Kunst im öffentlichen Raum Das sind die besten europäischen Reiseziele für Street-Art
Waren bunte Graffiti und Wandgemälde in den europäischen Metropolen den Stadtobersten früher oft ein Dorn im Auge, weil illegal, so wurde inzwischen erkannt, dass die Kunstwerke Touristen anlocken. In den meisten größeren europäischen Städten gibt es inzwischen fachkundige Führungen zu den bedeutendsten und schönsten Street-Art-Werken. Wir stellen die besten Ziele in Europa für urbane Kunst vor.
(Foto: Ein Muriel in Lissabon im Stadtteil Mouraria. Die Escadinhas de São Cristovão (Treppen von São Cristóvão) sind von einem Wandgemälde gesäumt, das von verschiedenen Künstlern geschaffen wurde. Es ist ein Tribut an das Viertel und an den Fado.)
Amsterdam, Niederlande
Internationale Street-Art-Künstler haben in Amsterdam ihre Spuren hinterlassen. Sei es im Zentrum, im Jordaan-Viertel oder auf dem Gelände der NDSM-Werft. Dort gibt es auch ein Street-Art-Museum, das Straat Museum, mit über 150 Kunstwerken von mehr als 130 Künstlern.
(Foto: Street-Art in Amsterdam. "Prison Boy" vom schweizer Künstler Bustart (*1983).)
Antwerpen, Belgien
In Antwerpen werden zwölf verschiedene Street-Art-Touren angeboten zwischen zwei und 23,7 Kilometer Länge. Der Stadtteil Berchem ist auch darunter. Berchem wird das Straßenkunstviertel der belgischen Hafenstadt genannt und hat sogar einen eigenen Stadtrat für Straßenkunst ernannt.
(Street-Art von Larsen Bervoets in der Eikenstraat 4-10, 2000 Antwerpen mit dem Titel Dreamin‘.)
Athen, Griechenland
Ende der 1990er Jahre etablierte sich Street-Art in der griechischen Hauptstadt. Die Athener Straßenkünstler zog es unter anderem ins Stadtviertel Gazi, einem Industrieviertel benannt nach dem Gaswerk. Heute ist dort ein kulturelles Zentrum, das "Technopolis". Auch in den Vierteln Psyrri, Monastiraki, Plaka, Exarcheia werden Straßenkunst-Begeisterte fündig.
(Foto: Street-Art des Athener Künstlers Stmt (Stamatis) in Lepeniotou 14, Athen. Stmts ist vor allem dafür bekannt, dass er in der ganzen Stadt emotionale und politisch aufgeladene Wandbilder von Kindern anbringt. )
Barcelona, Spanien
Die Stadtviertel Poblenou und Poble Nou sind bekannt für Street-Art. Doch auch in den Vierteln Born, Gotik und Raval werden Fans der Straßenkunst fündig. Bekannte Künstler, die in Barcelona ihre Spraydosen ausgepackt haben sind unter anderem BToy, Fem Graff, Aryz, Manu Twice, Antonyo Marest, Pez und Spok.
(Foto: Bildnis der spanischen Flamencotänzerin, -sängerin und Schauspielerin Carmen Amaya in der Calle de Escoles in Barcelona. Das Murial ist von den Künstlern BTOY und URIGINAL angefertígt.)
Berlin, Deutschland
Zu Zeiten als die Berliner Mauer noch stand, hatten die West-Berliner eine riesige Leinwand. Als die Grenze fiel, wurde die Ostseite der Mauer erobert. Die East Side Gallery entstand, sogar offiziell abgesegnet vom damaligen DDR-Ministerrat. Die „längste Open-Air Galerie der Welt“ ist laut Stiftung 1,3 Kilometer lang. Natürlich gibt es in der Millionen-Metropole noch viel mehr Street-Art zu entdecken. Immer mehr legale Flächen geben zudem Künstlern den Raum, sich zu entfalten, so auch im Gleisdreieckpark auf der „Legacy Wall“.
(Foto: Großes Mural an einer Hauswand im Stadtteil Friedrichshain. "Butterfly Girl" des Künstlers Michele Tombolini, ein in Venedig geborener Street-Art-Künstler (*1963). Er lebt und arbeitet in Berlin.)
Wrocław (Breslau), Polen
Die Stadt zeigt sich aufgeschlossen gegenüber Street-Art. 2008 organisierte die Galeria Awangarda die erste Straßenkunstausstellung Polens. 20 der größten europäischen Namen der urbanen Kunst wurden eingeladen. Inzwischen ist die Stadt mit Dutzenden von gut sichtbaren Wandgemälden im öffentlichen Raum geschmückt. Der Stadtteil Nadodrze ist das berühmteste Street-Art-Viertel von Wrocław.
(Foto: Street-Art von Kero Zen (VladRusu), der einer der Initiatoren der Street-Art und Graffiti-Kunst in Rumänien ist. Das Murial ist im Stadtteil Nadodrze in Wrocław, auf der Kluczborska 15A zu sehen.)
Bristol, England
Bristol ist die Heimat des sagenumwobenen Street-Art-Künstlers Bansky. Taucht ein neues Wandbild vom ihm auf, berichten die Zeitungen darüber weltweit. Aber Bristol ist nicht nur Bansky. Künstler wie Conor Harrington, Pixel Pancho, Aryz, Stik, El Mac oder Nick Walker haben hier ihre Spuren hinterlassen. Im südlichen Stadtteil Bedminster findet jedes Jahr Europas größtes Street Art-Festival, das UpFest, statt.
(Foto: Streetart in Bristol von den Künstlern Insane51 & Fanakapan im Rahmen des Bristol's Upfest 2017.)
Brüssel, Belgien
Fachkundige Street-Art-Fans können große Namen wie Bonom, Créons, Edward von Longus oder Kool Koor in Brüssel entdecken. Und auch im Untergrund werden Besucher fündig. Die Metro ist die größte unterirdische Kunstgalerie von Belgiens Hauptstadt. Mehr als neunzig Werke zieren die Wände der neunundsechzig Stationen. Auf einer Women’s Street Art-Tour mit dem Fahrrad können Interessierte drei Stunden lang Murials ausschließlich von Künstlerinnen bewundern.
(Foto: Bildnis eines schreienden Mannes in der Leopoldstraße an der Kreuzung Wolvengracht. Künstler ist der Brüsseler Pierre Coubeau alias FSTN im Rahmen des "Parcours Street Art". Das Kunstwerk trägt den Namen REVLT!)
Kopenhagen, Dänemark
Zwar ist Kopenhagen nicht so etabliert in der Urbanen Kunst wie Berlin, Bristol oder London, doch dafür kommt Street-Art in der dänischen Hauptstadt gleich ganz groß raus. Die bunt bemalten Hauswände werten Stadtviertel auf und wurden sogar zur Gentrifizierung ärmerer Stadtteile eingesetzt. In der ganzen Stadt sind Kunstwerke zu finden, besonders aber in den Vierteln Vesterbro und Nørrebro.
(Foto: Murial in Kopenhagen im Stadtteil Vesterbro Gasværksvej 34 von dem belgischen Street-Art- und Graffiti-Künstler ROA (* 1975 in Gent). Das Bild befindet sich an der Wand der örtlichen Grundschule, die sich über das Werk gefreut haben soll, laut des Monatsmagazin für Architektur und Stadtentwicklung „Magasinet KBH“.
Lissabon, Portugal
In den 1970er Jahren waren Graffiti an den Hauswänden der portugiesischen Hauptstadt noch politisch motiviert. Mittlerweile hat die Stadt das Potenzial der bunten Wandgemälde entdeckt, die Touristen in die Stadt locken, und arbeitet mit den Künstlern zusammen. In der LX Factory, ein Kulturzentrum in einer ehemaligen Textilfabrik gibt es zahlreiche Street-Art-Kunstwerke an den Hauswänden zu bestaunen. Ebenso sehenswert: Die blaue Mauer rund um das psychiatrische Krankenhaus Lissabons. Doch nicht nur dort, sondern in ganz Lissabon schmückt Street-Art Wände, Treppen und Mauern.
(Foto: Das Kunstwerk "The empty belly" (Der leere Bauch) ist in Lissabon in der LX Factory, Rua Rodrigues de Faria, Lisboa, Portugal zu sehen. Inzwischen schmücken zahlreiche Aufkleber die schwarze Fläche um das Babygesicht. Ein fast identisches Bild gibt es auf dem RAW-Gelände in Berlin-Friedrichshain.)
London, England
Die Brick Lane in East End, Shoreditch, Camden im Norden – dort gibt es auch einen Amy Winehouse Street-Art Trail – , der Leak Street Tunnel unterhalb der Waterloo-Station, Penge, Croydon, Bloomsbury, Soho, Southbank oder Hackney Wick sind nur einige Hotspots für Urbane Kunst in der englischen Hauptstadt. Für den Anfang reicht aber schon East End. Dort ist die Dichte an Street-Art am höchsten.
(Foto: Eine Arbeit der französischen Street-Art-Künstlerin Zabou in der Hackney Road in London. Zabou lebt in London. Das Motiv können oder konnten aufmerksame Street-Art-Fans auch in Berlin auf dem RAW-Gelände in Friedrichshain und in Paris auf der Rue des Cinq Diamants in Paris 13 entdecken.)
Paris, Frankreich
Das 13. Arrondissement von Paris ist einer der Hotspots für Street-Art. Im Osten der Stadt sind die Viertel Oberkampf, Belleville und Ménilmontant bekannt für urbane Kunstwerke. Auf dem Hügel im 20. Arrondissement, dem Belvédère de Belleville, können Werke der Street-Art-Künstlerin Intra La Rue, Seth (Julien Malland), oder vom Franzosen Clet Abraham (Instagram: @cletabraham) entdeckt werden. Im Norden von Paris im Gebiet vom Canal de l’Ourcq über Saint-Denis bis hin nach Pantin und Clichy können die meisten Kunstwerke entdeckt werden.
(Foto: Auf dem Igor-Stravinsky-Platz im Zentrum von Paris zeigt eine 350 m² große Malerei das Gesicht eines Mannes, der zur Stille auffordert: ein Werk von Jean-François Perroy (*1957) alias Jef Aérosol, das mit Schablonen angefertigt wurde. Aérosol gilt als einer der Pioniere der französischen Pochoir-Bewegung (Stencil oder Schablonenkunst).
Rom, Italien
Mehr als 330 Kunstwerke gibt es in Rom zu entdecken von Künstlern wie Alice Pasquini, Agostino Iacurci, Hitnes, Sten Lex, MOMO, Seth oder Clemens Behr. Wie auch in anderen europäischen Städten ist die Straßenkunst dank Kulturvereine und Institutionen legal geworden. So wurde im Rahmen des Projekts "Ostiense District" das Rand- und Industriegebiet Ostiense zu neuem Leben erweckt. Weitere Viertel mit Street-Art sind Testaccio, San Basilio und Borgata del Trullo. Das lebendigste und bunteste Viertel der italienischen Hauptstadt ist aber Tor Marancia.
(Foto: Street-Art in Rom im Stadtviertel Tor Marancia. Das Wandbild ist vom französischen Künstler Julien Malland alias Seth (*1972) mit dem Titel "Il bambino redentore" (Das Erlöserkind).)
Wien, Österreich
Seit 2014 hat Wien ein eigenes Street-Art-Festival, das „Calle Libre“. Doch auch schon vorher wurde die Kunst im öffentlichen Raum gefördert. In 13 Bezirken wurden bisher über 70 von heimischen und internationalen Street-Art-Künstlern und Künstlerinnen gestaltet, darunter Stars der Szene wie Kobra und Kruella d’Enfer. Als Epizentrum in der österreichischen Hauptstadt gilt der Wiener Donaukanal.
(Foto: Am Wiener Donaukanal treffen sich Sprayer aus aller Welt. Das Bild mit dem Frosch ist von Manuel Muriel, einem Kunstlehrer an einer Schule im dritten Wiener Bezirk.)
Warschau, Polen
Seit 2009 gibt es das Warschauer Street Art Doping Festival - initiiert von der Organisation Fundacja Do Dzieła (Lasst es uns tun!). Es zog internationale Künstler - von BLU aus Italien, Loesje aus den Niederlanden, ROA aus Belgien, DALeast aus China bis hin zu nationalen Künstlern wie Raspazjan, Mona Tusz und die Warschauer Künstlern NeSpoon, SC Szyman und Simpson an. Um Stadtviertel aufzuwerten, fördert die Stadt Street-Art. Besonders wird das im Stadtteil Praga sichtbar.
(Foto: Das Werk "Die Marionetten-Soldaten " des italienischen Street-Art-Künstlers Blu an der Jana-Pawła-II-Allee, Ecke Siena-Straße 45. Das Wandgemälde wurde zwischen Juli und Oktober 2010 geschaffen im Rahmen der Reihe "Updates". Später sollte das Wandbild durch ein anderes Gemälde ersetzt werden anlässlich des 250-jährigen Bestehens des polnischen Volkstheaters. Die Warschauer protestierten. Mit Erfolg. Das Wandbild wurde gerettet.)