Rumänien Graf Dracula lässt grüßen
Rumänien ist alles andere als hinterwäldlerisch. Der EU-Staat lockt mit atemberaubenden Kulturschätzen, hochmodernen Restaurants, hübsch restaurierten Altstädten und ursprünglicher Natur. Wir stellen Ihnen die schönsten Orte vor.
Er ist er äußerst beliebt in Rumänien: Vlad III. alias Graf Dracula. Im 15. Jahrhundert regierte er die heute südlichste Provinz des Landes, das abgeschiedene Fürstentum Walachei. Der Graf galt als äußerst streng und hatte ein Faible für Pfählungen. Doch während seiner Herrschaft soll er Verbrechen und Korruption unterdrückt und den Handel aus einem Dämmerschlaf erweckt haben. So erzählen es die Einheimischen und werben – auch wenn Belege fehlen – im ganzen Land mit dem berühmten Namen. Ob sein Geburtshaus in Sighisoara, die Wohnstätte in Bukarest oder die Törzburg in Bran – die Besucher kommen in Scharen in die hübschen Städte in den beiden größten Regionen Walachei und Siebenbürgen.
Außerhalb der Städte zeigt sich Rumänien ursprünglich und beschaulich. Nachbarn plauschen am Gartenzaun, in den Gärten quaken Frösche, Fischerboote dümpeln in Flüssen und an den Strommasten rankt Efeu empor. Wie mit dem Lineal gezogen breiten sich Mais- und Sonnenblumenfelder auf dem leicht gewellten Boden aus, wechseln sich mit Wiesen ab, auf denen Kühe grasen. Im Hintergrund ragen die grün-braunen Ausläufer der Karpaten in den Himmel. Landschaftliches Highlight aber ist das Donaudelta. Das gigantische Fluss-Sumpf-Gebiet erstreckt sich bis zum Schwarzen Meer – ein Traum für Vogelfreunde. Am besten bereist man Rumänien im Frühjahr und Herbst mit dem Mietwagen.
Rumäniens Hauptstadt Bukarest ist ein Mix aus den Jahrhunderten: Hochmoderne Bauten wie der BCR-Tower ragen wie gläserne Säulen in den Himmel. Die fast 300 Jahre alte venezianisch-orientalisch anmutende Klosterkirche Stavropoleos strotzt vor kostbaren Deckenmalereien. Und der prächtige Zuckerbäckerpalast des früheren Diktators Ceausescu – heute Sitz des Parlaments – protzt als eines der größten Gebäude der Welt. Am schönsten entdeckt man Bukarest bei einem Bummel durch die Altstadt und die Prachtstraße Calea Victoriei. Wer es bequemer mag, nimmt den City Tour Bus oder leiht sich ein Stadtrad und radelt am Fluss Dâmbovita entlang. Nicht verpassen sollte man den Platz der Revolution mit der schönen Universitätsbibliothek – schließlich endete hier 1989 die kommunistische Diktatur. Eine traditionelle Limonade zwischendurch gibt es in einem der Cafés in der Strada Franzesa. Nebenan kann man gleich einen Blick auf den alten Fürstenhof Curtea Veche werfen, den der berühmteste Rumäne im 15. Jahrhundert bauen ließ: Graf Dracula.
In dicken weißen Kapitalen prangt der Name Brasov auf dem Hausberg Tâmpa. Zu Recht, schließlich wartet die im 13. Jahrhundert von den Rittern der Deutschen Ordens als Kronstadt gegründete Stadt mit einigen Superlativen auf. Auf dem Marktplatz, der seit 1364 der Treff rumänischer, deutscher, ungarischer und türkischer Händler war, steht das ehemalige Rathaus, das heutige Museum für Geschichte, umgeben von Wasserspielen, Open-Air-Restaurants und rot bedachten Handelshäusern. Die Schwarze Kirche besitzt die größte Orgel Rumäniens. Einen atemberaubenden Blick auf das Ensemble bietet der Aussichtspunkt auf dem Tâmpa-Berg.
Viele kennen Sibiu und Alba Iulia, die beiden Schönheiten in Siebenbürgen, immer noch als Hermannstadt und Karlsburg, obwohl sie seit Ende des Ersten Weltkriegs nicht mehr so heißen. Der 73 Meter hohe Turm der Evangelischen Stadtpfarrkirche bietet den besten Blick auf das rote Dachgewirr von Sibiu und die berühmte Lügenbrücke von 1859. Spaß macht es, durch die mittelalterlichen Gassen zu schlendern, über den Großen Ring, einen Handelsplatz aus dem 15. Jahrhundert, den noch immer die Villen reicher Familien säumen, bis zum barocken Brukenthalpalais. Wer richtig staunen will, kommt an der Orthodoxen Kathedrale nicht vorbei, die im Inneren mit prachtvollen Malereien bedeckt ist.
Traditionelles Festungs-Feeling findet man nur einen Katzensprung entfernt. Siebeneckig wie ein Stern und über zwölf Kilometer lang ist die Altstadtmauer der weißen Burg in Alba Iuli. Darin lässt sich prima entspannen: an der feudalen Porta III, bei dem Wachwechsel der Kavallerie in historischen Uniformen täglich um 12 Uhr, bei einer Kokoslimonade auf der Terrasse des Carolina Café am zentralen Platz. Lohnend ist auch ein Ausflug zur Burg von Hunedoara. Das denkmalgeschützte Gebäude aus dem 15. Jahrhundert ist ein beliebtes Filmmotiv.
Sighisoaras Altstadt, die Burg, ist ein Schmuckstück, einst von deutschen Händlern und Handwerkern als Schäßburg gegründet. Kleine Plätze laden in den auf drei Etagen angelegten Ort – ein Unesco-Weltkulturerbe. Am besten entdeckt man ihn auf der hübschen Strada Scolii in der Oberstadt, spaziert von der Schülertreppe, einem überdachten Holzaufgang, zum grün bewachsenen Schulberg bis zum Burgplatz. Dort sitzt man prima unter den Sonnenschirmen des House on the Rock und genießt im Café den vorzüglichen Kirschkuchen. Toll ist der Blick auf den Stundturm, einen ehemaligen Verteidigungsturm, und das sonnenblumengelbe Haus nebenan, in dem angeblich Graf Dracula geboren wurde.