Sorge wegen niedriger Zinsen Was die Lebensversicherung wert ist

Düsseldorf · Niedrige Zinsen bedrohen das attraktivste Verkaufsargument für Lebensversicherungen, die Garantiezusage. Für Kunden ist die Rendite nur ein Kriterium. Wichtig sind auch Finanzstärke und andere Kennziffern.

Während die Aufsichtsbehörde und die Versicherer einhellig betonen, dass die zugesagten Leistungen in den nächsten Jahren eingehalten werden, sind unabhängige Experten skeptisch. "Natürlich gibt es Lebensversicherer, die substanziell schwächer aufgestellt sind", sagt Lars Heermann von der Ratingagentur Assekurata aus Köln. Kunden, die jetzt über eine zusätzliche Altersvorsorge nachdenken, sollten daher vor allem auf kapitalstarke und kostengünstige Anbieter achten.

Bewertung

Dabei helfen Rating-Agenturen. Bei Assekurata sind derzeit 17 Lebensversicherer bewertet. Die Noten schwanken zwischen exzellent und gut. Das ist auch kein Wunder, denn Assekurata lässt ihren Kunden die Wahl, ob sie einen Test veröffentlichen. Wer schlecht ist, wird dies nicht wollen.

Härter gehen die Rating-Agentur Fitch und der Branchendienst map-Report vor. Hier werden zusätzlich allgemein zugängliche Daten genutzt und Unternehmen, die keine Daten liefern, mit "ohne Wertung" abgestempelt. Die Lebensversicherer mit den besten Bewertungen, mindestens "A" bei Fitch und "m" bei map-report, sind in unserer Grafik dargestellt.

Rendite

Als weitere Orientierung gibt es die Rendite, die die Versicherer 2011 erreicht haben. Der Branchenschnitt lag bei 4,1 Prozent. Eine Reihe von Unternehmen liegt schon darunter. Diese Tendenz wird weitergehen. Noch profitieren die Lebensversicherer von höher verzinslichen Anlagen der Vergangenheit.

Doch neue Investitionen am Kapitalmarkt werden nur noch sehr mager verzinst. Daher dürfen die Versicherer seit Anfang 2012 auch höchstens noch eine Garantie von 1,75 Prozent auf den sogenannten Sparanteil zahlen. Nach Kosten bleibt dann gerade einmal eine Beitragsrendite von 0,92 Prozent, wie Assekurata für eine Muster-Rentenversicherung ermittelt hat.

In diesem Jahr werden die Lebensversicherer aller Voraussicht nach bei der Rendite deutlich unter vier Prozent liegen (wahrscheinlich 3,8 Prozent im Schnitt). Wer neu abschließt, wird wegen der Kosten für Abschluss und Verwaltung des Vertrages deutlich darunter liegen.

Lebenserwartung

Lebensversicherer zahlen ihre Leistungen einmalig oder als Rente aus. Wer mit 65 oder 67 gesund ist, wählt die Rente, wer krank ist, womöglich die Kapitalauszahlung. Gerade die Absicherung des sogenannten "Langlebigkeitsrisikos" können aber nur Lebensversicherer leisten. Daher wehrt sich der Branchenverband GDV dagegen, dass Rentenversicherungen nur unter Rendite-Aspekten gesehen werden. Bei hoher Lebenserwartung fällt die Rente kleiner aus. Sie muss länger reichen.

Vorsorge

Neben der klassischen Rentenversicherung gibt es staatlich geförderte Produkte wie die Riester-Rente. Doch auch da ist die Rendite mitunter bescheiden. Daher versuchen Versicherer oft, Policen zu verkaufen, die an Fonds gekoppelt sind. Doch hier hat der Kunde ein Kursrisiko, oder er muss zusätzliche Kosten für Garantien aufbringen.

Die schmälern später die Rente. Teilweise fressen sie die staatliche Förderung auf. Alternative: die betriebliche Vorsorge. Hier können Kunden nicht nur die staatliche Riester-Förderung nutzen. In der Regel sind Gruppenverträge über die Firma auch deutlich kostengünstiger.

(RP/jre)
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