänglich. Die Botschaften sind nach wie vor oft gesellschaftskritisch. So wie die Werke von Banksy. Taucht irgendwo ein neues Wandbild des Künstlers auf, sorgt das weltweit für Schlagzeilen. Im November erregte der Künstler Aufsehen, als er ins Kriegsgebiet in die Ukraine reiste und dort Wandbilder hinterließ. Ein anderes Werk des Künstlers heizte Spekulationen über seine oder ihre Person an.
Die großen Metropolen in Europa haben sich zu großen Kunsträumen entwickelt. Amsterdam hat sogar ein Street-Art-Museum, das Straat Museum, mit mehr als 150 Kunstwerken von mehr als 130 Künstlern. Wir stellen die interessantesten Städte in Europa mit Street Art in einer Bildergalerie vor.