Bier-Reise Die Heimat des Hopfens

In der Nähe von Kelheim liegt das größte Hopfenanbaugebiet der Welt. Eine Bierreise durch die Brauereien in der Region.

Bier-Reise: Die Heimat des Hopfens
Foto: Thinkstock / V. Weber

Eigentlich machen sie schon lange Craft-Biere. Da sind sich die Brauer im Kelheimer Land einig. Nur legen die traditionsbewussten Bierproduzenten keinen Wert auf diesen momentan angesagten Titel. Warum auch, schließlich arbeiten sie in einer Region der Bier-Superlative. Der 500. Geburtstag des Reinheitsgebots ist ein willkommener Anlass, mal zur Kostprobe vorbeizuschauen.

Rund um das Donau-Städtchen Kelheim herrscht eine Brauereien-Dichte, wie sie in den meisten anderen Landstrichen längst Vergangenheit ist. Kein Wunder, liegt doch die Hallertau, das weltweit größte Hopfenanbaugebiet, direkt vor den Toren der Stadt. 50 Prozent der Welternte werden hier im September von den sieben Meter hohen Gerüsten, an denen sich die schnell wachsende Pflanze über ein paar Monate hoch geschlungen hat, gepflückt.

Die Bierreise beginnt bei Elisabeth Stiglmaier in Attenhofen. Sie ist nicht nur Hopfenbäuerin, sondern auch Hopfenbotschafterin und obendrein Biersommelier. "Wir stehen zu unserem Reinheitsgebot, aber es ist gut, dass es neue Sorten wie den fruchtigen Aromahopfen gibt", sagt sie. "Zu meiner Aufgabe als Botschafterin gehört es, die speziellen Bierstile, die sich hier in den vergangenen Jahren entwickelt haben, bekannt zu machen."

Seit dem Jahre 860 werde in der Gegend Hopfen angebaut. In umzäunten Gärten, die die Pflanzen vor Wild schützten, erläutert Stiglmaier. Die Dolden sind das Herzstück des Hopfens. Sie werden von den Reben getrennt. "Das geschieht bei uns auf dem Hof. Dann werden die Dolden getrocknet, gepresst und gekühlt", erklärt die Expertin. "Hopfen ist keine anspruchsvolle Pflanze, braucht aber viel Wasser. Daran mangelt es zunehmend. Der Klimawandel macht uns zu schaffen."

Nach der Hopfenkunde und ersten Probierschlückchen führt der Weg zu einer der Keimzellen der Biergeschichte: nach Weltenburg, der ältesten Klosterbrauerei der Welt. Seit 1050 wird in diesem stillen Winkel direkt am Donau-Durchbruch Bier hergestellt. Die Benediktiner haben die Brauerei zwar verpachtet, aber gebraut wird immer noch im Kloster. "Hier zu brauen, ist natürlich etwas ganz besonderes", berichtet Ludwig Mederer. Bier gehöre einfach zur Klostertradition.

Vor den Klostermauern legen die Ausflugsdampfer an, die den Bierfreund nach Kelheim bringen. Oder man nimmt die Fähre zum anderen Donauufer und wandert. Man kann sicher sein: Zur Belohnung warten Bierspezialitäten - dieses Mal in der ältesten Weißbierbrauerei Bayerns. 1872 erhielt der Ahnherr der Brauerei Schneider als erster Bürgerlicher das Weißbierbraurecht, das bis dato den Wittelsbachern vorbehalten war. Die Hauptzutat ist wohl auch der Grund, warum das Bier überhaupt gebraut werden durfte. Von der Zutat Weizen ist im Reinheitsgebot jedenfalls nicht die Rede.

"Wir stehen zu diesem ältesten Verbraucherschutzgesetz", sagt Stephan Butz, Biersommelier bei Schneider. "Es liefert eine Basis, die viel Spielraum bietet." So sei es zum Beispiel erlaubt, mit Hopfen-, nicht jedoch mit Malzextrakten zu arbeiten. Wer sich mit ihm im Bräustüberl zur Verkostung trifft, muss sich auf was gefasst machen: 13 Bierspezialitäten mit unterschiedlichem Alkoholgehalt, von bitter bis süß und fruchtig, von hell bis dunkel, warten auf Genussfreunde. Ananas-, Bananen- und Pflaumennoten, Lakritz- und Nussnuancen - diese Aromafülle sagt man nur den Craft-Bieren nach. "Wenn wir Craft-Brauer wären, hätten wir Bärte und Tattoos", meint der glatt rasierte junge Mann und lacht.

Die Redaktion wurde vom Tourismusverband im Landkreis Kelheim zu der Reise eingeladen.

(RP)
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