Bremerhaven Zu den Anfängen der Schifffahrt

Bremerhaven ist nicht nur für Kreuzfahrt-Urlauber interessant. Die Stadt an der Wesermündung hat Charme und tolle Museen.

 In der Dreimastbark „Seute Deern“ kann man essen gehen. Hier im Landeraum des größten, noch erhaltenen hölzernen Frachtsegler der Welt

In der Dreimastbark „Seute Deern“ kann man essen gehen. Hier im Landeraum des größten, noch erhaltenen hölzernen Frachtsegler der Welt

Foto: Ernst Leiste/Picasa

„Was haben Marlene Dietrich, der Komponist Engelbert Humperdinck, der Jeans-Papst Levi Strauss oder der Vater Hollywoods Carl Laemmle gemeinsam?“, fragt Ilka Seer, die Leiterin der Abteilung Presse und Marketing des Deutschen Auswandererhauses, bei einem Rundgang durch das preisgekrönte Bremerhavener Museum.

Als ich etwas ratlos drein schaue, fährt die stellvertretende Direktorin des Museums fort: „All diese bedeutenden Persönlichkeiten haben von hier aus ihre erfolgreiche Reise in die Neue Welt angetreten. Weit über sieben Millionen Menschen sind zwischen 1830 und 1974 von Bremerhaven in die USA, nach Kanada, Argentinien, Australien und Brasilien ausgewandert. Unsere Stadt war damals der größte Auswanderungshafen Europas und ist auch heute durch den boomenden Kreuzfahrt-Tourismus ein Tor in alle Welt.“

 Die Museen und Museumsschiffe in Bremerhaven geben einen Einblick in das Leben auf See.

Die Museen und Museumsschiffe in Bremerhaven geben einen Einblick in das Leben auf See.

Foto: Ernst Leiste/Picasa

Und beim Gang durch das Museum fühlt man sich schnell in die Anfänge der Kreuzschifffahrt, vor allem aber in die Zeit der großen Auswanderungswellen, zurück versetzt. Die originalgetreue Rekonstruktion der Kaje des Neuen Hafens in Bremerhaven und damit verbunden bewegende Einzelschicksale von zahlreichen Familien, die für immer oder auf Zeit Abschied von ihrer Heimat nahmen, lassen einen rasch in das auch heute hochaktuelle Thema „Migration“ eintauchen. Über zwei Stunden Besuchszeit vergehen wie im Flug, und am Ende des Rundgangs ist man nicht verwundert, dass das Deutsche Auswandererhaus inzwischen über 2,4 Millionen Menschen besucht haben und dass es 2007 als bestes Museum Europas ausgezeichnet wurde.

Aber es ist nicht nur das Deutsche Auswandererhaus, das mehr als eine Stippvisite in Bremerhaven nahe legt. Außergewöhnlich sind ohne Zweifel auch das Deutsche Schifffahrtsmuseum und das Klimahaus Bremerhaven, die ebenfalls im futuristischen Trendviertel Havenwelten liegen.

Ein Höhepunkt des Deutschen Schifffahrtsmuseums ist die „Bremer Kogge“, ein restauriertes Schiff aus dem Jahr 1380. Zahlreiche originale Schiffe im Museumshafen, Hunderte von wertvollen historischen Objekten aus der Schifffahrt, dazu Schiffsmodelle, Gemälde, Modelle zum Anfassen und Ausprobieren versprechen eine ebenso lehrreiche wie unterhaltsame Entdeckungsreise durch die maritime Geschichte. Und ganz in der Nähe kann dann noch das U-Boot „Wilhelm Bauer“ aus dem Zweiten Weltkrieg besichtigt werden.

Wem zwei Museen noch nicht reichen, der kann im Klimahaus Bremerhaven 8° Ost einmal entlang des achten östlichen Längengrades um die Welt reisen und die Klimazonen der Erde erleben: Von der erfrischenden Kühle auf einer Alm in der Schweiz über die Gluthitze der Sahelzone bis zur Eiseskälte der Antarktis sowie dem paradiesischen Südseeklima und der wechselhaften Witterung in Norddeutschland.

Doch Bremerhaven ist auch eine der größten Automobildrehscheiben Europas ist. Etwa zwei Millionen Fahrzeuge werden hier jedes Jahr umgeschlagen. Sie werden auf dem riesigen Autoterminal nicht nur geladen und gelöscht, sondern in speziellen Technikzentren und einer Lackierhalle auf Wunsch auch bearbeitet, repariert, umgerüstet und mit individuellen Zusatzausstattungen für den Export versehen. Außerdem gingen 2017 etwa 3,2 Millionen Container von Bremerhaven in die ganze Welt.

„Die Deutschen entwickeln seit einiger Zeit ein Faible für Kreuzfahrten, davon profitiert auch Bremerhaven“, betont Raymond Kiesbye, Geschäftsführer der Erlebnis Bremerhaven, Gesellschaft für Touristik, Marketing und Veranstaltungen mbH. „Im Columbus Cruise Center wurden 2017 bereits 166.000 Passagiere abgefertigt, zweieinhalb Mal mehr als vor zwei Jahren. Und es geht weiter rasant aufwärts. 2018 dürften es bereits 240.000 Passagiere gewesen sein, und da die „AIDAnova“ Bremerhaven 2019 vier Mal anläuft, sehen wir sehr optimistisch in die Zukunft. Aber die Gäste sollten nicht nur wegen der Kreuzfahrt zu uns kommen“, betont der Tourismusexperte.

Nach so vielen Besichtigungen hält die Stadt an der Weser auch in punkto Kulinarik so einiges bereit. Etwas außerhalb des Zentrums entstand aus einer ehemaligen Fischpackhalle eine Restaurant- und Flaniermeile, das „Schaufenster Fischereihafen“. Tür an Tür mit einer alten Reparaturwerft gibt es gehobene Restaurants und gemütliche Hafenkneipen, Geschäfte mit maritimem Zubehör und natürlich Fisch in allen Variationen – frisch und appetitlich präsentiert. Für zusätzliche Unterhaltung sorgen zahlreiche Veranstaltungen, das Museumsschiff „Gera“ und ein Seefischkochstudio mit Schauküche.

Und in unmittelbarer Nähe von Klimahaus und Schifffahrtsmuseum gibt es ein echtes gastronomisches Highlight. Denn das Speisen auf der Dreimastbark mit dem plattdeutschen Namen „Seute Deern“, auf Hochdeutsch „Süßes Mädchen“, erlebt man nicht alle Tage. „Wann können Sie schon mal in einer inzwischen fast 100 Jahre alten Kapitänskajüte, in einer Rumstube oder dem Laderaum des größten, noch erhaltenen hölzernen Frachtseglers der Welt speisen?“, fragt mich Jens Schmidt, der das außergewöhnliche Restaurant seit inzwischen 15 Jahren betreibt, mit einem breiten Lächeln. Und da uns die maritimen Köstlichkeiten der Kombüse bestens munden, buchen wir unseren Tisch dann gleich für den nächsten Tag noch einmal.

Weitere Informationen auf
www.bremerhaven-tourism.de
www.schaufenster-
fischereihafen.de
www.seutedeern.de/de/

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