Urlaub im Harz In 33 Stationen von Wipfel zu Wipfel

Bad · Von Bad Harzburg aus bietet ein neuer Baumwipfelpfad aufregende Aus- und Einblicke. Das Besondere: Der barrierefreie Weg ist mit 33 Stationen ausgestattet, an denen Wissenswertes über das Ökosystem Wald vermittelt wird. Danach lockt noch der Burgberg.

Die schönsten Baumwipfelpfade Deutschlands
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Der Harz hat eine neue Attraktion, die bundesweit einmalig ist: einen stadtnahen Baumwipfelpfad mit 33 Stationen. Von Bad Harzburg aus - gleich neben der Talstation der Seilbahn zum Burgberg hinauf - beginnt der barrierefreie Weg. 300 Meter führt der Pfad auf Lärchenholzbohlen zunächst spiralförmig in eine Krone aus Stahl mit Weitblick über den Ort, die Wälder und Hügel. Sogar bis Goslar kann man sehen. Dann geht es 700 Meter weit fast horizontal über 20 Brücken. Acht bis 22 Meter hoch verläuft der Pfad durch ein kleines Tal. Unten plätschert der Bach, oben piepsen Finken. Auf Augenhöhe findet der suchende Blick der Gäste die Kronen von Birken, Buchen, Eschen, Fichten, Ahorn, Tulpenbaum oder Thuja.

"Vorausgegangen ist ein langer Prozess mit vielen Fachleuten, um die spannendsten Informationen herauszufiltern und hier einprägsam zu präsentieren", sagt Eva-Christin Ronkainen, Leiterin der Attraktion. Jetzt lassen sich beispielsweise Baumstämme aufklappen, um ihr Inneres zu studieren. Fichtennadelduft strömt aus, aber die Kinder sind schon wieder weiter, balancieren über einen Steg und über schwankende Planken. Dann kommt die längste Brücke, die schwingt, wenn die Gäste es wollen und nachhelfen: 33 Meter lang führt sie über einen Teich.

Wert gelegt wird auch auf die Vermittlung der Tierwelt. "Buchdrucker sind Forstinsekten. Das habe ich gerade gelernt und ihre Gänge verfolgt", sagt die achtjährige Vanessa an der nächsten Station. Mit dem Periskop sind Fledermäuse zu sehen, mit dem Fernrohr Wildschweine und Rehe - allerdings sind es nur schwarze Silhouetten. Auf dem Pfad stehen dafür Holztiere, die mit der Motorsäge geschaffen wurden.

An der Geologiestation liegen nicht nur Granit vom nahen Brocken oder Korallenkalk und Grauwacke, sondern ein Bergmann erzählt auf Knopfdruck, wie sich die Erzlager gefaltet haben, die er einst half abzubauen. Auch eine sogenannte Kiepenfrau ist zu sehen, die früher alles Mögliche durch den Harz transportierte und auch das Vorland versorgte. "Sie hießen damals Kamele des Harzes", hat Vanessa gelernt - sie hat die Informationstafel vor der Figur gelesen.

Etwas höher fährt gerade eine Kabine der Burgberg-Seilbahn. Sie hat in ihren 85 Jahren, die sie besteht, rund 25 Millionen Gästen zu einem grandiosen Ausblick verholfen. Der passende Name des neuen Lokals auf der Höhe heißt: "Aussichtsreich". Ein neuer Weg führt am Ende des Baumwipfelpfades in Kurven auf den Burgberg hinauf. Die Besucher können aber auch hinabsteigen ins Flusstal und von dort wieder zum Kurpark zurückgehen. Erlebnishungrige kehren einfach um, denn die Stationen des 4,6 Millionen teuren Baumwipfelpfades lassen sich auch gut ein zweites Mal ablaufen. 80 000 Holzschrauben halten die Bohlen fest, 25 Kubikmeter Holz wurden verbaut. "Doch die Pfeiler, Halterungen und die 30 Meter hohe Eingangskrone mit dem spiralförmigen Weg sind aus Stahl", sagt Ronkainen. "Das war eine Auflage der Naturschützer, denn sonst wäre ein Austausch der Holzpfeiler alle paar Jahre nötig, das wäre ein viel größer Eingriff in die Natur."

Eher als Eingriff ins Leben ist das anzusehen, was gerade unter einem Baldachin auf einer Plattform in Wipfelhöhe geschieht: die erste Hochzeit auf dem Pfad. Für Kinder wie Vanessa gibt es bald einen ganz anderen Hit: Hexe Tula vom Elfenstein erzählt auf Wipfelhöhe Geschichten aus ihrem Leben. Auch Führungen vor Sonnenuntergang lassen sich buchen. Zur Dämmerung in den Wipfeln mit den Stimmen der Nacht - das ist ein Tipp für die nächste Baumwipfelreise.

(RP)
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