Barcelonas kleine Schwester Auf Streifzug durch Valencia

Valencia · Valencia ist vielen nur als Heimat spanischer Orangen und der weltberühmten Paella bekannt. Dabei lockt die Stadt am Mittelmeer auch mit fantastischer Architektur, tollen Stränden und einer der schönsten Altstädte Spaniens.

Valencia - Barcelonas kleine Schwester
13 Bilder

Valencia - Barcelonas kleine Schwester

13 Bilder

Barcelona ist vielleicht Spaniens beliebteste Touristen-Stadt. Doch schlendert man durch die Altstadtgassen Valencias, fragt man sich unweigerlich, warum diese eher unbekannte Perle am Mittelmeer immer noch im Schatten Barcelonas steht. "Valencia hat eine genauso schöne Altstadt wie Barcelona, wunderbare Jugendstil-Gebäude, Hafenflair, und die Strände sind hier viel größer", sagt die deutsche Stadtführerin Bettina Günther. Außerdem sei Valencia authentischer und nicht so von Touristen überlaufen.

Im kommenden Jahr könnte es allerdings voller werden. In der gotischen Kathedrale, deren Ursprünge auf das 13. Jahrhundert zurückgehen, befindet sich angeblich der legendäre Kelch, mit dem Jesus das Letzte Abendmahl feierte. Die Katholische Kirche hat aus diesem Grund in Valencia 2015 ein "Heiliges Jahr" ausgerufen, zu dem Zigtausende Pilger erwartet werden. Doch die Besucherschlangen vor der Kathedrale sind noch überschaubar.

Um zu beweisen, dass sich Spaniens drittgrößte Stadt architektonisch keineswegs hinter Barcelona verstecken braucht, führt Bettina ihre Gäste zu einem der wenigen noch erhaltenen gotischen Zivilgebäude Europas. Im Altstadtgewirr sticht die seit 1996 zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende Handelsbörse La Lonja unter den zahlreichen architektonischen Schmuckstücken heraus. "Schon seit 1498 wurde hier vor allem mit Seide gehandelt", sagt Bettina.

Sehenswürdigkeiten in Barcelona
9 Bilder

Sehenswürdigkeiten in Barcelona

9 Bilder

Schräg gegenüber versucht sie die Aufmerksamkeit auf den Jugendstilcharakter der 1928 eröffneten Markthalle zu lenken. Doch niemand hört richtig zu. Zu spannend ist das hektische Treiben im Mercado Central. An den Fischtheken verkaufen Marktfrauen den frischen Fang, auch Muscheln, Riesengarnelen und Kraken. Krebse und Hummer versuchen, aus den Kisten zu entkommen. In einer anderen Ecke der Markthalle reihen sich Fleischtheken aneinander, von deren Decken saftige iberische Eichel-Schinken baumeln. Vor allem aber riecht es nach Gemüse und Zitrusfrüchten. Valencia ist umgeben von riesigen Obst- und Gemüsegärten und Hauptproduktionsort spanischer Orangen.

Zurück in den romantischen Altstadtgassen duftet es bereits nach Paella-Reispfannen. An den Torres de Serranos, zwei mächtigen Türmen der ehemaligen Stadtmauer aus dem 12. Jahrhundert, gibt es bei einem der zahlreichen Straßenstände noch schnell eine eiskalt servierte valencianische Horchata-Erdmandelmilch zur Erfrischung. Dann geht es mit dem Fahrrad durch Valencias "grüne Lunge" Richtung Meer.

Das Flussbett des Río Turia wurde bereits 1957 wegen ständiger Überschwemmungen trockengelegt. Doch erst in den vergangenen 15 Jahren wurde es zu dem, was es heute ist - eine Art Naherholungsgebiet und Freizeitparadies. Fast sieben Kilometer ziehen sich die Grünanlagen quer durch die Stadt bis zum Hafen. Am Anfang des Flussbeckens erwartet Besucher im Bioparc Valencia eine tierische Erfahrung. Der erst seit 2008 eröffnete Tierpark ist fast 100 000 Quadratmeter groß. Die Abgrenzungen zu den Gehegen scheinen zu verschwinden, die Tiere leben in ihren authentisch nachgebildeten Ökosystemen.

Im Turia-Flussbett radelt die Gruppe durch Palmengärten weiter Richtung Meer. Nur die alten Brücken erinnern noch daran, dass sich hier einst ein Fluss befand. Keine Autos, keine Ampeln, kein Lärm.
Kurz vorm Hafen steht Valencias futuristische Raumschiff-Stadt: Die Stadt der Künste und Wissenschaften, ein Werk des weltberühmten valencianischen Stararchitekten Santiago Calatrava. Man braucht locker einen ganzen Tag, um die skurrilen Gebäude zu besuchen, die sich in einer Art künstlichem Teich befinden.

Madrid: Ein Besuch in Spaniens Hauptstadt
8 Bilder

Madrid: Ein Besuch in Spaniens Hauptstadt

8 Bilder

Das Konzert- und Opernhaus Palau de les Arts Reina Sofía gleicht einem riesigen Alienkopf. Dahinter ragen ein eiförmiges Planetarium, das Wissenschaftsmuseum in Form eines Dinosaurierskeletts und das L'Oceanogràfic aus dem Teich. Mit 42 Millionen Litern Wasser für Arktis- und Tropenbecken handelt es sich um Europas größtes Aquarium. Hier kann man Meeresbewohner aus allen Ozeanen entdecken. Im Rieseniglu kann es bei den weißen Belugas und Walrossen recht frisch werden. Ins Schwitzen gerät man im 70 Meter langen Unterwassertunnel beim Anblick der tropischen Meereswelt. Im L'Oceanogràfic befindet sich auch das wohl spektakulärste Restaurant der Stadt: Im kreisförmigen Unterwasser-Restaurant "Submarino" hat der Gast das Gefühl, auf dem Meeresboden zu speisen.

"Die Paella Valenciana essen Sie aber lieber in einem der zahlreichen Paella-Restaurants an der Playa de las Arenas oder Playa Malvarrosa", sagt Stadtführerin Bettina zum Abschied. Die ewig langen und breiten Stadtstrände befinden sich vom L'Oceanogràfic nur knapp 15 Minuten mit dem Fahrrad entfernt. Der Weg führt durch den aufwendig modernisierten Hafen, der seit einigen Jahren auch als Formel-1-Strecke dient und in dem 2007 die weltberühmte Segelregatta America's Cup ausgetragen wurde.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort