Am Alex an den Wolken kratzen Neue Hochhäuser für die Berliner City

Berlin · Berlin ist arm, sexy und äußerst wandelbar: Momentan arbeitet die Hauptstadt schon wieder an einem neuen Gesicht: Am Alexanderplatz, der in Berlin kurz Alex heißt, und in der City-West entstehen moderne Hochhäuser, die ein Stück Shanghai an die Spree zaubern sollen.

Berlin: Von den Innnenhöfen bis zum Brandenburger Tor
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Außerdem baut der US-kanadische Stararchitekt Frank Gehry einen 150 Meter hohen Turm im Zentrum des Ostteils - und neben der Gedächtniskirche hat die Strabag-Gruppe bereits das Fundament für den 120 Meter hohen "Upper West Tower" gelegt, dessen Name eine Anspielung auf seinen Standort im Westen ist.

20 Jahre alte Pläne wieder hervorgeholt

Schon kurz nach der Wende entstanden Pläne für ein Hochhausviertel am Alexanderplatz. Der Berliner Architekt Hans Kollhoff entwarf 1993 im Auftrag des Senats einen Masterplan, der zehn 150 Meter hohe Türme auf dem Platz vorsah. Doch aus der Megacity Ost wurde nichts - der Boom der Jahre nach der Wende verebbte, und die Investoren blieben aus.

Mehr als 20 Jahre später holte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Kollhoff-Pläne wieder hervor. "Wir wollen den Masterplan auf der Basis des Bestands überarbeiten", sagt Daniela Augenstein, Sprecherin der Verwaltung. Wo Kollhoff abreißen wollte, bleiben die Häuser stehen - zum Beispiel der Riegel am nördlichen Ende des Platzes, zu DDR-Zeiten das Ministerium für Elektrotechnik, der Ende der Sechziger Jahre erbaut wurde. Laut Augenstein soll das Landesdenkmalamt den historischen Wert einiger Gebäude am Platz prüfen.

Sie berichtet, dass es mehrere Interessenten gibt, die hier Hochhäuser errichten wollen. Eines soll in unmittelbarer Nähe des Gehry-Hauses entstehen, weitere Investoren seien in Verhandlung.

Wachstum bietet Chance für eine Aufwertung der Stadt

Der Zuzug nach Berlin hat in den vergangenen Jahren spürbar zugenommen. "Rund 100.000 Menschen sind in den letzten drei Jahren gekommen", sagt Augenstein. Stadtplaner gingen von einem Plus von 250.000 Menschen bis 2030 aus. Jetzt bestehe ein "window of opportunity", eine Chance, für einen neuen Anlauf am Alexanderplatz.

In der City-West hat dieser schon begonnen. 2012 eröffnete gegenüber vom Bahnhof Zoologischer Garten der deutsche Ableger des New Yorker Luxushotels Waldorf Astoria, im vergangenen Jahr führte der Kino-Unternehmer Hans-Joachim Flebbe dann vor, wie mondän er den Westen sieht: Die Wiedereröffnung des Zoo-Palasts wertete das Areal sichtbar auf.

Renovierungen, Restaurationen, Neueröffnungen

"Ein Dominostein nach dem anderen fällt", sagt Baustadtrat Marc Schulte (SPD) aus Charlottenburg-Wilmersdorf zur Entwicklung in seinem Bezirk. Ein Berlin-Besuch ohne Stopp am Kurfürstendamm sei undenkbar. Er kann mit immer neuen Eröffnungen gegenüber dem Zentrum im Osten punkten: Im April wird zum Beispiel das aufwändig sanierte Bikini-Haus am Breitscheidplatz übergeben.

Das denkmalgeschützte Haus will auf rund 17.000 Quadratmetern Edelboutiquen und Gastronomie anbieten. Höhepunkt ist eine frei zugängliche, begrünte Dachterrasse zum Zoologischen Garten. Im Sommer werden dann die Gerüste um die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche fallen, die vier Jahre lang saniert wurde. Direkt neben ihr finden bereits die Kellerarbeiten am "Upper West Tower" statt, einem schlanken Turm mit abgerundeten Kanten und schimmernder Fassade, in dem Büros, Einzelhändler und ein Hotel untergebracht werden sollen. Voraussichtliche Einweihung laut Strabag: Ende 2016.

Historisches Flair könnte verloren gehen

Die Berliner Architektin Cordelia Polinna, eine der Gründerinnen des Städtebau-Thinktanks "Think Berlin", sieht die Entwicklungen in West und Ost unterschiedlich: "Im Westen ist es eine Chance", sagt sie. Dort gebe es viel Potenzial, und die aktuellen Projekt könnten dieses "ankurbeln". Am Alexanderplatz fürchtet sie hingegen um das historische Flair.

"Was jetzt geplant ist, passt nicht zum Lokalkolorit", sagt sie. Die Touristen kämen, weil die Mischung aus Sechziger und Siebziger Jahre-Architektur einzigartig sei. Diese müsse erhalten bleiben. "Wir können keine schnuckelige Altstadt und keine New Yorker Skyline kriegen." Berlin solle deshalb darauf achten, sein eigenes Potenzial nicht zu verspielen.

(AFP)
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