St. Gallen wird 1400 Jahre alt Auf Zeitreise mit dem heiligen St. Gallus

St. Gallen · Angefangen hat alles vor 1400 Jahren. Damals zog der Wandermönch Gallus vom Bodensee in das noch unerschlossene Gebiet des späteren St. Gallen. Als er stolperte und in einen Dornenstrauch fiel, deutete er dies einer Legende zufolge als Weisung Gottes, hier seine Einsiedlerzelle zu errichten. Aus der ehemaligen Einsiedelei wurde ein Kloster, dann ein ganzer Stiftsbezirk und schließlich eine aufstrebende Stadt.

St. Gallen: 1400 Jahre Zeitgeschichte
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"Die Ankunft von Gallus im Jahre 612 ist ein wichtiger Moment in der Entwicklung unserer Region", erklärt Jennifer Deufel zum Auftakt ihrer Stadtführung. Das ganze Jahr wird deshalb in St. Gallen gefeiert.

"Das Kloster", wie es die St. Galler nennen, hat die Zeiten überdauert. Die barocke Stiftsanlage ist heute mit dem gesamten Stiftsbezirk Unesco-Weltkulturerbe. Die prachtvollen Doppeltürme der Stiftskathedrale sind weithin sichtbar und Wahrzeichen der Stadt.

Stiftsbibliothek als Hauptattraktion

Hauptattraktion ist die berühmte Stiftsbibliothek. In dicken Filzpantoffeln schlurfen die Besucher andächtig durch den Rokokosaal. Zu bestaunen gibt es Tausende von Schriften. "Davon kann Amazon nur träumen", meint Deufel und verweist stolz darauf, dass hier unter anderem mehr als 2000 mittelalterliche Originalhandschriften aufbewahrt werden. Noch bis November präsentiert die Stiftsbibliothek unter dem Motto "Leben - Legende - Kult" Handschriften und Drucke mit Bezug zum heiligen Gallus.

Draußen auf dem Klosterplatz laufen die Vorbereitungen für die Gallus-Feierlichkeiten ebenfalls auf Hochtouren. Zwei Hütten sollen ab dem 20. April dort stehen und einen Eindruck davon vermitteln, wie Gallus gelebt haben könnte. Gleichzeitig beginnt das Kleinkunstfestival "Herein! Begegnungen im Klosterviertel", bei dem Bewohner ihre Räume für Veranstaltungen öffnen. Das Festival dauert bis zum 13. Mai.

Ein goldener Zylinder im Bachbett

"Schon im Februar wurde in der Mülenenschlucht Kunst installiert, die über das Gallusjubiläum hinaus wirken soll", sagt Deufel. Ein goldener Zylinder wurde im Bachbett versenkt. Wenn die Berechnungen stimmen, kommt die Zeitkapsel der Berliner Künstlerin Maria Eichhorn durch natürliche Erosion erst in 1400 Jahren wieder an die Erdoberfläche.

Ihren Weltruf verdankt die kleine Ostschweizer Stadt aber nicht nur dem heiligen Gallus und dem Weltkulturerbe des Stiftsbezirkes. "In Sachen Spitze war St. Gallen weltweit Spitze", erklärt Deufel. Der große Durchbruch kam mit der Erfindung der St. Galler Spitzen. Die Stickerei sah der echten Spitze täuschend ähnlich. Das Textilmuseum im Palazzo Rosso an der Vadianstraße zeigt in diesem Jahr neben der Dauerausstellung prachtvolle Kirchengewänder.

(dpa-tmn)
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