Floriade in Almere Unterwegs im neuen Land
Neben der Internationalen Gartenbauausstellung Floriade gibt es rund um die niederländische Stadt Almere in der Nähe von Amsterdam noch viel mehr zu entdecken.
Bisher zählte die Stadt Almere in der Nähe von Amsterdam nicht unbedingt zu den bekanntesten Zielen in den Niederlanden. Das könnte sich in diesem Jahr ändern, findet doch dort bis zum 9. Oktober die Floriade Expo 2022 statt. Die internationale Ausstellung des Gartenbaus ist zum einen eine Augenweide für Pflanzenliebhaber und Gartenbauinteressierte. Sie steht zum anderen aber auch unter dem Motto „Growing Green Cities“. Die Aussteller aus den Niederlanden und aller Welt beschäftigen sich damit, wie Städte lebenswerter, grüner und nachhaltiger werden können und wie die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Energie funktionieren kann. Für dieses Motto ist Almere ein besonders geeigneter Ort, denn die Stadt ist selbst eine Besonderheit. Sie entsteht erst seit 1975, hat aber schon jetzt mehr als 200.000 Einwohner und ist die am stärksten wachsende Stadt der Niederlande.
Almere steht auf Land, das von Menschenhand geschaffen wurde. Durch Eindeichung wurde 1932 aus der Meeresbucht Zuiderzee das Ijsselmeer. Die anschließende Trockenlegung von Flächen schuf das Land, auf dem sich heute große Teile der Provinz Flevoland und der Stadt Almere befinden – zumeist unterhalb des Meeresspiegels. Almere wurde als Gartenstadt geplant und verfügt über zahlreiche Grünflächen. Das Expo-Gelände wird sich nach Ende der Floriade als neuer grüner Stadtteil Hortus in die Stadt einfügen. Der Turm Flores, markant in der Mitte der Floriade gelegen, wird dann zu Wohnraum, die Studenten der Aeres University of Applied Sciences können den grünen Flevo Campus nutzen.
Schon jetzt lohnt es, sich die Stadt näher anzuschauen. Stadtführer Paul Meekel führt die Besucher an beeindruckender, moderner Architektur wie dem Haus „The Wave“ vom Architekten René van Zuuk vorbei. Eindrücklich unterscheiden sich die Bauphasen der jungen Stadt voneinander. Vieles wurde vorab gut durchdacht, etwa, dass Lieferanten ihre Waren nur an bestimmten Punkten der Innenstadt anliefern können, sodass der LKW-Verkehr aus dem Fußgängerbereich herausgehalten wird. Das Bummeln und Staunen wird damit noch attraktiver.
Auch in anderer Hinsicht haben die Planer vorausgeschaut. Das zeigt das Beispiel Oosterwold, ein Gebiet, in dem urbane Landwirtschaft und Selbstorganisation gelebt werden. Die Bewohner der rund 4300 Hektar großen Fläche zwischen Almere und Zeewolde – insgesamt sollen es einmal etwa 15.000 Wohnungen werden – nutzen die Hälfte ihrer Grundstücksfläche zum Anbau von Lebensmitteln. Jeder, der sich für ein Leben in Oosterwold entscheidet, wird somit zum Landwirt. Weitere Vorgaben betreffen unter anderem Wasserspeicher und hohe Anforderungen an die Selbstorganisation der Bewohner. Wie genau jeder die Lebensmittel anbaut – ob in Form von Obstbäumen, Gemüse oder gar Wein – bleibt dabei den Bewohnern selbst überlassen. Einige Anwohner haben sich zu einer Kooperative zusammengetan, um die Arbeiten besser koordinieren und sich helfen zu können. Wer das spannende Experiment aus der Nähe kennenlernen möchte, findet vor Ort Übernachtungsmöglichkeiten.
Ebenfalls lohnenswert bei einer Reise nach Almere ist ein kleiner Abstecher nach Lelystad, in die Hauptstadt der Provinz Flevoland, sowie in den Nationalpark Nieuw Land, der ein wahres Vogelparadies ist. Unter anderem Nieuwland Experience bietet Touren mit dem Bus oder dem Schiff an, bei denen Besucher auch etwas über die Geschichte der Provinz erfahren können. Ein tolles Ziel für Geschichtsinteressierte ist außerdem Schokland, ein
Unesco-Weltkulturerbe. Die frühere Insel Schokland, auf der die Menschen ein sehr hartes Leben hatten und die 1859 schließlich evakuiert wurde, liegt heute durch die Trockenlegung mitten im Land. Die gefundenen Spuren reichen allerdings sogar einige Tausend Jahre zurück und werden in einem Museum präsentiert.
www.visitalmere.com/de
www.visitflevoland.nl/de