Griechische Staatsanleihen Zweifel an Zahlungsfähigkeit treiben Versicherungskosten

Athen (RPO). Die Investoren auf dem Renten- und Devisenmarkt haben zum Wochenausklang ihre Zweifel an der Zahlungsfähigkeit Griechenlands demonstriert. Die Versicherungskosten gegen den Ausfall griechischer Staatsanleihen zogen weiter an: rund 1,137 Millionen Euro mussten Investoren hinlegen, um fünfjährige Staatsanleihen im Volumen von zehn Millionen Euro zu versichern. Das ist so viel wie noch nie. Am Donnerstag waren es noch 10.000 Euro weniger.

Der Fahrplan zur Rettung Griechenlands
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Foto: AP

"Die Angst vor einer Umschuldung ist enorm", sagte ein Händler. "Griechenland ist zwar für drei Jahre durch den europäischen Rettungsschirm geschützt. Aber die wenigsten glauben, dass sie danach in der Lage sein werden, ihre Schulden zu bezahlen." Mehrere Händler sagten, Anleger gingen zu fast 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit davon aus, dass der Mittelmeerstaat seine Gläubiger nicht werde bedienen können.

Auslöser dieser neuen Nervosität war Analysten zufolge die Rating-Herabstufung Griechenlands auf Ramschstatus durch die Agentur Moody's Mitte des Monats. Viele Fonds müssen sich nun zum Quartalsende von ihren Griechenland-Bonds trennen, weil diese nicht mehr über die geforderte Bonität verfügen. Nach Einschätzung von Experten spiegelt sich diese Entwicklung vor allem in den Kreditausfallversicherungen wider und nicht in den Anleihekursen, weil diese durch das Ankaufprogramm der Europäischen Zentralbank gestützt werden.

Am Freitagnachmittag notierten die zehnjährigen griechischen Papiere nahezu unverändert bei 73,91 Zählern. Der von Investoren geforderte Risikoaufschlag für griechische Anleihen im Vergleich zu Bundesanleihen hielt sich auf dem hohen Niveau von 800 Basispunkten. Auch die Spreads belgischer und italienischer Papiere zogen im Vergleich zur Bundesanleihe an. Beide Staaten geben am Montag neue Papiere aus.

Griechische Anleigen dürften noch einmal purzeln

Händler und Analysten gingen dennoch davon aus, dass die griechischen Anleihen kurzfristig noch einmal ordentlich unter Druck geraten könnten. "Viele Fonds müssen aussteigen, aber man hat den Eindruck, dass sich einfach kein Käufer findet", sagte ein Händler. Auch die Europäische Zentralbank habe sich in den vergangenen Tagen bedeckt gehalten. Deshalb sei davon auszugehen, dass die Preise zum 30. Juni purzeln werden. "Und kaufen wird dann wohl doch die EZB, es gibt ja sonst niemanden, der dazu bereit wäre."

Profiteur dieser Aktionen dürfte wieder einmal der als sicherer Hafen geltende Bund-Future sein. Am Freitagnachmittag lag der Kontrakt zwar 26 Ticks niedriger bei 128,88 Zählern. "Aber das sind nur ein paar wenige Gewinnmitnahmen, das Interesse ist nach wie vor hoch", sagte ein Händler.

Vertrauenskrise des Euro hält an

Die erneuten Diskussionen rund um die griechische Kreditwürdigkeit gingen auch am Euro nicht spurlos vorüber. Die Gemeinschaftswährung fiel bis auf 1,2253 Dollar, nachdem sie im späten Vortagesgeschäft noch um 1,2325 Dollar gehandelt worden war. Auch der in Toronto beginnende G8-Gipfel dürfte nach Einschätzung der Commerzbank-Analysten keine Unterstützung bringen. "Denn letztlich droht ein offener Disput zwischen den USA und Europa, was die weitere Fiskalpolitik angeht", schrieben sie in einer Kurzstudie. "Sollte dieser Streit den Eindruck erwecken, dass die wichtigsten Wirtschaftsnationen nicht in der Lage sind, gemeinsame Krisenpolitik zu betreiben, könnten die Anleger wieder zunehmend risikoavers reagieren." Dies würde den Euro belasten.

Zum als sicheren Hafen geltenden Schweizer Franken fiel der Euro bis auf 1,3510 (spätes Vortagesgeschäft: 1,3587) Franken und war damit so günstig wie noch nie.

(RTR/awei)
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