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Vorsorge für Ruhestand Mit 60 in Rente – so kann es klappen

Serie | Düsseldorf · Die Lebenshaltungskosten steigen gerade im Rheinland wegen der höheren Mieten deutlich, trotzdem hoffen viele Menschen auf einen frühen Ruhestand. Wie das klappen kann.

Ein älteres Ehepaar sitzt auf einer Bank (Symbolfoto).

Ein älteres Ehepaar sitzt auf einer Bank (Symbolfoto).

Foto: dpa/Stephan Scheuer

Wie teuer ist das Leben im Alter? Rund 1500 Euro für den allgemeinen Konsum inklusive Urlaub, Auto, Kleidung oder Geschenken für die Kinder sollten drin sein Nun ja, ein sogenannter Standardrentner, der in Vollzeit 45 Jahre lang in die Rentenversicherung einzahlte und durchschnittlich verdiente, erhält laut Deutscher Rentenversicherung pro Monat 1539 Euro brutto im Monat. Doch wenn er oder sie besonders viel Einkommen hatte, sind auch deutlich mehr als 2000 Euro Rente drin, die es dann ab dem Renteneintritt mit künftig 67 Jahren gibt.

Tatsächlich wollen aber viele Bürger den Job deutlich früher an den Nagel hängen. Viel hilft dabei, wenn sie noch eine zweite Rente erhalten, wie es sie beispielsweise für die Beschäftigten von Henkel oder Bayer gibt. Noch mehr hilft, wenn sie im Alter ein schuldenfreies Eigenheim bewohnen können. „Eine eigene Immobilie ist für viele Senioren die Basis ihres relativ guten Lebensstandards im Alter“, sagt der Düsseldorfer Makler Wulff Aengevelt. Er macht aber auch darauf aufmerksam, wie sehr die steigenden Mieten gerade in Düsseldorf zu Buche schlagen: „Das können sich schon Normalbürger häufig nicht leisten.“ Dies bestätigt Hans-Jochem Witzke vom Mieterbund Düsseldorf: „Es ist hier in der Stadt schwer, eine Wohnung für unter 800 Euro zu erhalten. Das zwingt dann auch so manchen Rentner, ins Umland zu ziehen, weil ihm die Stadt zu teuer wird.“

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Je früher die Menschen in den Ruhestand gehen wollen und je höher der dann erhoffte Lebensstandard, umso entschlossener müssen sie sich ein Zusatzpolster schon in jungen Jahren aufbauen.  Dies sieht auch die Politik so: FDP und Union sowie SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz halten es für sinnvoll, wenn die Menschen sich neben der gesetzlichen Rente und eventuellen Betriebsrenten ein weiteres Standbein über Aktienfonds aufbauen.  „Die Aktienrente ist eine richtige Idee, wenn es sich um eine zusätzliche Vorsorge auf freiwilliger Basis handelt“, sagt Scholz. Wichtig sei, dass die  Verwaltungsgebühren wie beim schwedischen Modell sehr niedrig liegen, damit die Menschen etwas von den Gewinnen haben.

Doch Bürger müssen nicht auf Hilfe durch den Staat warten. Stiftung Warentest oder das Finanzportal Finanztipp raten dazu, sich mit dem Kauf Kauf von sogenannten Indexfonds (ETF) über viele Jahre hinweg ein Vermögen aufzubauen. „Die Sparrate hängt von den finanziellen Möglichkeiten, den langfristigen Zielen und der Bereitschaft auf Konsumverzicht ab“, sagt Bernhard Freytag, Niederlassungsleiter der Quirin Privatbank in Düsseldorf.

Was bedeutet dies? Beschäftigte mit wenig Einkommen sparen meistens fast nichts, aber laut Freytag sind Sparraten von 1500 Euro im Monat bei Facharbeitern und erst recht bei Akademikern mit jeweiligem Doppeleinkommen „relativ häufig.“

Wer diese 1.500 Euro beispielsweise über fünf Jahre spart, kommt schon ohne Zinsen auf einen Betrag von immerhin 90.000 Euro, genug als Anzahlung für eine Immobilie.

Viel interessanter ist aber, was nach 33 Jahren herauskommt, wenn man die erste Zahlung beispielsweise mit 27 Jahren startet und dann mit 60 Jahren die Schlusssumme erhält. Ganz ohne Zinszahlung kommen 594.000 Euro heraus. Bei nur zwei Prozent Zinsen sind 839.000 Euro nach 33 Jahren, bei vier Prozent Zinsen sind es 1,2 Millionen Euro, bei sechs Prozent Zinsen 1,8 Millionen Euro, weil schon nach einigen Jahren der jeweilige Gewinn aus dem angelegten Kapital höher ist als die neuen Einzahlungen. „Wer einen so hohen Betrag zusammengespart hat, kann davon bei der richtigen Strategie auf jeden Fall gut leben“, sagt Freytag, „einen Teil des Geldes würde er oder sie ausgeben, der größere Teil des Geldes würde weiter angelegt bleiben.“

Zu ETFs mit Aktien rät Freytag ebenso wie Stiftung Warentest und Finanztipp, weil die im historischen Rückblick der vergangenen Jahrzehnte mindestens sechs Prozent an jährlicher Rendite brachten. Die ETFs legen das Geld der Anleger breit gestreut entsprechend verschiedenen Aktienindexes an wie dem deutschen Dax mit mittlerweile 40 Werten, dem auf die USA konzentrierten Dow Jones oder dem Weltindex MSCI World mit 1557 vertretenen Unternehmen.

 Wichtig ist dabei aber, Krisen an der Börse durchzuhalten und nicht übereilt aus den Märkten auszusteigen. Freytag: „Anleger müssen bei einem Einbruch der Börse die Nerven behalten und sie müssen Reserven haben.“

Sparer, die eine feste Geldsumme über Jahrzehnte in einen ETF-Sparplan einzahlen, profitieren vom Cost-Average-Effekt. Geht es an der Börse nach oben, steigt der Wert des Vermögens. Geht es nach unten, erhält der Bürger wenigstens für die aktuellen Einzahlungen mehr Fondsanteile, weil Aktien ja zeitweise billiger sind.  Im Alter wird dann gezielt von den ETF-Fonds in stabilere Anlagen wie Rentenpapiere oder eine Immobilie umgeschichtet, um vor möglichen Crashs an der Börse geschützt zu sein.  „Mietfreiheit als Senior ist ja ein hohes Gut.“, sagt Makler Aengevelt. „Der Vorteil ist steuerfrei. Und ich brauche entsprechend weniger an Rente, um klarzukommen. Und den Eigentümern droht auch nicht, herausmodernisiert zu werden aus ihrer Wohnung.“

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