Maare, Eruptionskrater und Schlackenkegel Vulkaneifel: Urlaub in der Erdgeschichte

Daun (rpo). Sie galt einst als "Sibirien Deutschlands" und bevorzugtes Jagdgebiet deutscher Kaiser. Doch die Vulkaneifel mit ihren neun wassergefüllten Maaren, einem Kratersee, zahlreichen Trockenmaaren und etwa 350 Eruptionszentren hat sich längst von einem Geheimtipp, zu einer touristischen Attraktion gewandelt. Heute gilt sie als Kernbereich der Eifel und gehört zu den jüngsten Vulkangebieten Mitteleuropas. Machen Sie sich auf zu einem Besuch in das Gebiet der Maare, Eruptionskrater und Schlackenkegel. Hier erhalten Sie spannende Einblicke in die Erdgeschichte.

Ein geologisches Erbe
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Foto: Natur- und Geopark Vulkaneifel GmbH

Mit Liebe zu Detail und wissenschaftlicher Begleitung wurden 400 Millionen Jahre Erdgeschichte aufbereitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Aufnahme der Vulkaneifel in das "Global Network of Geoparks" der Unesco im vergangenen Juli zeugt von der überregionalen Anerkennung.

10.000 Jahre: Ein "Wimpernschlag" in der Erdgeschichte

Unter der Vulkaneifel rumort es immer noch. Vulkanologen gehen von rund 100 datierbaren Ausbrüchen der letzten 700.000 Jahre aus. In der Regel soll es zwischen den Eruptionen jeweils 10.000 bis 20.000 Jahre dauernde Ruhephasen gegeben haben. Der letzte Vulkanausbruch, bei dem das Ulmener Maar entstand, liegt heute schon 10.000 Jahre zurück - doch Wissenschaftler haben mittels seismographischer Messungen noch eine "heiße Zone" unter der Erdkruste nachgewiesen. Manchen Besuchern, die durch die Weiten der Mischwälder und Täler der Region wandern und die Maare umrunden, die die Dichterin Clara Viebig einmal als "Augen der Eifel" bezeichnete, läuft bei dem Gedanken an neue Ausbrüche ein Schauer über den Rücken. Denn sie wissen, dass 10.000 Jahre für Geologen nur einen "Wimpernschlag" in der Erdgeschichte bedeuten.

Der Vulkanismus ist das Pfund, mit dem die Touristiker der Region wuchern. Das gelte vor allem für die Geoparke und -routen rund um die Orte Hillesheim, Manderscheid und Gerolstein, betont der Leiter der Vulkaneifel Geopark GmbH, Andreas Schüller. Auf rund 400 Kilometern gibt es hier mehr als 200 geologische Raritäten zu besichtigen. Hinzu kommen Museen in Gerolstein, Daun, Strohn und Manderscheid, in denen Erdgeschichte lebendig werden.

Nicht ohne Stolz verweist der Manderscheider Museumschef Martin Koziol auf die mit 45 Millionen Jahre alte "älteste Honigbiene der Welt", zahlreiche Urpferdchen und ein Krokodil, die alle in einem nahe gelegenen Trockenmaar ausgegraben wurden. Familien mit Kindern seien zudem begeistert von einem begehbaren Maar und einer computersimulierten Reise durch die Erde während eines Maarausbruchs.

Kohlensäure: Das Geschenk der Natur

Aus dem Magma unter der Vulkaneifel steigen immer noch Gase auf. Pro Jahr dringen rund eine Million Tonnen Kohlensäure an die Erdoberfläche. Dieses Geschenk der Natur wird nicht nur von bekannten deutschen Mineralbrunnen genutzt, sondern dient vielerorts Wanderern und Radlern, die das mehr als 100 Kilometer umfassende Radwegenetz nutzen, als Erfrischung. Rund 100 Quellen sind heute noch frei zugänglich. Teilweise als Dorfbrunnen ausgebaut, in Quelltempel gefasst oder einfach im Wald versteckt, sprudeln sie als Relikt aus der vulkanischen Vergangenheit. Der Volkmund nennt sie "Drees" oder "Born".

Drees ist für viele Eifeler eine Art Lebenselexier, weiß der Heimatforscher Alois Mayer. Es gebe die unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen, basierend auf Anteilen von Eisenoxid, Magnesium oder Kalzium. Viele Quellen sind ausgeschildert. Wer abseits bekannter Routen kostenlos seinen Durst stillen will, muss nur fragen. Alte Eifeler zeigen gern den Weg zu "ihrer Quelle" und plaudern dabei auch noch etwas über deren Geschichte und gesundheitsfördernde Wirkung.

Je nach Jahreszeit gibt es in der Region aber noch weitere Attraktionen. Sie reichen von Maar-Rundflügen, über Drachenfliegen, Fallschirmspringen, Ballonfahrten oder Badespaß und Angelvergnügen bis hin zur luftigen Abfahrt auf einer Sommerrodelbahn. Ein Adler- und Wolfspark bei Gerolstein mit Freiflugvorführungen und ein Wildpark bei Daun, in dem sogar von Gibraltar umgesiedelte Affen zu bestaunen sind, bieten Familien besonderen Anreiz.

Wer dann immer noch nicht genug hat, kann Glockengießern oder Korbflechtern bei ihrer Arbeit zuschauen oder Mühlsteinhöhlen, das Kloster Himmerod, die Manderscheider Doppelburgen oder den Nürburgring besuchen. Die Region ist am schnellsten über die Autobahnen A 1 aus Richtung Köln un A 48 aus Richtung Koblenz erreichbar. Außerdem bieten sich auch noch Ausflüge ins nahe Trier, nach Luxemburg oder an die Mosel an.

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