Klein-Tokio am Rhein Düsseldorf auf japanisch

Düsseldorf · Etwa 6500 Japaner leben in Düsseldorf, über 500 japanische Unternehmen gibt es dort. Die Stadt hat eine der größten japanischen Kolonien in Europa. Besucher entdecken die exotischen Reize bei einer besonderen Stadtführung.

So japanisch ist Düsseldorf
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Klein-Tokio am Rhein

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An der Kreuzung von Immermann- und Charlottenstraße, nur ein paar hundert Meter vom Hauptbahnhof entfernt, lässt Ute Michler die Besuchergruppe zum ersten Mal innehalten. "Hier stehen wir vor dem Deutsch-Japanischen Center", erläutert die Gästeführerin. Der Bürokomplex umfasst die japanische Handelskammer, das Generalkonsulat, das "Nikko"-Hotel, Karaoke-Bars und japanische Restaurants. Ute Michler sagt: "Scherzhaft sprechen wir auch von Klein-Tokio am Rhein."

Die Städte haben eine gemeinsame Geschichte

Klein-Tokio am Rhein - das ist viel mehr als nur ein Bürokomplex, wie die Besuchergruppe bei ihrem Streifzug erfährt. Düsseldorf und Japan, die gemeinsame Geschichte beginnt bereits im 19. Jahrhundert:
1859 gründet Louis Kniffler - ein Düsseldorfer - in Nagasaki das preußisch-japanische Handelshaus.

"Und rund 100 Jahre später lassen sich die ersten japanischen Unternehmen bei uns nieder", erzählt die Gästeführerin, die mehrmals im Monat und rund ums Jahr mit Touristen zur "Sushi, Sake und Co"-Tour aufbricht. Handel mit Stahl aus dem nahen Ruhrgebiet und der Rhein als Transportweg zum Hafen in Rotterdam waren damals ausschlaggebend für die Ansiedlung der Firmen aus Fernost in Düsseldorf.

Ein Prozent aller Düsseldorfer sind Japaner

Im Jahr 1961 habe es genau 279 Japaner in Düsseldorf gegeben, berichtet die Gästeführerin. Heute leben in Düsseldorf und der Region um die Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen rund 8500 Japaner, über 400 japanische Unternehmen haben dort ihren Sitz. Alleine in der Stadt selbst wohnen etwa 6500 Japaner - statistisch betrachtet rund ein Prozent aller Düsseldorfer.

Während die ersten Japaner am Rhein in den 1950er Jahren anfangs noch in ihren Büros übernachteten, gibt es inzwischen fast alles für die japanische Kolonie: Lebensmittelgeschäfte, Buch- und Zeitungsshops, Sushi-Bars, Fahrzeughändler, Reisebüros, Banken und Versicherungen, vier japanische Kindergärten, die japanische Schule und einen japanischen Club.

Im Frühsommer wird der Japan-Tag gefeiert

Längst haben sich tiefe Beziehungen zwischen Düsseldorf und Japan gebildet: Seit über zehn Jahren wird die enge Freundschaft im Frühsommer mit dem Japan-Tag am Rhein gefeiert. Die Rheinuferpromenade verwandelt sich dafür in eine Flaniermeile mit japanischer Kultur und Lebensart. Den Abschluss bildet gegen Mitternacht stets das farbenprächtige Feuerwerk, von japanischen Pyrotechnikern inszeniert.

Das Quartier um die Immermannstraße, zwischen Hauptbahnhof und Berliner Allee, ist durch Büros und Geschäfte besonders japanisch geprägt. Im Dae-Yang-Supermarkt locken vor allem fernöstliche Gewürze und exotisches Gemüse die Besuchergruppe von Ute Michler. Nicht allein Lebensmittel sind dort zu haben: Küchenmesser mit extrem scharfen Klingen, japanisches dünnwandiges Porzellan, allerlei Haushaltsgeräte aus Fernost zählen ebenfalls zum Angebot. Und natürlich Stäbchen - die Großen für Erwachsene, die Kleinen für den Nachwuchs.

Japaner lieben große Modelabels

Nach einem Sushi-Imbiss führt die Tour hinüber zu Düsseldorfs Königsallee mit ihren exklusiven Modegeschäften. "Sie spielen eine wichtige Rolle für die Japaner, die ganz versessen sind auf die großen Modemarken. Prada, Chanel und Gucci, Louis Vuitton und Hermès - alle sind auf dem kilometerlangen Prachtboulevard vertreten", erzählt die Gästeführerin.

Heinrich Heines Geburtshaus in der Bolkerstraße ist der nächste Stopp der Stadtführung. "Japaner haben eine große Vorliebe für deutsche Kultur: Die Gedichte Heinrich Heines, die Symfonien und Klavierkompositionen des Düsseldorfers Robert Schumann werden geschätzt. Junge Japaner studieren bei uns an der Musikhochschule und der Kunstakademie", sagt Ute Michler.

Zwei Stunden Stadtspaziergang durch Klein-Tokio am Rhein können Touristen wahlweise erweitern durch den Besuch des exotischen Japanischen Gartens am EKO-Haus im linksrheinischen Stadtteil Niederkassel (Brüggener Weg). Eine zweite fernöstliche Idylle gibt es im Nordpark (Kaiserswerther Straße), wo Kiefern und japanischer Fächerahorn, Steinlaternen, Hügel, Steine und ein Teich den japanischen "Garten der Besinnung" bilden.

(dpa/anch/das)
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