Familien-Reise Mit dem Nachwuchs nach London

London · Die britische Hauptstadt ist immer eine Reise wert, mit Kindern aber ganz besonders. Der Nachwuchs eröffnet völlig neue Blickwinkel auf Orte in der Stadt, die man ohne Kinder vielleicht nicht bemerkt hätte – und damit viel versäumt.

 Für eine Stadtrundfahrt bieten sich die bekannten roten Doppeldeckerbusse an, die aus dem Stadtbild der englischen Metropole nicht wegzudenken sind. Die besten Plätze sind oben in der ersten Reihe.

Für eine Stadtrundfahrt bieten sich die bekannten roten Doppeldeckerbusse an, die aus dem Stadtbild der englischen Metropole nicht wegzudenken sind. Die besten Plätze sind oben in der ersten Reihe.

Foto: dpa-tmn/www.britainonview.com

Die schlechte Nachricht an erster Stelle: Billig wird das Vergnügen London leider nicht. Anreise, Übernachtung, Essen – die Stadt ist teuer. Die gute Nachricht: Mit überlegter Vorbereitung der Reise kann man Geld sparen.

Aber der Reihe nach: Schon bei der Anreise hat man die Qual der Wahl – mit dem Flugzeug, mit der Bahn durch den Eurotunnel oder doch mit eigenem Auto und Fähre. Bei Zug oder Flug kann man bei weitreichender Vorausplanung lohnende Schnäppchen machen. Für die Fähren gibt es günstige Kurzreise-Tarife, wenn man nur drei oder fünf Tage bleiben möchte, was für einen reinen Stadt-Besuch mit Kindern ausreichend ist. Ein großes Erlebnis für den Nachwuchs sind alle drei Anreisemöglichkeiten allemal.

Praktisch und günstig für die Fortbewegung in der Stadt ist die Oyster-Visitor-Card, die man an jeder U-Bahn-Station am Automaten oder Schalter kaufen kann. Sie wird mit einem Betrag nach Wunsch aufgeladen, den man dann verbraucht und gegebenenfalls nachbuchen kann. Für Kinder gibt es Ermäßigungen je nach Alter, die das Personal an den Stationen gerne auf die Karte aufbucht.

Dann kann es losgehen: vom Tower über die Tower-Bridge, Parlament mit dem berühmten Big Ben, das Riesenrad London Eye, den Hyde Park, Buckingham Palace, den quirligen Piccadilly Circus, das Edel-Kaufhaus Harrods lassen wir kaum eine „klassische“ Sehenswürdigkeit aus. Wer mit Stadt- und U-Bahnplan zu Hause schon ein bisschen überlegt, um die Wege und Fahrten kurz zu halten, kann Zeit sparen. Denn die braucht man immer, vor allem an einem ganz speziellen Ort für Kinder: Hamleys in der Regent Street.

Der älteste und größte Spielzeugladen der Welt ist eine tolle Abwechslung. Durch die vielen Stockwerke zu streifen und eine Kuriosität nach der anderen zu entdecken, das macht nicht nur Kindern Spaß. Oder soll es vielleicht doch eine Fahrt mit dem Speedboat auf der Themse sein, bei der man die Sehenswürdigkeiten vom Wasser aus entdeckt und zusätzlich rasanten Fahrspaß genießen kann? (www.thamesrockets.com, Tickets ab 39,50 Pfund, Kinder 29,50 Pfund)

Die Planung ist hierfür sowie für andere Besichtigungen unabdingbar, will man zum Beispiel den Tower von innen besichtigen und die Kronjuwelen bestaunen oder eine Runde mit dem berühmten Riesenrad drehen. Dafür müssen Tickets vorab im Internet bestellt und meist auch noch ein Zeitfenster fest gebucht werden – der Andrang vor Ort ist groß, spontane Eintrittspreise sind teurer als Vorausbuchungen.

Kostenlos ist dagegen der Eintritt in viele Museen, die staatlich gefördert werden. Besonders das Natural History Museum ist für Kinder ein Erlebnis: Schon in der Eingangshalle hängt ein gigantisches Walskelett von der Decke, dort stehen Dinos in Lebensgröße, und man darf viel ausprobieren.

Am Trafalgar Square ist in der National Gallery Zeit für ein wenig Kulturprogramm für die Erwachsenen: Mehr als 2300 Gemälde kann man natürlich nicht in kurzer Zeit entsprechend würdigen, aber großen Eindruck bei den Kindern macht allein die Tatsache, wie alt und berühmt die Exponate sind, zum Beispiel die Sonnenblumen von Vincent van Gogh oder der Seerosenteich von Claude Monet.

Wo wir gerade bei berühmt sind, noch ein Hinweis: Wenn die Kinder plötzlich freiwillig uniformgleiche Pullover tragen, dazu vielleicht noch gestreifte Schals oder Mützen in merkwürdig altmodischen Farbkombinationen, die sie sonst rigoros ablehnen würden – dann sind sie nicht verrückt geworden, sondern nur dem Harry-Potter-Fieber verfallen, das in London das ganze Jahr über grassiert.

Was uns erneut zu Orten in der Stadt führt, die wir ohne Kind wahrscheinlich nicht aufgesucht hätten. Hören Sie unbedingt auf Ihren Nachwuchs, wenn der am Bahnhof King’s Cross das Gleis 9 ¾ aufsuchen und ein Foto schießen will – Sie sind garantiert nicht alleine in der Schlange und haben genug Zeit, die schöne Architektur des Bahnhofs zu bewundern. Oder Leadenhall Market: eine entzückende historische Marktpassage, in der man herrlich Fish & Chips essen und den Nachwuchs unter einer blauen Tür fotografieren kann, die im Film eine wichtige Rolle spielt. Die Millenium-Bridge, ebenfalls ein Drehort, führt praktischerweise direkt zum Museum Tate Modern – so lassen sich die Interessen von Groß und Klein wieder verbinden.

Was Harry-Potter-Fans ebenfalls nicht auslassen sollten: Etwa 30 Kilometer außerhalb der Stadt liegen die Studios, in denen alle Filme gedreht wurden. Heute führt hier die beeindruckende Warner Bros. Studio Tour durch die originalen Kulissen wie die Große Halle, den Hogwarts Express oder die Winkelgasse. Außerdem gibt es detailreiche Informationen und Hintergrundwissen zur Entstehung der Filme, die auch unwissende Eltern in ihren Bann ziehen. Einen kompletten Tag sollte man hierfür allerdings einplanen, für die Anreise mit Bahn und Shuttlebus von der Innenstadt braucht man knapp eine Stunde (www.wbstudiotour.co.uk, Tickets und Besuchszeit vorab im Internet buchen, Erwachsene 43 Pfund, Kinder 5-15 Jahre 35 Pfund, Familie 2 Erw. + 2 Kinder 140 Pfund).

Ein schöner Abschluss für unseren Besuch und noch einmal ein ganz anderer Blickwinkel ist ein Bummel durch das abendliche London im Dunkeln. Vom Piccadilly Circus bis zum Leicester Square funkeln Leuchtreklamen (und Kinderaugen), summen die Stimmen der Gäste vor und in den Pubs, pulsiert das Großstadtleben. Wir sagen vorerst „Bye, bye London“ – und auch die Kinder wünschen sich ein Wiedersehen.

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