Nordsee Krabben, Kutter und ein Kapitän

Nordseekrabben und Büsum gehören zusammen wie Ebbe und Flut. Mit dem Hafen als Drehscheibe wird das Nordseeheilbad immer stärker zum Ganzjahresziel. Winterflaute gibt es nicht mehr, auch wegen Corona.

 Die Büsumer Krabben kommen frisch aus der Nordsee – gepult und geschält wird allerdings in Marokko.

Die Büsumer Krabben kommen frisch aus der Nordsee – gepult und geschält wird allerdings in Marokko.

Foto: Bernd F. Meier/dpa-tmn/Bernd F. Meier

Beim Krabbenpulen vertraut André Claußen seiner lang erprobten Technik: „Mit der rechten Hand das dritte Panzerglied öffnen, mit der linken Hand den Krabbenkopf festhalten und am Schwanzende langsam das Krabbenfleisch he­rausziehen.“

Claußen, 38, ist Krabbenfischer in Büsum und zeigt Urlaubern, wie das Krabbenpulen am besten klappt. „Fischersprechstunde“ nennt der Kutterkapitän seinen kleinen Kurs.

André Claußen ist einer der etwa 50 Krabbenfischer, die ihren Fang zumeist im Büsumer Hafen anlanden. Die Fanggebiete liegen vor der schleswig-holsteinischen Wattenküste und in der Nordsee bei Helgoland. Zwischen zwölf und 72 Stunden bleiben die Fischer auf See.

 Krabbenfischer André Claußen posiert stolz vor seinem Kutter.

Krabbenfischer André Claußen posiert stolz vor seinem Kutter.

Foto: Bernd F. Meier/dpa-tmn/Bernd F. Meier

Auch Kutter aus Tönning, Friedrichskoog und Cuxhaven steuern immer wieder Büsum an, Deutschlands wichtigsten Krabbenhafen. Dort sitzen die Großhändler, die das „Büsumer Gold“ verarbeiten und vermarkten.

Büsum und Krabben, das gehört zusammen. Die Krabbenfischerei begann hier in großem Umfang Ende des 19. Jahrhunderts, erfährt man im Museum am Meer auf der alten Hafeninsel. Damals liefen die ersten Kutter mit Schleppnetzen zur Fangfahrt aus. Zuvor hatten die Küstenbewohner den schmackhaften Schalentieren mit Netzen und Keschern im Watt nachgestellt.

Der Büsumer Badetourismus entwickelte sich ebenfalls in jenen Jahren. Bis 1902 stiegen Damen und Herren nach dem Geschlecht streng getrennt in die Nordseefluten. Gemeinsam planschten sie durchs Watt.

Mehr und mehr Hotels beherbergten mit der Zeit Badegäste: Ab 1889 die „Alte Post“, eines der ältesten Gasthäuser an der Westküste Schleswig-Holsteins. Aus der Fischerbörse in der Hafenstraße wurde das Hotel „Alter Muschelsaal“. Um die 100.000 Muscheln und Schnecken aus aller Welt bilden dort eine sehenswerte Wandverkleidung.

So wie sich einst der Krabbenfang wandelte, so wechselte Büsum von Jahrzehnt zu Jahrzehnt sein touristisches Erscheinungsbild. 2013 wurde mit der Perlebucht ein von Gezeiten unabhängiges Badeareal für Familien mit Kindern geschaffen. Surfer, Kiter, Katamaran-Fahrer und Stand-up-Paddler schätzen dort die Wellen und den Wind.

Schicke Hotelbauten entstehen in jüngster Zeit, alte Bausubstanz weicht komfortablen Ferienappartements. Aus dem betulichen Heilbad
der 1970er-Jahre, in dem nach 20 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden, ist ein Ganzjahresziel geworden. Der Trend wurde verstärkt durch die Pandemie, weil noch mehr Urlauber in Deutschland blieben.

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