Kurz vor den Sommerferien „Die Deutschen sitzen auf gepackten Koffern“

Düsseldorf · In drei Wochen starten die Sommerferien in NRW. An Nord- und Ostsee-Küsten werden Betten knapp. Der Airport Düsseldorf erhöht massiv die Zahl der Flüge. Und am Mittelmeer suchen die Hotels Gäste. Wir stellen Reiseoptionen im Sommer 2021 vor.

 Ein Passagier fährt mit einer Rolltreppe im Abflug-Terminal (Symbolbild).

Ein Passagier fährt mit einer Rolltreppe im Abflug-Terminal (Symbolbild).

Foto: dpa/Marcus Brandt

Schöne Ferien 2020 waren wegen der Pandemie eher die Ausnahme. Der Osterurlaub fiel aus. Aber mit dem Fortschritt der Impfkampagnen kommt die Sommersaison 2021 in Schwung. Am Freitag wurde Österreich von der Liste der Risikogebiete gestrichen, davor schon Italien, Mallorca und Portugal, aus der Türkei und Griechenland oder Frankreich ist die Heimkehr ohne Quarantäne möglich. Nach mehr als einem Jahr hebt die Bundesregierung die generelle Reisewarnung für touristische Reisen in Corona-Risikogebiete ab 1. Juli auf. „Nach langen Monaten des Lockdowns dürfen wir uns auf mehr Normalität freuen, das gilt auch für das Reisen“, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas am Freitag zu diesem Schritt.

„Wir erwarten weitere Öffnungen“, sagte Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Der Deutsche Reiseverband (DRV) berichtet, aktuell liege der Buchungsstand bei rund 30 Prozent des Volumens im Juni 2019, seit April zöge das Geschäft massiv an. Insgesamt rechne der DRV mit 40 Prozent der Sommerreisen von 2019, sagt Dirk Inger, Hauptgeschäftsführer des Reiseverbandes: „Die Deutschen sitzen auf gepackten Koffern.“

 Stark ausgebucht sind vorrangig Unterkünfte an  Nord- und Ostsee - sonst ist viel zu buchen.

Stark ausgebucht sind vorrangig Unterkünfte an  Nord- und Ostsee - sonst ist viel zu buchen.

Foto: QUELLE: DS Destination Solutions, bezogen auf eigene Reservierungssysteme | FOTO: IMAGO | GRAFIK: FERL

NRW-Familien haben dieses Jahr bei den Sommerferien sowohl Glück wie auch Pech: Weil die Schulferien (Start am 3. Juli) sehr früh beginnen, sind mehr Kapazitäten frei als einige Wochen später. Andererseits werden weniger Bürger bis dahin komplett durchgeimpft sein als in anderen Bundesländern bei deren späteren Ferienstarts. Mehr Tests vor Abflug oder Einreise könnten also notwendig sein.

Mallorca, Mallorca, Mallorca, so lautet einer der Haupttrends. Was dies bedeutet, demonstriert Lufhansa: Sie werde Palma in diesem Sommer auch mit Jumbo-Jets Boeing 747 anfliegen, gab Vorstandschef Carsten Spohr bekannt. Mit Autoanreise, Deutschland, Nordsee und Bayern lässt sich ein zweiter Trend zusammenfassen. „Exotische Ziele sind in diesem Sommer weniger gefragt“, sagt der Kieler Tourismusforscher Martin Lohmann, „die Menschen suchen eher das Sichere und Vertraute. Und sie wollen raus.“

Wir beschreiben, wie die Lage bei den wichtigsten Zielen ist.

Deutschland In den beliebtesten Ferienregionen könnte es im Juli und August eng werden. Nur noch jedes vierte Quartier an Ost- und Nordsee sei in diesen zwei Monaten noch frei, meldet die Reservierungsfirma DS Destination Solutions. In den bayerischen Alpen sind im Juli nur noch 34 Prozent der Unterkünfte unbelegt, wiedas Tochterunternehmen des Hotelvermittlers HRS aus Köln mitteilt. Ganz schwer ist es auf den Nordseeinseln, wo nur noch 15 Prozent des Angebots verfügbar sind. Die schönsten Unterkünfte auf Norderney, Sylt oder Borkum sind also im Hochsommer alle schon weg.

Trotzdem sehen die Experten viele Chancen: Noch jede zweite Unterkunft am Bodensee oder im Bayerischen Wald ist im Hochsommer noch verfügbar, rund 40 Prozent sind es an der Mecklenburgischen Seenplatte. Gerade für Fahrradfahrer gibt es also viele Möglichkeiten auch innerdeutsch. Gunilla Krebs, Mitglied der Geschäftsleitung bei DS Destination Solutions, sagt: „Es gibt eine große Nachfrage für Küsten und Alpen. Wer Ruhe und Auswahl sucht, sollte aber auch die Regionen abseits der Dauerbrenner in Betracht ziehen.“

Auslands-Aufwind Das große Glück für Urlauber ist, dass mit mit dem Sinken der Coronazahlen und wegen der Impfungen immer mehr Länder öffnen und dass Deutschland die Regeln für Reiserückkehrer stark vereinfacht hat. Der digitale Impfpass startet, aber auch in Papierpässe eingetragene Immunisierungen geben neue Reisefreiheit für viele Menschen. „Das ist gut so“, sagt Ute Dallmeier, Leiterin des First Reisebüros in Mönchengladbach, „die Menschen wollen sich wieder frei auch ins Ausland bewegen, und es wird gerade in Europa immer leichter.“ Dabei ist klar, dass der Sommer 2021 eher ein Spätbucherjahr ist: „Die Leute haben lange abgewartet“ ergänzt Dallmeier, „und auch jetzt entscheidet sich nicht jeder sofort, sondern wartet manchmal noch etwas ab.“

Kroatien/Italien/Spanien Weitere Zahlen von DS Destination zeigen, dass es in Italien, Kroatien und Spanien noch für Juli und August massenhaft freie Kapazitäten für Urlauber gibt. Mehr als 70 Prozent freie Wohnungen oder Hotels gibt es fast überall, einzige Ausnahme ist Südtirol, wo im August schon jede zweite Möglichkeit vergeben ist.

Österreich Weil viele Familien mit Buchungen gewartet haben, liegt die Zahl der freien Betten im Juli selbst in Kärnten, im Salzkammergut und im Bregenzerwald noch bei mehr als 40 Prozent, in anderen Gebieten wie dem Zillertal und dem Salzburger Land über 60 Prozent.

Flüge Vor sechs Wochen gab es in Düsseldorf 87 Starts und Landungen, dieses Wochenende kommen am Tag 178 Flugbewegungen zusammen, in vier Wochen erwartet Airport-Leiter Thomas Schnalke 313 An – und Abflüge am Tag, knapp halb so viel wie im Juli 2019: „Unsere Airlinepartner nehmen sukzessive bewährte und neue Ziele auf. Wir freuen uns sehr, dass wir unser Streckennetz weiter ausbauen“.

Pauschalreisen Groß im Trend liegen Mallorca, Griechenland, Zypern, Portugal und langsam auch die Türkei. Das berichten Veranstalter wie Tui und Alltours. Fast überall ist das Angebot noch größer als die Nachfrage, doch sehr begehrte Ziele könnten bald knapp werden. „„Der Korken ist aus der Flasche“, sagte Ingo Burmester, Deutschlandchef von DER Touristik. Die Buchungen würden steil nach oben gehen.

Wie sehr die Konzerne noch um das Geschäft bangen, zeigen die Angebote möglicher kostenloser Stornos bei unerwarteten Schwierigkeiten, aber auch die Preise. Bei Alltours können Kunden bei Neubuchungen bis zum 15. Juni die Abreise bis 14 Tage vor Start noch stornieren und bis 14 Tage vor Abreise noch kostenlos umbuchen. Eine Reihe von Veranstaltern wie Tui bieten an, dass Reisen gegen einen Aufpreis ab 29 oder 39 Euro bis zwei Wochen vor Abreise kostenfrei abgesagt werden können. „Das machen sehr viele Leute“,sagt ein Manager.

Für 735 Euro pro Kopf sind Reisen nach Mallorca direkt zum Ferienstart am 6. und 7 Juli ab Dortmund und Köln möglich, zeigt eine Übersicht von Alltours. Die Unterkunft ist im Vier-Sterne-Hotel. Eine Woche Kreta kostet knapp 800 Euro ebenfalls in einem Vier-Sterne-Haus, für ein relativ edles Haus in Side an der türkischen Ägäis sind knapp 900 Euro für eine Woche ab dem 15. Juli fällig. Bei Tui kostet eine Woche im Robinson Club auf Zypern Anfang Juli 965 Euro ab Düsseldorf, nach Bulgarien geht es per Jet für 833 Euro am 14. Juli ab Düsseldorf. Ist das günstig? „Vor zwei Jahren waren die Preise in der Hochsaison teurer“, sagt ein Tui-Manager.

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