Kroatien Venezianisches Erbe

Im kroatischen Novigrad geht der Sommer in die Verlängerung.

Der Hafen von Novigrad ist ein beliebtes Fotomotiv.

Der Hafen von Novigrad ist ein beliebtes Fotomotiv.

Foto: Thomas Sbikowski

An diesem sonnigen Morgen rollen die breiten Wellen des Mittelmeeres fast bis an die historische Stadtmauer heran. Das kristallklare Wasser füllt die steinernen Pools an der Promenade, in denen später wieder kleine Kinder mit bunten Schwimmringen planschen werden. Jetzt kurz nach Sonnenaufgang ist es noch ruhig in der kroatischen Hafenstadt Novigrad im Westen der Halbinsel Istrien. In den verwinkelten Gassen sitzen Einheimische beim Kaffee, einige Frühschwimmer ziehen ihre Bahnen im Meer und das letzte Fischerboot tuckert zurück in den alten Hafen Mandrac. Wenig später öffnet sich auch im Apartment von Barica Buršic die Terrassentür. Verschlafen blinzeln zwei Urlauber in die Morgensonne und genießen den weiten Blick über das Meer. In der obersten Etage ihres Hauses direkt hinter der Stadtmauer hat Familie Buršic eine kleine Ferienwohnung mit Loggia eingerichtet und begrüßt seither Gäste aus aller Welt.

Früher gab es in Novigrad kaum eine Familie, die nicht vom Fischfang lebte. Heute vermieten viele Kroaten Apartments oder Zimmer und bieten Urlaubern private Unterkünfte samt Tipps für Unternehmungen. „Wir baden immer an der Promenade“, erzählt Barica Buršic und zeigt den kurzen Weg von ihrem Haus durch die Gassen bis zum Meer. Unterhalb der ehemaligen Schutzmauern aus venezianischen Zeiten führen steinerne Treppen und Stege ins Meer, hier lässt sich auch das Salzwasser abduschen. Sonnenhungrige haben Liegestühle mitgebracht, Kinder schnorcheln im klaren Wasser und wenn die See ruhig ist, gleiten Stand-Up-Paddler an der mittelalterlichen Kulisse vorbei. Wenig weiter an der schattigen Promenade Rivalmare beginnen die Rad- und Wanderwege der Region. Sie führen ins istrische Hinterland, das durch Weinberge, Olivenhaine und mittelalterliche Dörfer geprägt ist.

Istrien ist bei Aktivurlaubern ein beliebtes Ziel. Reisende quartieren sich dazu oftmals in einer privaten Unterkunft ein. „Das Ferienhaus wird von Urlaubern gerne als Ausgangspunkt genutzt, um die Region zu erkunden“, weiß Wolfgang Pagl vom Portal FeWo-direkt. „Dabei ist nicht nur das eigene Auto von Vorteil, mit dem die meisten deutschen Ferienhausurlauber anreisen. Viele setzen vor Ort gerne auch auf ihre eigene Muskelkraft und erkunden den Urlaubsort zu Fuß oder mit dem Fahrrad.“ Ebenfalls beliebt sind Aktivitäten auf dem Wasser wie Kanufahren oder Stand-up-Paddling, abends genießt man die gemeinsame Zeit in der Ferienwohnung beim Kochen oder schmiedet Pläne für die Tour am nächsten Tag.

Bunte Schirme schmücken die Gassen von Novigrad im Sommer.

Bunte Schirme schmücken die Gassen von Novigrad im Sommer.

Foto: Thomas Sbikowski

Von Novigrad aus geht es zum Beispiel auf der knapp 20 Kilometer langen Radtour „Vom Meer zu den Wein- und Ölgärten“, rund 34 Kilometer folgen Mountainbiker den Spuren des Schutzheiligen St. Pelagius. Weiter im Hinterland lädt der „Weg der Gesundheit und Freundschaft“ zum Radfahren und Wandern auf einer stillgelegten Bahntrasse ein. Hier schnaufte einst zu k.u.k.-Zeiten die alte Parenzana-Dampflok über die Hügelkette Istriens, brachte Sommerfrischler an die Küste und machte sich schwer beladen mit istrischem Wein und Olivenöl auf den Rückweg.

Bergauf und -ab dampfte die kaiserlich-königliche Schmal­spurbahn von Triest nach Porec über Brücken und Viadukte, bis sie in den 1930er-Jahren stillgelegt wurde. Heute gehört der Weg Radfahrern und Wanderern und lohnt sich auch für kleine Etappen. Durch Olivenhaine und Weinberge verläuft der Abschnitt zwischen dem berühmten Bergdorf Buje und dem Künstlerort Grožnjan, hier eröffnen sich immer wieder Ausblicke über die Hügelkette bis zum Meer. Wer keine Höhenmeter scheut, wandert vom Trüffelort Livade durch das fruchtbare Mirna-Tal bis zum alten Parenzana-Bahnhof in Motovun, der heute als Wohnhaus dient. Direkt nebenan können sich Selbstversorger mit frischem Obst und Gemüse, Trüffelkäse und Pršut, also luftgetrocknetem Rohschinken, eindecken und im Nachbarort Livade gibt es bei Klaudio und Irena Ipša den passenden Wein und Olivenöl dazu. Mit istrischem Spezialitäten versorgt geht es am Abend zurück nach Novigrad. Barica Buršic hält gerade ein Schwätzchen mit ihren Nachbarinnen und genießt die abendlichen Sonnenstrahlen in der engen Gasse vor ihrem Haus. Neugierig erkundigt sie sich nach dem Tag ihrer Gäste, die den Abend anschließend auf der Loggia in der dritten Etage ausklingen lassen. Unten rauschen die Wellen gegen die Stadtmauer und füllen die steinernen Pools, in denen noch ein paar Kinder planschen.

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