Galápagos-Inseln Ein Paradies für die Ewigkeit?

Die zutrauliche Tierwelt und bizarre Vulkanlandschaften machen Galápagos zu einem gefragten Tourismusziel. Wird die Idylle dadurch bedroht?

So schön sind die Galápagos-Inseln
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So schön sind die Galápagos-Inseln

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Foto: dpa, Ministerium für Tourismus

Wo gibt es das noch? Seelöwen teilen sich den Strand mit Touristen. Meerechsen und Schnorchler ziehen nebeneinander durch die Unterwasserwelt. Riesenschildkröten grasen friedlich neben einer Picknickgruppe, und Pelikane helfen auf dem Fischmarkt aus.

Seit die ersten europäischen Schiffe im 16. und 17. Jahrhundert die Galápagos-Inseln anliefen, sind die Besucher von der Zutraulichkeit ihrer Tierwelt fasziniert. Das Fehlen natürlicher Feinde über Jahrtausende ließ sie jegliche Scheu abstreifen - paradiesische Zustände für die wenigen Arten, die es bis auf das etwa 1000 Kilometer westlich von Ecuador gelegenen Archipel geschafft hatten. Doch das Eintreffen der Menschen wurde ihnen zum Verhängnis. Ohne Pardon wurden sie gejagt, als Proviant auf Schiffe verbracht oder zur Ölgewinnung gekocht. Eingeschleppte Krankheiten, Ratten, Hunde, Ziegen und Katzen taten ihr Übriges, um einige Arten zu vernichten, andere an den Abgrund des Aussterbens zu bringen.

"Als Ecuador im Jahr 1959 ganze 97 Prozent der Inselflächen zum Nationalpark erklärte, war dies ein Segen für die verbliebenen Tiere", sagt Karin Kugele, die Deutschland den Rücken kehrte, um 1998 auf den Inseln Reiseführerin zu werden. Sie gehört heute zu den besten Naturguides auf den Inseln und arbeitet für den deutschen Veranstalter Galápagos Pro. "Es ist eine magische Welt. Wahrscheinlich kommt man nirgendwo sonst den Tieren so nah." Bevor Kugele ihre Gäste mit in die einzigartige Natur nimmt, ermahnt sie: "Immer auf dem Pfad bleiben, nie die Tiere berühren oder füttern und auf keinen Fall Blitzlicht verwenden."

Wer diese Grundregeln einhält, kann auf Galápagos einige seiner schönsten Urlaubsmomente erleben. Schon ein erster Spaziergang entlang der Uferpromenade in Puerto Baquerizo Moreno auf San Cristóbal macht deutlich, dass ein Aufenthalt auf diesen Inseln kein normaler Urlaub ist. Auf den Promenadenbänken rekeln sich Seelöwen im warmen Licht der untergehenden Sonne. Am Stadtstrand mischen sie sich unter die Sonnenanbeter und wer auch immer zuerst da war, behält den besten Platz. "Bei gegenseitigem Respekt kann man wunderbar miteinander auskommen", bringt Karin ihr Credo auf den Punkt.

Einen Eindruck davon, was sich seit 1959 zum Positiven verändert hat, erhält man beim Besuch eines der drei großen Aufzuchtzentren für Riesenschildkröten. Tausende winzige Schildkrötenkinder wachsen hier fünf bis sechs Jahre lang behütet auf, um dann in die Freiheit entlassen zu werden. "Ohne diese Zentren sähe es um die hiesige Population sehr ernst aus", schätzt Kugele. "Für Ratten, Katzen und Ameisen sind die Eier in freier Natur eine leichte Beute." Nachdem die Schildkröten vom Aussterben bedroht waren, leben jetzt wieder rund 38.000 Exemplare auf den Inseln. Ohne die Geldeinnahmen aus dem Tourismus wäre dies kaum möglich gewesen.

Dennoch bringt der Tourismus nicht nur Segen. Im Jahr 2007 hatte die Unesco Galápagos auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt. Ecuador musste gegenlenken. Die in den Vorjahren stark gestiegene Einwohnerzahl der Inseln wurde reduziert und strenge Regeln für den Kreuzfahrt-Tourismus kamen zur Anwendung. Die Anzahl der Kreuzfahrer ist aktuell sogar rückläufig, doch das Tourismusministerium hatte nicht mit dem drastischen Anstieg des Inselhoppings als neuen - und weitaus kostengünstigeren - Trend im Galápagos-Tourismus gerechnet. Neue Hotels schossen auf den bewohnten Inseln Isabela, Santa Cruz und San Cristóbal aus dem Boden, Einheimische schneiden sich mit angebauten Gästewohnungen - nicht immer legal errichtet - ein Stück vom Kuchen ab.

Wieder war die Regierung zum Eingreifen gezwungen. Jeder Gastgeber muss jetzt seine Unterkunft nach vorgegebenen Standards legalisieren oder verliert das Beherbergungsrecht. Dabei ist der Anstieg der Touristenzahlen von 204.000 im Jahr 2013 auf 223.000 in 2015 offensichtlich verkraftbar. Der Erhalt paradiesischer Zustände in Galápagos hängt wohl eher davon ab, ob die 97 Prozent Nationalpark auch weiter geschützt und die Grundregeln des Verhaltens gegenüber Flora und Fauna konsequent eingehalten werden. Karin Kugele zeigt sich optimistisch: "Das ist durchaus zu schaffen, aber bei der Sensibilisierung der Besucher und Einheimischen sowie bei der Ausbildung von Naturguides gibt es durchaus noch Verbesserungspotenzial."

Die Redaktion wurde von Galápagos Pro eingeladen.

(RP)
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