Göteborg Grüne Stadt am Kattegat
Urban, weltoffen, naturnah: Die schwedische Hafenstadt Göteborg gilt als eine der fortschrittlichsten Städte der Welt, wenn es um Klima- und Umweltfragen geht. Unsere Autorin hat sich umgesehen. Wie? Nachhaltig natürlich! Mit Zug, Fähre und Fahrrad
Sie hat alles, was das Reise-Herz begehrt: Kultur und Natur im Überfluss, erstklassige Restaurants, freundliche Menschen – wer Schwedens kleine Metropole an der Westküste besucht, gerät ins Schwärmen. Aber zunächst die harten Fakten: Göteborg ist mit knapp 600.000 Einwohnern nach der Hauptstadt Stockholm die zweitgrößte Stadt Schwedens. Sie liegt am Kattegat, der Meerenge zwischen Dänemark und Schweden.
2021 stand Göteborg zum fünften Mal in Folge an der Spitze des Global Destination Sustainability Index. Dieser bewertet die Nachhaltigkeit von Reisezielen in aller Welt anhand verschiedener Indikatoren, etwa ob recycelt wird, ob Hotels und Restaurants Umweltzertifikate haben, ob es Bemühungen gibt, die Kohlendioxid-Emissionen zu reduzieren. In Göteborg werden 97 Prozent des öffentlichen Nahverkehrs mit erneuerbaren Energien betrieben und 95 Prozent aller Hotels sind ökozertifiziert. In den Cafés und Restaurants kommen überwiegend Produkte aus der Region auf den Tisch, oft aus ökologischer Landwirtschaft. Weiterer Pluspunkt: Auch die Anreise lässt sich klimafreundlich gestalten. Göteborg ist bequem mit Zug und Fähre zu erreichen – die Überfahrt von Kiel dauert 14,5 Stunden und ist an sich schon ein Erlebnis. Vom Fähranleger radelt man in die Innenstadt etwa zehn Minuten.
Vor dem Hauptbahnhof Centralen wartet Anne Rücker. Die 27-Jährige arbeitet in der Tourist-Info, spricht fließend Deutsch und wird der Besucherin aus Deutschland die schönsten Ecken Göteborgs mit dem Fahrrad zeigen. Vom Bahnhof aus geht es zunächst vorbei am beliebten Einkaufszentrum Nordstan bis zum Gustav-Adolf-Platz. Hier, im Herzen der Stadt, haben die Göteborger dem Stadtgründer König Gustav II. Adolf ein Denkmal gesetzt. Das bronzene Standbild des Schwedenkönigs steht auf einem riesigen Sockel und ist ein beliebter Selfie-Hotspot.
Weiter entlang der Avenyn, Göteborgs Prachtboulevard. Gegenüber des historischen Stora-Theaters liegt der Eingang des berühmten Trädgårdsföreningen. „In Europa gibt es wohl keine Parkanlage aus dem 19. Jahrhundert, die ähnlich gut erhalten ist“, begeistert sich die junge Schwedin. „Unsere grüne Oase mitten in der Stadt. Viele Göteborger machen in der Mittagspause im Schatten des Palmenhauses ein Nickerchen oder lunchen im Café im Rosengarten.“
Zurück auf Göteborgs Prachtboulevard geht es bergauf bis zum Göta-Platz, wo eine weitere monumentale Skulptur in der Mitte eines Springbrunnens alle Blicke auf sich zieht. „Der Poseidonbrunnen ist eines der Wahrzeichen Göteborgs“, sagt Anne. Konzerthalle, Kunstmuseum, Kunsthalle, Stadttheater und Bibliothek – sie alle wurden wie Perlen an einer Schnur rund um den Götaplatsen angesiedelt. Nächster Stopp ist der Park Slottskogen. Auf dem Weg dorthin liegt das Universeum, das größte Naturkundemuseum Nordeuropas sowie der Vergnügungspark Liseberg; der Strom der Fahrgeschäfte stammt übrigens ausschließlich aus erneuerbaren Energien.
„Die grüne Lunge Göteborgs“, der Park Slottsskogen, ist etwa so groß wie 137 Fußballfelder. Die Wege dort führen vorbei an idyllischen Teichen, an Wasserläufen, Wiesen und kleinen Wäldchen. Sogar Elche gibt’s – in einem Freigehege für Wildtiere. „Täglich um 14 Uhr kann man bei der Fütterung der Robben zusehen, eine halbe Stunde später sind die Pinguine dran“, weiß die kundige Stadtführerin. Auch für Zweibeiner gibt es was zum Futtern, zum Beispiel in der Villa Belparc direkt am Ufer einer der Seen.
Gestärkt geht’s nach dem Essen weiter entlang der Straße Linnégatan, die von zahllosen Cafés, Restaurants und Geschäften gesäumt ist, Richtung Meer. Highlight unterwegs: Skansen Kronan, ein beliebter Aussichtspunkt. Vom Fuß des achteckigen Turms, der einst Teil der Festungsanlage war, hat man einen tollen Blick über die Stadt und den Hafen. Unter der berühmten Hängebrücke Älvsborgsbron malt die Sonne goldene Hieroglyphen aufs Meer, es duftet nach Salzwasser und Tang.
Unterhalb vom Skansen Kronan liegt das Altstadtviertel Haga. „Zunächst standen hier nur niedrige Holzhäuser“, sagt Anne. „Später wurden sie durch sogenannte Landshövdingehus ersetzt. Die sind unten aus Stein und oben aus Holz. Diese Bebauung ist typisch für Göteborg.“ Heute gibt es hier Boutiquen, kleine Läden und Cafés. Vor dem Café Husaren bleibt Anne stehen. „Die backen die größten Kanelbullar Schwedens“, schwärmt sie. Und tatsächlich: Die Zimtschnecken sind so groß wie Speiseteller! Ein idealer Ort, um eine Fika, so nennt man in Schweden die Kaffeepause, zu genießen.
Die Sonne steht schon tief und taucht die Gassen von Haga in warmes Licht. Anne hat zum Abschluss noch einen Höhepunkt auf dem Programm: die Fischkirche Feskekörka. Wer glaubt, dass es sich um ein Gotteshaus handelt, irrt. „Die Fischkirche wurde 1874 als Fischauktionshalle eingeweiht und galt mit ihren Spitzbogen-Fenstern seinerzeit als hochmodernes Gebäude.“ Aktuell ist die Feskekörka noch wegen Renovierung geschlossen, soll aber noch dieses Jahr wieder eröffnet werden, wenn die Stadt ihr 400-Jähriges (nach)feiert. Die wegen der Pandemie mehrfach verschobene Jubiläumsparty steigt vom 2. bis 6. Juni. Ein Grund mehr für einen Besuch in der grünen Stadt am Kategatt!