Urlaubstrends 2017 "Die Nachfrage liegt deutlich über dem Vorjahr"

Düsseldorf · Terrorangst und Türkei-Krise treiben die Urlauber ins westliche Mittelmeer. Der Chef von Tui-Deutschland, Sebastian Ebel, rechnet mit Auslastungen von 90 Prozent und mehr in Mallorca. Branchenweit ziehen die Reservierungen an, berichtet er im Interview.

 Ebel: "Während sich Ägypten aktuell gut erholt und wieder Zuwächse verzeichnet, werden Türkei-Reisen nach wie vor weniger gebucht."

Ebel: "Während sich Ägypten aktuell gut erholt und wieder Zuwächse verzeichnet, werden Türkei-Reisen nach wie vor weniger gebucht."

Foto: Tui

Herr Ebel, erwartet Tui in diesem Sommer für Mallorca, Spanien oder auch Portugal erneut so viele Reisende aus Deutschland wie noch nie?

Sebastian Ebel Spanien und Griechenland stehen hoch im Kurs und die Deutschen buchen dieses Jahr deutlich früher als 2016. Die Nachfrage liegt aktuell deutlich über dem letzten Jahr. Vor allem viele Familien haben sich zuletzt zurückgehalten und die Urlaubspläne aufgeschoben. Jetzt möchten sie sich schon frühzeitig ihr Lieblingshotel sichern. Die jährliche Urlaubsreise hat bei Familien einen hohen Stellenwert und wird genau geplant.

Was sind die Trends?

Ebel Es sieht momentan tatsächlich danach aus, als wären die Trends des vergangenen Jahres auch die für 2017. Neben Spanien und Griechenland sehe ich einen starken Trend zu Fernreisen. Vor allem die USA, Mexiko, Südafrika, Mauritius und die Dominikanische Republik sind gefragt. In Asien ist Indonesien aktuell das beliebteste Sommerziel.

Ist das Wachstum bei diesen Zielgebieten nicht fast zwangsläufig? Die Konjunktur in Deutschland läuft, aber viele Regionen sind im Moment nicht sehr gefragt.

Ebel Die gute Konjunktur ist sicher ein Grund für die gestiegene Nachfrage. Wir sehen aber auch einen Nachholeffekt aus dem letzten Jahr. Und: Entfernungen und Grenzen spielen heute keine Rolle mehr. Junge Menschen haben heute Freunde in anderen Ländern, es gibt Partnerschaften zwischen Schulen, Städten, Vereinen, Universitäten. Da ist es selbstverständlich, dass sie auch in diese Länder reisen wollen.

Warum soll Tui davon profitieren? Die Leute reisen doch oft auf eigene Faust.

Ebel Der Wert von Service und Beratung der organisierten Reise, wie sie Tui bietet, tritt in der jetzigen Zeit wieder stärker in den Vordergrund. Wichtig sind den Kunden ein erfahrener Partner bei der Planung und ein verlässlicher Partner im Urlaubsland.

Hat Tui sich vorsorglich besonders hohe Bettenzahlen in den genannten oder ähnlichen Regionen gesichert?

Ebel Ja. Unser Angebot wächst in diesem Jahr massiv. Wir bauen weiterhin mit Hochdruck unser eigenes exklusives Hotel- und Kreuzfahrtgeschäft aus und eröffnen in 2017 neue Häuser von RIU, Robinson, Tui Blue, Sensimar und Family Life. Das hat für uns Priorität. Ergänzend bieten wir rund um den Globus Partnerhotels an. In Summe verdoppeln wir unser weltweites Hotelangebot auf 150.000. Wir stocken überall da auf, wo die Nachfrage am größten ist. Allein in Griechenland auf den beliebten Inseln Kreta, Rhodos und Kos bieten wir rund 40 Prozent mehr Kapazität. In Italien kommen 1.000 neue Hotels dazu und in Spanien bauen wir das Festland weiter aus. Wir erschließen aber auch ganz neue Ziele für TUI-Gäste wie beispielsweise Skandinavien mit Städtetouren in Norwegen, Schweden und Finnland. Insgesamt haben wir das umfangreichste Angebot im deutschen Markt.

Und es bleibt dabei, dass Urlauber in Richtung Türkei im Moment eher zurückhaltend sind?

Ebel Während sich Ägypten aktuell gut erholt und wieder Zuwächse verzeichnet, werden Türkei-Reisen nach wie vor weniger gebucht. Kapazitäten haben wir allerdings nur auf der Flugseite reduziert. Bereits letzten Sommer wurden Flüge in die stark nachgefragten Ziele auf der westlichen Mittelstrecke verlegt. Das Hotelangebot ist aber stabil geblieben. Die Türkei hatte im vergangenen Jahr extrem hohe Werte bei der Kundenzufriedenheit. Die Kunden, die in die Türkei gereist sind, haben die Reise und die Hotels sehr positiv bewertet.

Welche Auslastung erwarten Sie in Mallorca, der Deutschen liebste Ferieninsel?

Ebel Ich rechne fest damit, dass Mallorca in der Hochsaison wieder eine Auslastung von über 90 Prozent haben wird. Die Nachfrage ist momentan groß und Klassiker wie Spanien haben beste Chancen, das letzte Jahr noch einmal leicht zu übertreffen. Das gilt insbesondere für die Kanaren und das spanische Festland. Die Preise für Pauschalreisen nach Spanien sind trotz der starken Nachfrage nur moderat gestiegen. Gerade in Spanien haben viele Hoteliers auch in ihre Häuser investiert und die Qualität erhöht. Wir profitieren von der guten Entwicklung in Spanien besonders, weil wir mit unseren eigenen Hotelmarken wie Riu ein großes und sehr hochwertiges Angebot haben. Riu ist eine Qualitätsmarke, die hohes Vertrauen genießt. Das ist den Gästen extrem wichtig.

Und als weiteres Boomziel sieht Tui weiterhin Kreuzfahren und Karibik?

Ebel Ja. Kreuzfahrten sind ein Megatrend. Allein bei Tui Cruises haben wir trotz des Kapazitätsausbaus mit der Indienst-Stellung der "Mein Schiff 5" eine Auslastung von über 100 Prozent. Im Frühsommer 2017 kommt die "Mein Schiff 6", die aus ihrem Heimathafen Bayonne in New York zwischen Kanada im Norden und den Bahamas im Süden fahren wird. Der Markt wird weiter wachsen.

Nennen Sie Details.

Ebel Die Karibik zählt zu unseren wichtigsten Fernreisezielen und wächst aktuell um 34 Prozent. Dieses Segment boomt schon seit vielen Jahren. Vor allem entdecken viele jüngere Menschen und auch Familien den Komfort einer Kreuzfahrt. Man sieht in kürzester Zeit enorm viel durch Ankünfte in verschiedenen Städten und Ausflüge. Gleichzeitig hat man den Komfort, dass man nicht von Hotel zu Hotel umziehen muss wie bei einer Rundreise an Land. Das Hotel begleitet den Kreuzfahrt-Gast.

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