Cabo de São Vicente in Portugal Eine Wurst mit Blick auf den Atlantik
Sagres · Ein Aussteigerpaar aus Nürnberg verkauft Bratwürste am äußersten Zipfel der portugiesischen Algarve. Ihre Bude ist Startpunkt für eine der schönsten Entdeckungstouren, die man in Portugal machen kann.

Portugal von der Würstchenbude aus entdecken
Am Ende der Alten Welt spricht man deutsch. "Die Letzte Bratwurst vor Amerika", verheißt das Schild auf dem Imbisswagen am Cabo de São Vicente, der äußersten Landspitze Portugals am südwestlichen Zipfel Europas.
Auf dem Wagen an der Straße zum Leuchtturm thront eine lächelnde Bratwurst. Die deutschen Auswanderer Wolfgang und Petra Bald und ihr Team verkaufen hier seit 1996 Nürnberger und Thüringer Bratwürste, mitten in der Region, in der Portugal einst seinen Weltruf als Seefahrernation begründete. Die Besitzer stammen aus der Bratwurststadt Nürnberg.
Als Urlauber hatten sie sich in die Gegend verliebt und blieben. Die Idee kam ihnen auf einem Campingplatz. Denn Wolfgang Bald hatte alternativ zum fischlastigen, portugiesischen Essen auf seinen Ausflügen immer Nürnberger Würstchen dabei - in Dosen. Die Würste importieren sie aus dem oberpfälzischen Schwandorf. Die Brötchen stammen aus der Region.
Berühmt durchs Fernsehen
Die Bude hat den Balds schon zu einiger Berühmtheit verholfen. Sie sind mehrfach im Fernsehen aufgetreten und werden inzwischen sogar im 1. Deutschen Bratwurstmuseum in ihrer Heimatstadt Nürnberg gewürdigt. Genießen lässt sich die deutsche Wurst auf einer der schönsten Entdeckungstouren, die man in Portugal machen kann. Rund um die sechs Kilometer lange Halbinsel, auf der sich die Bude befindet, lassen sich einige der wichtigsten historischen Stationen der einstigen Seemacht von Weltrang besichtigen.
Gleich hinter dem Kap liegt das Städtchen Sagres. Hier hat Heinrich, der Seefahrer, gewirkt, der im 15. Jahrhundert den Erfolg der Portugiesen auf dem Wasser begründete. Auch Christoph Columbus bereiste das Kap, später zerstörte der englische Pirat Sir Francis Drake das alte Franziskanerkloster und die Festung. Übrig geblieben ist von der reichen Geschichte nichts.
Der Leuchtturm darf nicht betreten werden. Forscher bezweifeln sogar, dass sich unter der bis heute erhaltenen Festung auf dem Kap die Überreste von Heinrichs Seefahrerschule befinden. Der Wind, die schroffen Klippen und der wilde Atlantik lassen aber erahnen, was für ein Wagnis die Seefahrt früher war.
Endlose Sandstrände
Überhaupt die Landschaft: Die endlosen Sandstrände an der Westküste liegen so weit abseits der Städte, dass man selbst in der Hochsaison noch viel Platz hat, während die Orte heillos überlaufen sind. Surfer haben die windige Westküste für sich entdeckt, einige Orte haben sich zu Hochburgen des Wassersports entwickelt. Lagos ist ein typischer Badeort. Von hier brach 1573 König Sebastiao mit einer riesigen Armee zu einer Schlacht in Marokko auf und blieb - wie fast alle Soldaten - verschollen.
Um den König hat sich ebenfalls ein Kult gebildet, der Sebastanismus. Der König als Sinnbild der Portugiesen, wieder zu alter Stärke zu finden. Eine moderne Statue vor dem Rathaus zeigt ihn als Astronaut. Ein kleines Museum erinnert an die Schattenseite der einstigen Weltmacht: In Lagos gab es die erste Versteigerung von Sklaven, die aus Afrika kamen. Es ist dieser furchtbaren Vergangenheit geschuldet, dass heute die größte Stadt Nigerias nach dem kleinen portugiesischen Städtchen benannt ist.
Typisch für die Küste ist der starke Wind, der selbst im Hochsommer bläst. Viele Touristen unterschätzen seine Kraft. Spätestens, wenn sie am Cabo de São Vicente mit einer Bratwurst in der Hand stehen, frieren sie. Darauf hat ein Stand neben der Bratwurstbude sein Geschäft begründet: Er verkauft dicke Pullover.