Aus dem Moloch ins Surferparadies Eine Reise durch Bangladesch

Dhaka · Aus Bangledesch kommen in Europa meist nur negative Schlagzeilen an. Und in der Tat ist die Hauptstadt Dhaka ein Moloch. Doch es gibt auch Traumstrände und kulturelle Sehenswürdigkeiten. Nur in Busse sollte man nach Möglichkeit nicht einsteigen.

Surferparadies Bangladesch
8 Bilder

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Aus Bangledesch kommen in Europa meist nur negative Schlagzeilen an.
Und in der Tat ist die Hauptstadt Dhaka ein Moloch. Doch es gibt auch Traumstrände und kulturelle Sehenswürdigkeiten. Nur in Busse sollte man nach Möglichkeit nicht einsteigen.

Im großen Vorhof der Moschee von Hazrat Shah Jalal schauen die Gläubigen gebannt in einen Teich. Kinder knien am Wasser, wollen ganz nah an den Fischen sein, die als heilig gelten.
Der Schrein in Sylhet im Norden von Bangladesch ist eine wichtige Pilgerstätte. "Darf ich ein Foto machen?", fragt der Familienvater den Gast aus Deutschland und legt ihm gleich sein Baby in den Arm. Die Mutter posiert daneben. Ihr cremefarbener Schleier verhüllt nur einen Teil ihrer dunklen Haare. Andere Familien kommen hinzu: Small Talk, Fotos mit der Handy-Kamera, entspannte Atmosphäre zwischen weißen Mauern und hohen Palmen.

Freundliche Atmosphäre

Bangladescher lieben Fotos. Das hat für Ausländer in dem muslimischen Land Vorteile. Der Gast hat freie Bahn, wenn er fragt, auch selbst posiert und plaudert. Wer heimlich den Zoom nutzt, verpasst die Begegnung mit den Menschen: Die sind hilfsbereit, freundlich, neugierig, manchmal aufdringlich, aber nicht bedrohlich.

In der Nähe von Sylhet gedeiht der Tee prächtig. Das Leben der Plantagenarbeiter ist hart: Lange Arbeitszeiten und am Tag umgerechnet höchstens ein Euro als Lohn. Grüne Hügel, Flüsse, Wasserfälle, Obstplantagen locken zu Tagesausflügen. Weiter entfernt in den Wäldern rollen einige Arbeitselefanten Stämme und stapeln große Baumteile.

Hauptstadt Dhaka

Die Hauptstadt Dhaka ist ein Moloch: Hochhäuser, Banken, Parks, Elendsviertel, Museen und Moscheen. 12 bis 14 Millionen Menschen leben hier. Unzählige Fahrrad-Rikschas verstopfen vor allem die engen Straßen von Alt-Dhaka. Der Fahrer radelt bis zu vier Personen durch Lärm und Abgase, gestikuliert, lacht, schimpft und klingelt. Mit Hänger wird sein Rikscha zum Lieferwagen. Maler schmücken Sitze und Rückseite mit Tigern, Blüten, Pop- und Filmstars. Für den staunenden Touristen ist das eine rollende Kunstausstellung in schrillen Farben.

Doch Vorsicht ist geboten. Das Auswärtige Amt rät davon ab, nach Einbruch der Dunkelheit mit Fahrrad- und Motor-Rikschas oder zu Fuß unterwegs zu sein. Die Kriminalität steigt auch in von Ausländern bewohnten Stadtteilen. Zwischen Ahsan Manzil, dem "Rosa Palast", und dem Buriganga Fluss ist das organisierte Chaos aus Booten, Trägern, Kisten, Rikschas und Lieferwagen für Ausländer ein faszinierendes Erlebnis. Dhaka war nach der Aufteilung Indiens 1947 die Hauptstadt von Ost-Pakistan. Der Krieg mit West-Pakistan brachte 1971 die Unabhängigkeit für Bangladesch, das Land der Bengalen.

Hohe Unfallquote

Wer das Busabenteuer wagt, sollte kurze Strecken wählen. Bei der Unfallquote sind die waghalsigen Buslenker weltweit ganz vorn. Es gibt wenig freie Strecken. Bangladesch mit 160 Millionen Einwohnern ist eines der dichtbesiedeltsten Länder und nur so groß wie Süddeutschland.

Für Einheimische ist Cox's Bazar im Südostzipfel unweit von Myanmar das Traumziel. "Im Winter ist es so voll, dass Strandliegen auch nachts zu mieten sind und viele Urlauber im Bus schlafen", sagt Samuel Hillary Gomes, Manager bei Mermaid Eco Tourism. Er hat in London studiert und bedauert: "Leider sind die Schlagzeilen über Bangladesch in Europa negativ - Fährunglücke, Unwetterkatastrophen, Armut." Über Alltag und Schönheiten werde kaum berichtet.

Surfer aus USA und Australien

Einige Surfer aus den USA und Australien haben die Brandung hier am Golf von Bengalen vor knapp 20 Jahren entdeckt. "Ich bekam 1995 ein Surfboard und wusste erst nicht, was ich damit anfangen soll", erzählt Jafar Alam. Der muskulöse Mann mit dunkler Haut ist Chef der ersten Surfschule in Cox's Bazar und veranstaltet im Herbst internationale Wettbewerbe. "Uns fehlen Sponsoren", sagt er. Die wenigen Frauen stehen mit Shirt und langen Hosen auf dem Brett.

Der graue, flache Sandstrand scheint endlos, ist etwa 120 Kilometer lang und selbst bei Flut bis zu 250 Meter breit. Drei Frauen in farbigen, lange Gewändern, das lange schwarze Haar offen, sitzen mit zwei Kindern in einem orangefarbenen, breiten Liegstuhl.
Sie schauen auf die Mutigen, die mit voller Kleidung ins Wasser waten, zumindest bis zum Knie. Für Frauen scheint ein warmes Fußbad der Renner zu sein. Am Horizont schaukeln Fischerboote.

Über 20 Hotels, unzählige Restaurants und Teestuben werben um Gäste. Drei oder vier Hotelbars verkaufen Bier und Whisky, alles importiert, bis auf das neue einheimische Bier. "Mein Land macht Bier? Das glaube ich nicht", sagt Reiseführer Anamul Hoque. Mit einem Ausländer betritt der strenggläubige junge Mann neugierig eine Bar, bleibt stark und bestellt als der einzige Muslim im Raum eine Limo.

(dpa)
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