Online Wohnmobile mieten Roadtrip zum Ausleihen

Berlin · Über Sharing-Plattformen können Campingfreunde ein Wohnmobil bei Privatanbietern leihen – die finanzieren damit wiederum ihre laufenden Kosten. Das Modell wird immer beliebter.

Gründer Dirk Fehse auf einem der VW-Bullis der Plattform Paulcamper.

Gründer Dirk Fehse auf einem der VW-Bullis der Plattform Paulcamper.

Foto: Paulcamper/Konrad Stöhr

Ein Urlaub im Wohnmobil oder Wohnwagen ist nicht nur etwas für Abenteurer oder Romantiker – auch immer mehr Familien wählen die Ferienwohnung auf vier Rädern. Zwischen Januar und April gab es dem Caravaning Industrie Verband zufolge rund zehn Prozent mehr neu zugelassene Wohnwagen als im Vorjahreszeitraum.

Dirk Fehse hat sich seinen ersten eigenen Bulli nach einem Roadtrip in Australien gekauft. „Paul“ – so der Name des Fahrzeugs – verursachte natürlich während des gesamten Jahres laufende Kosten. Um die wieder einzuholen, hatte der damalige Student eine Idee, aus der sich ein Geschäft entwickelte: 2013 gründete er eine Sharing-Plattform für Wohnmobile, die wie ein Airbnb auf vier Rädern funktionieren.

Camperbesitzer aus Deutschland, Österreich oder den Niederlanden laden Fotos und Beschreibungen ihrer Fahrzeuge hoch – wo in Europa sich die Fahrzeuge befinden, ist dabei egal. Sie bestimmen den Preis, Mieter zahlen zwischen 40 und 150 Euro pro Nacht.  Paulcamper – so der Name des Unternehmens – verdient an der Vermittlung 15 Prozent Provision. Wer regelmäßig vermiete, könne damit die Haltungskosten seines Fahrzeugs decken.

Der Vermieter entscheidet selbst, ob er dem Interessenten sein liebgewonnenes Fahrzeug auch wirklich anvertrauen will. Die Mieter können mit dem Camper europaweit reisen und schließlich über eine Kommentarfunktion ihr Erlebnis bewerten.

Von der klassischen Vermietung will sich „Paulcamper“ allerdings abgrenzen. Zum einen sei die private Vermietung 20 bis 30 Prozent günstiger. Zum anderen stehe Qualität vor Quantität. Es gehe darum, „die Menschen zu inspirieren und an die Hand zu nehmen.“ Ein privater Vermieter habe sein Fahrzeug mit Liebe gestaltet. „In der Einbauküche steht dann vielleicht die kleine Espresso-Kanne als ewiger Reisebegleiter“, sagt Fehse. Am Ende würden sich die Mieter weniger für den Camper bedanken als für die damit verbrachte Zeit.

Nach eigenen Angaben ist Paulcamper in Bereich Privatvermietung Marktführer in Deutschland: Mehr als 4000 Fahrzeuge sind auf der Plattform registriert. Ähnliche Portale sind Campanda oder Yescapa. Ein weiteres Unternehmen namensShare a Camper hat seinen Hauptsitz in Köln, ist aber 2015 mit der Privat-Vermietung in Australien und Neuseeland gestartet. Seit 2016 ist auch die deutsche Version verfügbar. „Weil die Nachfrage so groß war, können inzwischen auch gewerbliche Vermieter bei uns inserieren“, sagt Sprecher Sascha Pantalon.

Aber was passiert, wenn der alte Bulli samt Mieter eine Panne hat? Die Online-Portale arbeiten mit Versicherungsdiensten zusammen und bieten einen Pannenschutz. Bei Paulcamper werden zunächst die Fahrzeug-Besitzer im Vorfeld auf Zulassung und TÜV-Protokoll geprüft. Der Mieter hinterlässt eine Kaution und ist von einer tagesbasierten Versicherung gedeckt, die im Mietpreis mitberechnet wird. Im Schadensfall zahlt er einen Selbstbehalt von 750 bis 1000 Euro, mit einem Zusatzpaket kann dieser noch reduziert werden. Share a Camper handhabt die Versicherung ähnlich.

Zu Unfällen komme es aber nicht oft, sagt Fehse. „Das liegt vielleicht daran, dass man mit privat gemieteten Fahrzeugen sorgsamer umgeht.“ Dass bei den Portalen ähnlich wie bei Airbnb mit dem Erfolg die Grenzen zwischen privaten und kommerziellen Anbietern immer mehr verschwinden, stört Fehse nicht. „Natürlich kann es sein, dass einige Leute eine ganze Flotte an Campern vermieten und damit gut verdienen“, sagt er. Solange die Fahrzeuge aber gebraucht, die Ausstattung liebevoll und der Umgang miteinander persönlich sei, werde das Grundprinzip erfüllt.

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