Schwarzwald Zwischen Weißtannen und Weinreben

Am Fuße des höchsten Schwarzwaldgipfels treffen Genusswanderer auf die Zeugnisse historischer Fürstenmaler. Weinfeste und gastfreundliche Winzer laden zum Abstecher in den nahegelegenen Kaiserstuhl.

Vom Neunlindenturm reicht der Blick bis zum Schwarzwald.

Vom Neunlindenturm reicht der Blick bis zum Schwarzwald.

Foto: Thomas Sbikowski

Die Wolken halten sich hartnäckig knapp unterhalb der Bergspitzen an diesem kühlen Morgen. Ein leichter Nieselregen sorgt für mystische Stimmung, und nur wenige Wanderer machen sich auf den Weg. Andere entscheiden sich für einen Spaziergang mit Schirm durch Menzenschwand, das mit seinen alten Bauernhöfen und Schwarzwaldhäusern einem Bilderbuch entsprungen zu sein scheint. Gegen Mittag knallen die Sektkorken vor dem alten Rathaus in der Ortsmitte, überglücklich stürmt ein junges Paar ins Freie. Einige Urlauber klatschen und betreten anschließend das historische Gebäude. Elisabeth Kaiser trägt noch rasch die weißen Hochzeitsbänke hinaus und gibt danach den Weg in den „Le Petit Salon“ frei. Im strahlend weißen Kleid blickt Kaiserin Sisi auf die Besucher herab, auf einer Staffelei steht ein Doppelporträt der Gebrüder Winterhalter.

„Franz Xaver Winterhalter war zu seiner Zeit der beliebteste und bestbezahlte Fürstenmaler, der an allen Höfen Europas ein und aus ging“, weiß die ehrenamtliche Museumsleiterin. Der Bauernsohn aus Menzenschwand hatte Talent, durfte eine künstlerische Ausbildung absolvieren und wurde 1837 in Paris über Nacht berühmt. Schon bald hatte er so viele Aufträge, dass ihn sein Bruder Hermann unterstützen musste. Heute hängt die größte Winterhalter-Sammlung im Buckingham Palace, seit 2008 würdigt der Verein „Winterhalter in Menzenschwand“ die Fürstenmaler mit einem eigenen Museum. Nach der Führung hat es endlich aufgehört zu regnen, einer Wanderung durch das Menzenschwander Tal steht nichts mehr im Weg.

Mit seinen tiefen Tannenwäldern, klaren Seen und sprudelnden Wasserfällen ist der Hochschwarzwald ein abwechslungsreiches Ziel für Aktivurlauber und Naturliebhaber. Wanderer umrunden Schluchsee und Titisee oder erklimmen den Feldberg. Dazu lockt mit der Wutachschlucht der größte Canyon Deutschlands. Eine aussichtsreiche Wanderung führt über den rund zehn Kilometer langen „Menzenschwander Geißenpfad“ in die Vergangenheit des Tals, das schon früh mit Mönchen aus dem Kloster des benachbarten St. Blasien besiedelt wurde. Noch heute grasen große Ziegenherden auf den kargen Almen, deren Glöckchengeläut die Ausflügler auf dem Premiumweg begleitet. Höhepunkt sind die Menzenschwander Wasserfälle, die in einer engen Schlucht ins Tal prasseln. Wenig weiter lädt das Berg-Beizle „Zum Kuckuck“ zur Einkehr auf ein Stück Schwarzwälder Kirsch­torte, bevor es vorbei an heilenden Radonquellen und mächtigen Weißtannen zurück zum Ausgangspunkt geht.

Genießer können einen Kurzurlaub im Hochschwarzwald mit einem Abstecher zum Kaiserstuhl verbinden. Rund um das Vulkanmassiv werden vorwiegend Burgunder-Reben angebaut, Winzer wie Thomas Rinker laden zur Weinprobe. Der gebürtige Ihringer fährt seine Gäste heute mit einem historischen Unimog durch die Region. „Die Weinterrassen sind typisch für den Kaiserstuhl“, erklärt der Weißburgunder-Spezialist vom Weingut Knab. „An den Steilhängen gibt es Biotope für Insekten und Vögel, mittlerweile haben wir zahlreiche Bienenfresser in der Region, die ihre Nisthöhlen in die senkrechten Lösswände bauen.“ Nach dem Ausflug in die Natur geht es in den Weinkeller. Zwischen Holzfässern und Edelstahltanks schenkt Thomas Rinker seine Burgunder aus, dann greift er zum Horn und gibt ein kleines Konzert. Auch Winzer Hans-Peter Linder zeigt den Gästen seine Heimat und spaziert durch Endingen. Nach einem Abstecher zu den Rathäusern am Marktplatz und dem Fasnet-Narr im Brunnen geht es ins Weingut, das sein Sohn übernommen und auf „Bio“ umgestellt hat. Vor den Toren der Stadt lädt Ro­nald Linder immer freitags zum Hofmarkt, auf dem seine unfiltrierten Naturweine verkostet werden können. Wer noch den dazu passenden Käse benötigt, besucht das Käserei Museum Endingen und stellt das Produkt gemeinsam mit Molkereimeister Ole Ross her.

Die Weindörfer am Kaiserstuhl sind über Wanderwege miteinander verbunden. Zahlreiche Themen- und Lehrpfade weisen den Weg zu Orchideen, seltenen Vogelarten, Lösshohlgassen oder Smaragdeidechsen. Einmal quer über den Vulkanberg verläuft der knapp 22 Kilometer lange Kaiserstuhlpfad zwischen Ihringen und Endingen.

Von Bergspitzen, die sich am Morgen in Nebel hüllen, sollten sich Wanderer jedoch nicht abhalten lassen. Nach einem kräftigen Anstieg zeigt sich der Kaiserstuhl von der Katha­rinenkapelle aus noch mystisch, wenige Kilometer weiter am Neunlindenturm hingegen haben sich die Nebelschwaden aufgelöst und die Sonne strahlt. Wenige Stufen führen auf den historischen Steinturm hinauf. Von oben eröffnet sich ein Rundblick über den zentralen Kaiserstuhl bis zum Hochschwarzwald.

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