Kaiserpinguine kämpfen mit der Kälte Antarktis — Überleben in der Eiswüste

Düsseldorf · Die Antarktis ist der kälteste Kontinent der Erde. Nur wenige Tiere haben sich der lebensfeindlichen Umgebung angepasst - wie etwa der Kaiserpinguin, der bei minus 30 Grad brütet. Das wichtigste Lebewesen ist so klein, dass es fast übersehen wird.

Ein Besuch bei den Pinguinen
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Für konservative Familienpolitiker ist der Kaiserpinguin ein Alptraum: Die Mutter watschelt zum Brutplatz, legt ein Ei, überlässt es dem Vater und watschelt zum Meer zurück. Weg ist sie. Für Wochen wird sie nicht gesehen, sie ist Fische fangen, zur Arbeit sozusagen. Der Vater klemmt sich dann das Ei zwischen Füße und den dicken Bauch und brütet etwa 60 Tage lang.

Ist das Küken geschlüpft, versorgt er es und produziert sogar Milch mit einer speziellen Drüse. Erst im Frühling kehrt die Mutter zurück und gibt ihrem Nachwuchs zum ersten Mal Fisch. Von nun an sorgen die Eltern gemeinsam für den Nachwuchs. Ist das Küken zwei Monate alt, gehen beide auf Fischfang, und die Kleinen bleiben die meiste Zeit sich selbst überlassen.

Nur wenige übeleben

Dass nur aus wenigen Küken stolze und starke Kaiserpinguine werden, liegt allerdings nicht an der mangelnden Fürsorge der Eltern, sondern an den äußeren Bedingungen. Gegen diese Kälte wären selbst Familienpolitiker machtlos. Denn die Welt, in die die kleinen Pinguine schlüpfen, ist eigentlich kein schöner Ort zum Leben.

Es gibt nur wenige Gebiete auf der Erde, die ihren Bewohnern das Überleben so schwer machen wie die Antarktis. Die niedrigste Temperatur der Welt wurde mit minus 89,2 Grad Celsius in der Ostantarktis gemessen. Rund 98 Prozent der Fläche sind von Eis bedeckt. Der antarktische Sommer lässt das Grün nur an wenigen Küstenstrichen sprießen.

Im Landesinnern können Blizzards besonders im Winter Windgeschwindigkeiten von 300 km/h erreichen. Dann ist es auch den ganzen Tag über dunkel. Im Landesinnern ragen mehrere 4000er in den Himmel. In den Eisgürtel, der sich im Winter um die Antarktis legt, würde Europa zweimal hineinpassen. Würden alle Gletscher eines Tages abtauen, dann stiege der Meeresspiegel um fast 60 Meter.

Brütezeit im Winter

Der Kaiserpinguin hat sich dort trotzdem niedergelassen, und er muss der Umwelt alles abtrotzen. Als einziger Vogel brütet er deshalb im Winter. Die Sommermonate wären zu kurz, um den Nachwuchs für das Leben fit zu machen. Sein Federkleid, wasserfest und extrem kälteresistent, benötigt Zeit, um sich zu entwickeln. Der Pinguin ist das einzige höhere Lebewesen, das in der Brutzeit die Küste verlässt und sich ins Landesinnere wagt. Weder Säugetiere noch andere Vögel gibt es dort.

Während an den Küsten Robben und See-Leoparden leben, Hunderttausende Albatrosse oder Sturmvögel brüten, sich unter Wasser Fische und Wale tummeln, ist es an Land totenstill. Lange überleben ist dort unmöglich.

An manchen Stellen gibt es weniger Niederschlag als in der Sahara. Der Begriff Eiswüste ist für die Antarktis deshalb durchaus berechtigt, obwohl Millionen Kubikmeter von gefrorenem Süßwasser dort lagern. Der trockenste Kontinent der Erde birgt ihr größtes Trinkwasser-Reservoir. Die Antarktis ist keine Eisscholle, sondern Festland, das unter einer im Durchschnitt 2200 Meter dicken Eisschicht liegt.

Aber in diesem Eis steckt Leben, wenn auch kein artenreiches - verglichen mit anderen wärmeren und helleren Orten auf der Welt. Mikroorganismen, Algen, Bakterien, Pilze und Plattwürmer sind die Grundlage für höhere Lebewesen. Sie haben Tricks entwickelt, um zu überleben. So geben manche Organismen Proteine ans Eis ab, um es zu verflüssigen. Kieselalgen sondern Substanzen ab, die die Lichtstreuung verstärken und das Leben im Eismeer heller machen.

Pinguine sparen bei der Durchblutung ihrer Füße, damit sie nicht auf dem Eis festfrieren. Auch Säugetiere haben ihre Tricks: Die Weddellrobben können bis zu 600 Meter tief tauchen und 70 Minuten unter Wasser bleiben. Im Winter leben sie die meiste Zeit unter dem Eis. Damit sie Luft bekommen, nagen sie sich mit ihren spitzen Eckzähnen Atemlöcher in die bis zu zwei Meter dicke gefrorene Decke.

Krill-Krebs als Nahrungsmittel

Der wichtigste Bewohner (neben Plankton) ist allerdings so klein, dass man ihn leicht übersehen könnte. Der Krill-Krebs, bis zu sechs Zentimeter lang und zwei Gramm schwer, ist die Hauptnahrung für viele Wale, Robben, Pinguine und auch Fische. Ein Blauwal, mit 30 Meter Länge der größte Wal der Erde, vertilgt im antarktischen Sommer täglich drei bis vier Millionen Krill-Krebse. Wenn die Krebse versuchen, ihnen zu entkommen, schwimmen sie rückwärts und legen in diesem Stil immerhin 60 Zentimeter in einer Sekunde zurück.

Dem Krebs, der nur in eiskalten Gewässern gedeiht, würde ein Temperaturanstieg des Polarmeers vermutlich als Erstem zu schaffen machen, weil ihm dann eine seiner Hauptnahrungsquellen, die Eisalge, fehlen würde. Er ist mit geschätzten 500 Millionen Tonnen die vermutlich zahlreichste Tierart der Welt. Ein Erfolg, der auch auf Superstars anziehend wirkt. Hollywood-Schauspieler Brad Pitt hat im Animationsfilm "Happy Feet 2" dem kleinen Krebs "Will the Krill" seine Stimme geliehen.

(csr)
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