Thailand Zu Besuch auf Thailands größter Insel
Prachtvolle Tempelanlagen, feinste Sandstrände, die natürliche Herzlichkeit der Thais und ganz viel Exotik – Phuket gehört zu den beliebtesten Inseln Südostasiens. Ihr Ruf ist dennoch nicht der beste. Dabei hat sie mehr zu bieten als Party- und Pauschaltourismus.
Phuket wird gerne auch als „Mallorca Thailands“ bezeichnet. Zugegeben, das trifft den Nagel auf den Kopf. Denn wie auf der spanischen Mittelmeerinsel gibt es auf Phuket Orte für jeden Geschmack – von „Ballermann“ bis Naturoasen. In den 1990er-Jahren war Thailands größte Insel noch ein wahres Paradies. Hotspots wie Patong, Karon und Kata im südlichen Teil haben jedoch ihren ehemaligen Charme verloren. Sonne, Strand und Nachtleben locken für vergleichsweise wenig Geld Touristenscharen aus aller Welt an.
„Dabei birgt Phuket abseits dieser massentouristischen Pfade auch eine Vielzahl von abgelegenen Ecken und wilden Stränden“, berichtet Anong Bunmi, Masseurin am Kata
Beach. „Für alle, die es gerne etwas einsamer haben.“ Schmale Straßen schlängeln sich durch üppig grüne Berge, felsumrandete Buchten und bunte Häuschen prägen unverbaute Landschaftszüge. Zu diesen ruhigeren Spots gehört auch der idyllische Strand von Mai Khao im Nordwesten. Er ist der ideale Ort, um zu relaxen und eine, man glaubt es kaum, nahezu unberührte Natur sowie dörfliches Thai-Ambiente gleichermaßen zu genießen. In den gemütlichen Strandbuden treffen sich Expats, Einheimische und Urlauber zum Sundowner – chillige Reggae-Atmosphäre statt „Sex, Drugs and Rock’n’Roll“.
Der längste Abschnitt des elf Kilometer langen Mai Khao Strandes ist Teil des geschützten Sirinat Nationalparks (auch als Layan Park bekannt). Diese sattgrüne Oase wird durchzogen von Flussadern, auf denen bunte Fischkutter dümpeln, von idyllischen Buchten mit vorgelagerten Korallenriffen, von Mangrovenwäldern und einem schattigen Strandwald. „Er dient Einheimischen als Picknickspot“, erklärt Anong, die auf Phuket geboren wurde. Im Winter legen Meeresschildkröten an den geschützten Stränden ihre Eier ab. „Hier gehört Phuket noch uns und der Natur.“ Es ist ein kleines Stückchen Thailand aus vergangenen Zeiten, als es noch keinen Touristentrubel gab.
Wenn man nicht gerade auf schrille Lichtreklamen oder über dichte Liegestuhlreihen, sondern nur auf das Meer mit all seinen Farbnuancen blickt, kann sogar auf Phuket die Zeit stehen bleiben. Die Andamanensee wird hier bis zu 30 Grad warm. Und bei allen Veränderungen auf dem Festland hat sich im kristallklaren Wasser auch etwas Gutes getan: „Die Korallengärten wachsen wieder an der Westküste zwischen Kamala und Surin“, verkündet Dive Master Tao Sithong. „Auch die bunten Tropenfische, die sich immer mehr auf die vorgelagerten Taucherinseln von Similan zurückgezogen hatten, kehren langsam hierher zurück.“ Ganze Fischschwärme tummeln sich zwischen dem nördlichen Ende von Kamala Beach und Laem Singh.
„Urlauber, die über das Festland nach Phuket kommen oder die Insel zwischendurch verlassen möchten, sollten einen Ausflug nach Phang Nga Bay einplanen“, empfiehlt Tao. Vor der Küste liegen mehr als 100 skurril geformte Inseln und Felsblöcke im smaragdgrünen Wasser. Sie wurden bereits 1981 zum Marinenationalpark erklärt. Eines dieser Naturwunder ist Khao Phing Kan, die als „James-Bond-Insel“ Berühmtheit erlangte, nachdem auf der vorgelagerter Felsnadel Khao Ta-Pu der Bond-Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“ (1974) gedreht wurde.
Eine Tour durch diese Insellandschaft ist ein Erlebnis für sich. Mal steigt man auf einer Insel aus, um durch ein muslimisches Fischerdorf zu streifen. Oder man schippert im Schlauchboot zu zweit durch enge Kanäle mit tiefen Felsbögen. Es stört nicht einmal, dass es gelegentlich zu Schlauchboot-Stau kommt, weil die Natur rundherum so beeindruckend ist. Im Gedächtnis bleiben vor allem die bizarren Formen und Farben der steilen Kalksteinfelsen, die ihre Spitzen in den Himmel recken.
Eine reine Urlaubsdestination wie Phuket kann sich zwar nur schwer mit der kulinarischen Vielfalt Bangkoks vergleichen. Doch in den letzten Jahren hat sich die Insel zu einem kleinen Paradies für Foodies gemausert. „Exzellentes Streetfood gibt es bei Go Benz in Phuket Town, die vermutlich berühmteste Garküche auf der ganzen Insel“, verrät Anong. Seit mehr als 15 Jahren wird dort das authentische Reisgericht Khao Tom Haeng mit knusprigen Schalotten und in Sojasoße mariniertem Schwein serviert. „Das Restaurant ist schon halbvoll, bevor überhaupt die erste Bestellung aufgenommen werden kann“, sagt die Masseurin und lacht. „Und da es nach dem Mondkalender öffnet, stehen Touristen ab und zu auch vor verschlossenen Türen.“
Ein „delikates“ Highlight ist auch die insektenreiche Dschungelküche, die auf jedem Thai-Markt anschaulich gedämpft, gebrutzelt und frittiert wird: Zikaden, Maden, Heuschrecken, Bambuswürmer, Reiskäfer und Ameiseneier. „Diese Snacks wurden ursprünglich von mittellosen Einwanderern aus dem Nordosten Thailands eingeschleppt“, berichtet Anong. Auf Phuket dienen sie vor allem der touristischen Folklore und für Mutproben. Für viele Streetfood-Besitzer ist das Gekreuche ein einträgliches Geschäft – obwohl sie selbst ein großen Bogen darum machen. „Zu Recht“, sagt Anong kichernd.