Stadt zieht vor Gericht Paris fordert 12,5 Millionen Euro Strafe von Airbnb

Paris · In Paris ist der Markt vor allem für kleine Wohnungen außer Rand und Band. Der Bürgermeisterin reicht es nun - sie zieht gegen das Portal Airbnb vor Gericht. Das Unternehmen hat bereits reagiert.

 Sehr schön, sehr voll: Paris.

Sehr schön, sehr voll: Paris.

Foto: Paris Tourist Office/Sarah Sergent (1), Etienne Laurent (1), Christine Longin (1), Sabine Glaubitz (1)

Der Vermieter meint es ernst. 1200 Euro für eine kleine, dunkle Ein-Zimmer-Wohnung in einem reichlich schiefen Haus am Fuße des berühmten Montmartre. 20 Quadratmeter, Blick auf einen schmutzigen Innenhof, Kochnische, sehr enges Bad, der Internetanschluss ist allerdings inklusive. Nach wenigen Stunden ist die Wohnung weg, vermietet für einen Monat an ein junges italienisches Paar.

In Paris ist der Markt vor allem für kleine Wohnungen außer Rand und Band. Der Grund: die Vermieter können mehr Geld damit machen, ihre Wohnungen für horrende Summen an Touristen zu vermieten. Da bleiben die Einheimischen auf der Strecke. Vor allem viele jungen Leute haben längst die Innenstadt verlassen und sind in die Vorstädte gezogen, sie können sich die Mieten nicht mehr leisten.

Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris, hat einen der Schuldigen für diese seit Jahren immer wieder beklagte Situation ausgemacht: Airbnb. „Es reicht! Ich habe beschlossen, die Websites zur Verantwortung zu ziehen“, teilte sie nun über Twitter mit. Paris zieht gegen den die Internet-Plattform vor Gericht und verlangt nach eigenen Angaben eine Strafe von 12,5 Millionen Euro.

Im Grunde ist in Paris – wie in vielen anderen Städten auch – alles ganz klar geregelt. Privatleute, die ihre Wohnungen gelegentlich an Touristen vermieten, müssen das anmelden und sich bei der Stadtverwaltung registrieren. Allerdings darf die Dauer für diesen lukrativen Nebenverdienst 120 Tage nicht im Jahr überschreiten. In Paris aber pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass diese Regelung von vielen Vermietern schlicht ignoriert wird. Darauf hat Anne Hidalgo nun reagiert. Sie hat ihre Mitarbeiter bei Airbnb auf die Suche geschickt. Diese seien auf 1000 Wohnungen gestoßen, die nicht registriert sind, sagt ein Sprecher der Stadt. Dabei habe man sich nur auf die beliebten Stadtteile im Zentrum vom ersten bis zum siebten Arrondissement konzentriert. Tatsache ist: diese 1000 Wohnungen sind laut Gesetz alles illegale Angebote und für jedes einzelne verlangt die Stadt nun von der Internet-Plattform 12.500 Euro Strafe.

 Viele Touristen nutzen Airbnb zur Unterkunft-Suche.

Viele Touristen nutzen Airbnb zur Unterkunft-Suche.

Foto: Andreas Endermann

Anne Hidalgo will aber nicht nur das Unternehmen mit einer Millionenstrafe überziehen. Sie plant auch, die Regelungen für Vermietungen von Privatleuten noch weiter zu verschärften. Sie verlangt, dass in Zukunft die Leute in Paris ihre Wohnungen nur noch für 30 Tage im Jahr vermieten dürfen – anstatt der bisher geltenden 120 Tage.

Die Reaktion von Airbnb auf den Vorstoß aus Paris ließ nicht lange auf sich warten. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben die Vermieter in Paris weitgehend über die aktuellen Vorschriften informiert. „Dennoch behaupten wir, dass die in Paris erlassenen Vorschriften, von denen jeder fünfte Pariser betroffen ist, ineffektiv und unverhältnismäßig sind und gegen die europäischen Vorschriften verstoßen“, hieß es in einer offiziellen Stellungnahme. Nach Angaben des Unternehmens nutzt einer von fünf Einwohnern der französischen Hauptstadt die Möglichkeit, seine Wohnung für einige Zeit zu vermieten. Insgesamt seien in Frankreich 500.000 Wohnungen auf dem Markt – davon allein 65.000 in Paris.

Die Bürgermeisterin kontert, dass sie verstehen kann, wenn sich jemand angesichts des teuren Lebens in Paris hin und wieder etwas über Airbnb hinzuverdient. Das habe inzwischen aber nichts mehr mit der sympathischen Idee des Teilens zu tun. Das Untervermieten von Zimmern sei zu einer florierenden Industrie geworden, sagt Hidalgo, die dazu führe, dass sich ein normaler Einwohner keine Wohnung mehr im Stadtzentrum leisten kann. Sie sei auf jeden Fall gewillt, die Sache auszufechten. Die erste Anhörung findet Mitte kommender Woche vor dem Handelsgericht in Paris statt.

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