1. Januar Zins bei Lebensversicherungen sinkt

Düsseldorf · Lebensversicherer dürfen Neukunden ab 1. Januar nur noch eine Verzinsung von 1,75 Prozent auf den Sparanteil versprechen. Das ist die Folge der niedrigen Erträge für die Anbieter selbst an den Kapitalmärkten. Die Branche arbeitet schon daran, die Folgen abzufedern.

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Foto: ddp

Es gab Zeiten, in denen waren Kapital-Lebensversicherungen in Deutschland echte Kassenschlager. Noch heute verwalten die Unternehmen im Lande mehr als 94 Millionen solcher Verträge, in die im vergangenen Jahr immerhin rund 90 Milliarden Euro an Beiträgen geflossen sind. Doch die Attraktivität des Produkts hat in den vergangenen Jahren stark gelitten, und zum Jahresbeginn fällt sie weiter.

Dann wird nämlich der Garantiezins von 2,25 auf 1,75 Prozent gesenkt. Viele Anbieter haben deshalb in den letzten Tagen des zu Ende gehenden Jahres dafür geworben, vor der Absenkung noch schnell einen Vertrag zu schließen. Die Verbraucherzentralen rieten als Antwort darauf, sich von niemandem unter Druck setzen zu lassen und nicht allein mit Blick auf den Garantiezins auf einen Vertrag einzulassen, der meist über Jahrzehnte laufe.

Der Garantiezins, der in der Fachsprache Höchstrechnungszins heißt, ist der Zins, den Versicherer ihren Kunden maximal versprechen dürfen (und dann auch zahlen müssen). Er wird nur auf den Sparanteil des Kunden gerechnet, der übrig bleibt, wenn man die Abschluss- und Verwaltungskosten abzieht. Und er bildet nur einen Teil der gesamten Überschussbeteiligung, den die Unternehmen ihren Kunden laufend und am Ende der Laufzeit des Vertrages gutschreiben. Wichtig bei der Veränderung: Sie gilt nur für Neuverträge, die ab Jahresbeginn geschlossen werden. Jene Kunden, die beispielsweise in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch Verträge mit einer Garantieverzinsung von vier Prozent gekauft haben, müssen sich keine Sorgen um ihre Police machen — ihre Konditionen bleiben unverändert.

Allerdings ist damit nicht gesagt, dass ihre Überschussbeteiligung auch unverändert bleibt. Denn die Finanzkrise hat auch die Versicherer-Branche in massive Probleme gestürzt. Sie tut sich schwer, ausreichend Erträge für ihre Kunden zu erwirtschaften, weil die erzielbaren Renditen an den Kapitalmärkten deutlich zurückgegangen sind. Dies liegt weniger an den Folgen der Finanzkrise, die für die Unternehmen überschaubar sind, als an den extrem niedrigen Zinsen. Fast neun von zehn Euro haben die Versicherer in festverzinslichen Wertpapieren wie Bundesanleihen geparkt, und deren Rendite lag zwischenzeitlich bei weniger als zwei Prozent.

Viele Anbieter haben deshalb ihre Überschussbeteiligungen noch einmal gekürzt. Denn mit den jetzt erzielbaren Erträgen lassen sich die hohen Garantieversprechen vergangener Jahrzehnte kaum noch decken, so dass manche schon an ihre Reserven gehen müssen, um die Kunden auszahlen zu können. Viele Anbieter liegen mit ihren Überschussbeteiligungen derzeit um die vier Prozent, und das ist nur noch etwas mehr als die Hälfte von dem, was noch um die Jahrtausendwende angeboten wurde. Die Branche will künftig weniger Rücklagen an ihre Kunden ausschütten. Dafür braucht sie aber die Zustimmung der Politik, und daran wird momentan in Berlin gearbeitetet.

Unter diesen Voraussetzungen lohnt es sich für viele, über alternative Geldanlagen nachzudenken. Sowohl Aktien als auch Immobilien beispielsweise können natürlich höhere Erträge bringen. Allerdings besteht dabei auch ein Verlustrisiko bis hin zum Totalausfall. Und sichere Geldanlagen mit einer höheren Verzinsung sind derzeit auch dünn gesät.

(RP/chk)
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