Malmö macht Musik Das ist die ESC-Stadt

Malmö · Der 58. Eurovision Song Contest wird vom 14. bis 18. Mai 2013 in Malmö ausgetragen. Für die drittgrößte Stadt Schwedens ist das Chance und Herausforderung. Immer noch steht sie im Schatten von Stockholm und Göteborg.

Malmö macht Musik - Die ESC-Stadt war einst Schwedens Problemkind
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Morgens fährt Eva mit dem Zug von Kopenhagen aus über die Öresundbrücke zur Arbeit nach Malmö. Das spektakuläre, acht Kilometer lange Bauwerk hat Symbolcharakter - Verbindung über die Meerenge zwischen Schweden und Dänemark. "Durch die Brücke sind wir viel näher ans südliche Europa gerückt. Außerdem ist der Flughafen Kopenhagen keine 20 Minuten mit dem Zug von Malmö entfernt", fügt die junge Pendlerin an.

Mit der schnellen Verbindung zum Flughafen, den kurzen Wegen von der Eventhalle Malmöarena in die City und einem eigenen Bahnhof an der Arena überzeugte Malmö die Veranstalter des Eurovision Song Contests (ESC) und ist nun zum zweiten Mal nach 1992 Austragungsort des Gesangwettstreits. Malmös große Rivalen Stockholm und Göteborg hatten das Nachsehen.

"We are one- Wir sind eins"

Eine Woche im Mai wird die 300 000 Einwohner zählende Metropole im Zeichen des Musikwettbewerbs stehen. Für Deutschland geht die Popgruppe Cascada mit der Sängerin Natalie Horler und dem Titel "Glorious" an den Start. "Wir haben am 14. und am 16. Mai die beiden Halbfinals und dann am 18. Mai das große Finale", so Linda Leeman, Musik-Projektmanagerin der Veranstaltungshalle Malmöarena.

Jeweils mehr als 10 000 Zuschauer werden die Bühnenacts in der Arena verfolgen. Anna-Maria Havskogen, ESC-Projektleiterin des Schwedischen Fernsehens (SVT), lässt keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass im Mai die Musik in Malmö spielt: "Auch für die Musikfans, die keine der begehrten Eintrittskarten mehr ergattern konnten, lohnt die Tour nach Malmö." An mehreren Plätzen in der Stadt werde die Shows auf Großbildwände live übertragen. Daneben gibt es eine große Party unter dem Motto "We are one - Wir sind eins".

Lebendige Kulturmetropole in Südschweden

Auch abseits des riesigen Musikspektakels lohnt der Abstecher nach Malmö. Die Provinzstadt am Öresund hat sich in den vergangenen 20 Jahren vom grauen Industriestandort zu einer lebendigen Kulturmetropole und zum wichtigsten Hochschulzentrum Südschwedens entwickelt.

"In den 1990er Jahren war der Ruf von Malmö wirklich nicht sehr gut", gibt Stadtführerin Mia Klatte beim Rundgang durch die Altstadt freimütig zu. Damals hatte die Krise Malmö voll im Griff: Die Kockums-Werft machte 1998 dicht, tausende Beschäftigte wurden arbeitslos. Die Kriminalitätsrate war hoch, soziale Probleme mit Zuwanderern aus dem Ausland kamen hinzu.

Diese düsteren Zeiten sind überwunden. Heute gilt Malmö als umweltbewusste und grüne Stadt. Auf 300 Parks und Grünanlagen weist die Stadtverwaltung stolz hin, darunter ist mit dem 1891 gegründeten Folkets Park auch der älteste Vergnügungspark Schwedens. Hotels und Restaurants in Malmö setzen auf Nachhaltigkeit.

Auf dem Rad zum ESC

Folgerichtig soll auch der Eurovision Song Contest umweltschonend werden. "Zuschauer, Veranstalter und alle Partner des riesigen Events sind angehalten, sich umweltbewusst und Ressourcen schonend zu verhalten", sagt Umweltexpertin Susanna Windblad von der Stadtverwaltung Malmö. So geht beispielsweise der Appell an die Zuschauer, zur Malmöareana nicht mit dem Auto, sondern per Zug anzureisen - oder am besten gleich mit dem Fahrrad.

Auf zwei Rädern lassen sich ohnehin am besten die Altstadt (Gamla Staden) und das etwa einen Kilometer entfernte moderne Westhafen-Quartier (Västra Hamnen) erkunden. "Wir sind die Fahrradhauptstadt Schwedens. Stockholm kann von uns lernen", unterstreicht Mia Klatte. In Malmö werden nach Schätzungen der Stadtverwaltung täglich 100 000 Fahrten per Fahrrad unternommen. Das Radwegenetz ist vorbildlich, in den nächsten sechs Jahren sollen 400 Millionen Schwedische Kronen (48 Millionen Euro) in den weiteren Ausbau von Radwegen und Stellplätzen für Bikes investiert werden.
Touristen können an mehreren Verleihstationen Zweiräder mieten.

Hektik? In Malmö ein Fremdwort

In der Altstadt Gamla Staden verläuft das Leben ruhig und beschaulich. Hektik? In Malmö ein Fremdwort. Am Platz Lilla Torget mit Häusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert genießen Einheimische nach dem Einkaufsbummel auf der Södergatan in den Terrassencafés die warmen Sonnenstrahlen. Nebenan auf dem Stortorget-Platz erinnert das Reiterstandbild von Karl X. Gustav an die Eroberung Malmös durch die Schweden im 17. Jahrhundert. Bis dahin gehörte Malmö zu Dänemark. Und nur wenige Schritte weiter erhebt sich mit der St. Petri Kyrka eines der ältesten Gebäude der Stadt.

Alte Stadt und junge Stadt - das über 800 Jahre alte Malmö steckt voller Kontraste. Auf gekennzeichneten Radrouten geht es schnell aus der Altstadt hinüber in das schicke Stadtquartier Västra Hamnen (Westhafen). Der weitgehend autofreie Stadtteil entstand auf dem Gelände der ehemaligen Kockums-Werft.

Weithin sichtbares Symbol von Västra Hamnen ist das vom spanischen Stararchitekt Santiago Calatrava entworfene und im Herbst 2005 fertiggestellte Wohnhochhaus Turning Torso. Mit 190 Meter Höhe ist der spektakuläre Wolkenkratzer Skandinaviens höchstes Gebäude, dessen 54 Etagen sich um sich selbst zu drehen scheinen.

Öresundbrücke ist ein historisches Zeichen

Turning Torso und die im Juli 2000 eröffnete Öresundbrücke setzen für Malmö wichtige Zeichen: Der Wolkenkratzer steht für den Wandel, die weltweit längste Schrägseilbrücke für den Straßen- und Eisenbahnverkehr für die enge Anbindung ans Nachbarland Dänemark. "Die Brücke hat für uns eine historische Dimension", sagt Klatte. "Schließlich gehörten Malmö und die Provinz Skåne bis zum Jahr 1658 zu Dänemark. Malmö war damals die zweitgrößte dänische Stadt."

Für viele Bürger Malmös ist Kopenhagen deshalb nicht nur geografisch nah, die schwedische Hauptstadt Stockholm aber ziemlich weit entfernt. Ähnlich weit ist es von Malmö bis nach Münster in Westfalen.

(dpa/anch/das/csi/jre)
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