Trotz Smartphone & Co. Warum ich auch weiterhin Urlaubspostkarten schreiben werde

Meinung | Düsseldorf · Ein Urlaubsgruß per Post ist eine Wertschätzung des Empfängers. Aber warum sich noch diese Mühe machen, wenn man doch auch einfach den Messenger bemühen kann? Unser Autor erklärt es.

 Ein Mensch wirft eine Postkarte in einen Briefkasten in Italien (Symbolfoto).

Ein Mensch wirft eine Postkarte in einen Briefkasten in Italien (Symbolfoto).

Foto: Shutterstock.com/SimoneN

Altmodischer geht’s wahrscheinlich nicht: sich irgendwo an einem schönen Urlaubsort hinsetzen und Postkarten damit beschriften, wie schön es gerade an diesem tollen Urlaubsort ist. Vielleicht gelingt auch ein witziger Gruß, manchmal sogar ein geistreicher. Und dann kauft man eine Briefmarke und sucht nach einem der gar nicht mehr so zahlreich vorhandenen Briefkästen. In der gleichen Zeit könnte man auf dem Smartphone sämtliche Freundes-, Bekannten- und Familienkreise mit Urlaubsnachweisen versorgt haben, noch dazu angereichert mit üppigen Bilderstrecken und Videos.  Einfach unschlagbar.

Auch aus diesem Grund habe ich das Kartenschreiben nie drangegeben. Es ist ein bisschen Widerstand gegen die schnelle Produktion und den wahrscheinlich noch schnelleren Konsum von Urlaubsbotschaften. Karten können die Zeit ausbremsen und geben einen anderen Takt vor. Wer sich nicht mehr über die vermeintliche Zeitverschwendung solcher Prozeduren ärgert, ist im Urlaub angekommen. Dann kann diese Schreibarbeit zu einem kleinen, gar nicht mehr lästigen Ritual werden.

Ich habe mich nie danach befragt, ob sich der Aufwand auch lohnt. Unterm Strich dürfte kein positives Ergebnis stehen. Vielmehr ist der Aufwand selbst ein Bekenntnis, das sich den ökonomisch angehauchten Kategorien von lohnend und nicht-lohnend entzieht. Denn jeder Aufwand gilt auch dem Empfänger. Mit jeder Karte ist nämlich auch diese Botschaft verbunden: Du bist es mir wert, eine Karte und eine Marke zu kaufen, einen Text zu schreiben und einen Briefkasten zu finden. Der Aufwand gilt Dir! Das werden dann Urlaubsgrüße sein, die nicht nur von Wetter, Essen, warmem Meer und hohen Bergen künden. Ihre angenehm langsame „Message“ heißt: In diesem schönen Moment denke ich auch an Dich!

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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