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Bayrischer Wald Zeitreise und Innehalten im Bayerischen Wald

Ganz viel Zeit für den Wald haben Urlauber im ersten Nationalpark Deutschlands. Dort erleben sie das Leben von vor 200 Jahren und sehen wilde Tiere.

 In Tillis Hof in Unternagelbach wird den Besuchern im Bayerischen Wald das Leben von vor 200 Jahren vermittelt. Hier schärft Großknecht Sepp seine Sense.

In Tillis Hof in Unternagelbach wird den Besuchern im Bayerischen Wald das Leben von vor 200 Jahren vermittelt. Hier schärft Großknecht Sepp seine Sense.

Foto: Rainer Hamberger

Ehrlich gesagt: Der weite Dirndlrock ist wunderbar bequem im Vergleich zu den modernen hautengen Jeans. Passend dazu die weiße Baumwoll-Bluse. Nur das Kopftuch zeigt sich etwas störrisch und rutscht immer wieder über die Stirn. Frühstück zubereiten ohne Elektrizität bei Tilli in Unternagelbach heißt, erst einmal so bekleidet in der Stube im Herd Feuer zu machen. Nach ein paar vergeblichen Versuchen brennt es und das Wasser für den Frühstückskaffee wird langsam heiß. Leben wie vor 200 Jahren: Ein paar Einblicke in die nicht ganz einfache Alltagsbewältigung zur damaligen Zeit, das möchte Marie-Luise Freimuth, genannt Tilli, den Gästen in ihrem umgebauten authentischen Vierseithof dem Tillis Hof in Unternagelbach im Bayerischen Wald vermitteln. „Die Eier sind jetzt auch fertig, du kannst sie abgießen“, stellt Tilli fest. Kein Blick auf die Uhr, nein, nur ihr Gefühl für fünf Minuten. Und tatsächlich sind sie goldrichtig.

Inzwischen ist auch Großknecht Sepp zur Runde gestoßen. Der Platz am Kopfende ist seiner. Er kam damals in der Rangordnung am Hof gleich nach dem Hausherrn. War er mit seiner Mahlzeit fertig, mussten die anderen am Tisch Sitzenden ebenso ihre Mahlzeit beenden, ob der Teller leer war oder nicht. Strenge Regeln!

Nach dem Frühstück geht Sepp zum „Dengeln“ der Sensen in den Hof. Mit einem speziellen Hammer klopft er das Metall entlang der Schnittkante dünn. Anschließend wird der Schleifstein abwechselnd darüber gezogen. „Beim Mähen muss der Schwung aus der Hüfte kommen, ganz locker“, weist er die Neulinge an. Es ist eine harmonische, fast meditative Bewegung, sofern sie einem gelingt. Das geschnittene Gras wird gewendet und über sogenannte „Heinzen“, Gestelle aus Holz, gestülpt, damit es trocknet. Alles geschieht in einem ruhigen Arbeitstempo. Es bleibt viel Zeit für Gespräche.

Doch die entspannte Atmosphäre täuscht nicht über die schwere Arbeit hinweg. Bald schon schmerzt die Schulter und es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, was Menschen vor 200 Jahren an körperlicher Arbeit leisten mussten. „Ist doch ein gutes Gefühl, zu sehen. was wir geschafft haben.“ Sepp ist mit seinen „Lehrlingen“ zufrieden. Gemeinsam genießen sie Rohrnudeln, die Tilli inzwischen aufgetischt hat.

Dunkel, undurchdringlich, menschenfeindlich: Wer sich einst im Bayerischen Wald niederlassen wollte, stand vor beinahe unlösbaren Herausforderungen. Eine der ältesten Siedlungen ist Rinchnach, die auf eine über 1000-jährige Geschichte zurückblickt. Beim Guntherfest wird an den Ortsgründer, den mächtigen Reichsgrafen, erinnert. Ein besonderes Kleinod ist die Seitenkapelle der sehenswerten Barockkirche, die einzige Kapelle in Bayern mit einer Verzierung aus echten Flussperlenmuschelschalen.

„Wer möchte den Pilgerstab tragen?“ Franz-Xaver Ritzinger aus Perwang findet schnell jemanden aus der Gruppe, dem er den blumengeschmückten Holzstab mit dem Logo des Pilgerweges Via Nova in die Hand drückt. Dem Pilgern „vor der Haustüre“ haben sich seit dem ersten Andenken eines solchen Weges im Jahr 2000 viele Gemeinden angeschlossen.

Nach Norden geht es bis Bogenberg, nach Nordosten führt eine Abzweigung der Via Nova von Vilshofen bis Mauth an die Grenze zu Tschechien und grenzüberschreitend nach Pribram. „Hier verweilen wir, was für ein schöner Platz an der Ilz“, schlägt Rosina vor und holt ein Büchlein aus ihrem Rucksack. Die Geschichte, die sie vorliest, handelt vom Innehalten, vom Genießen des Augenblicks, von Dankbarkeit in dieser urtümlichen Landschaft besondere Momente zu erleben, gerade bei guter Witterung.

Zwischendurch wandert die Gruppe schweigend. Dadurch werden die Eindrücke aus der Natur noch intensiver. Steil geht es bergauf zur Schlossgaststätte Fürsteneck. Nach so viel geistiger Nahrung laben sich die Pilger an Rehbraten oder selbst gebackenem Kuchen.

Es ist ziemlich schwierig für eine Tatze mit langen Krallen, den Stein zu drehen. Doch der Halbwüchsige gibt nicht auf. Ein anderer Bär schaut interessiert dessen Bemühungen zu. Es ist ein Glücksfall, die gesamte Bärenfamilie in ihrem weiträumigen Gehege zu beobachten.

An vielen Stellen im Park ist das undurchdringliche Chaos wieder zu finden, einst typisch für den Bayerischen Wald: umgefallene Baumriesen, dichter Farn, Dornen und Unterholz. Hier soll sich über die Jahre ursprüngliche Natur entwickeln ohne wesentliche Eingriffe des Menschen. Bei Wanderungen zwischen den weitläufigen Gehegen können Bär, Luchs, Wolf und Elch in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet werden. Das großräumige Gelände liegt unterhalb des 1373 Meter hohen Lusen, dicht an der Landesgrenze zu Tschechien.

Mensch und Wildnis wieder miteinander vertraut machen möchte auch die Initiative WaldZeit. „Nun komm schon Jim Knopf. Stell dich nicht so störrisch an!“ Ist das nicht eines der Merkmale von Eseln? Der kleine Graue hat seinen eigenen Kopf. Wer möchte schon an diesem heißen Tag den schattigen Platz unterm Baum verlassen? „Dort drüben haben Biber eine Burg errichtet.“ Eva Weiß deutet auf einen Hügel von scheinbar chaotisch übereinander gestapelten Holzstücken. Bald finden Mensch und Esel eine gemeinsame Gangart auf ihrem Weg durch blühende Wiesen.

Wildromantisch verläuft eine Wanderung durch die Steinklamm zwischen den traditionellen Glasmacherorten Spiegelau und Grafenau. Tosend stürzt das Wasser der großen Ohe in die 100 Meter tiefe Schlucht. Über unzählige Jahre schuf die Natur bis zu zwei Meter tiefe Strudellöcher gefüllt mit Sedimenten. Wanderer finden eine einzigartige, weitgehend intakte Natur zwischen den grün bemoosten Steinen.

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