Überschussbeteiligung Lebensversicherer zahlen weniger

Düsseldorf (RP). Die Versicherungsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, R+V, hat angekündigt, die Überschussbeteiligung für 2011 zu senken. Experten prognostizieren eine allgemein sinkende Verzinsung. Jetzt warten alle auf die Allianz.

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Foto: ddp

Der Lebensversicherer R+V senkt seine laufende Überschussbeteiligung für 2011 von 4,3 auf 4,1 Prozent. Demgegenüber halten andere Versicherer, die sich bisher schon zur Verzinsung im nächsten Jahr geäußert haben, ihre laufenden Überschüsse stabil. So kündigte der Gothaer Konzern heute an, dass aller Voraussicht nach die laufende Verzinsung für Kapitallebensversicherungen bei 3,8 Prozent und für Renten-Policen bei 4,0 Prozent bleiben werden. Gleiches gelte für die Tochter Asstel. Auch der AXA Konzern will seine Überschüsse bei 4,0 Prozent stabil halten. Die Alte Leipziger wird weiter 4,1 Prozent zahlen, die Targo Bank sogar bei 4,8 Prozent bleiben. Die Inter Versicherung wird die laufende Verzinsung sogar leicht von 3,5 auf 3,75 Prozent erhöhen. Damit dürfte das Unternehmen aber immer noch deutlich unter dem Branchenschnitt liegen, der laut dem Marktbeobachter Map-Report 2010 bei 4,22 Prozent lag.

"Ich schätze, dass die Überschussverzinsung 2011 leicht um 0,1 oder 0,2 Prozentpunkte sinken wird", sagte der Versicherungsmathematiker Peter Schramm. Derzeit würden die Lebensversicherer noch von in früheren Jahren gekauften höher verzinsten Anlagen leben. "Diese Reserve geht aber irgendwann zu Ende", so Schramm.

Doch auch wenn einzelne Versicherer ihre laufende Überschussbeteiligung senken, ist das nach Ansicht des Branchenexperten Manfred Poweleit vom Map-Report kein Grund, den Vertrag voreilig zu kündigen. So hätten ältere Verträge, die vor dem Jahr 2000 abgeschlossen wurden, sogar noch eine Garantieverzinsung von vier Prozent.

Der Garantiezins ist über die gesamte Laufzeit fest zugesagt und kann im Gegensatz zur variablen Überschussbeteiligung, die jährlich je nach Geschäftsentwicklung neu festgelegt wird, nicht abgesenkt werden. "Kunden mit hohen Garantieverträgen wären angesichts des historischen Zinstiefs an allen Märkten mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn sie ihren Vertrag aufgeben", kommentiert Poweleit. Wer angesichts sinkender Zinsen in seinen Vertag nicht mehr einzahlen will, hat statt einer Kündigung die Möglichkeit, die Beitragszahlung zu stoppen. Die sogenannte Beitragsfreistellung erhält den am Ende der Laufzeit fällig werdenden Schlussgewinn.

Was macht die Allianz?

Derzeit warten viele Assekuranzen auf die Entscheidung der Allianz Lebensversicherung. Der Marktführer hatte 2010 noch 4,3 Prozent laufende Verzinsung gezahlt und will seine Entscheidung für 2011 in der nächsten Woche veröffentlichen. Die Gesamtverzinsung inklusive Schlussgewinn beläuft sich derzeit bei der Allianz Lebensversicherung auf 4,9 Prozent. Die veröffentlichten Prozentwerte täuschen aber über die tatsächliche Beitragsrendite hinweg. Verzinst wird bei allen Lebens- und Rentenversicherern nur der Sparanteil. Nach Kosten lag beispielsweise die prognostizierte Beitragsrendite 2010 nur noch bei 3,94 Prozent. 2008 waren es noch 4,17 Prozent gewesen, wie die Kölner Ratingagentur Assekurata errechnet hat.

"Leider lassen sich die Daten der einzelnen Versicherer nur bedingt vergleichen", erläutert Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will. Je nach Vertrag und Anbieter wird der Begriff des maßgeblich zu verzinsenden Kundenguthabens unterschiedlich definiert. Daher müssen die Kunden, selbst bei gleicher Verzinsung, am Ende der Laufzeit mit unterschiedlichen Auszahlungen rechnen. "Hier hat es der Gesetzgeber bei der Versicherungsreform versäumt, eine einheitliche Basis vorzuschreiben", kritisierte Will.

Stark unter Druck ist derzeit der Garantiezins. Der Garantiezins orientiert sich an der Verzinsung von Bundesanleihen, die derzeit mit rund 2,8 Prozent tief im Keller stehen. "Ich gehe davon aus, dass schon 2012 die Garantieverzinsung der Lebensversicherer auf 1,75 Prozent abgesenkt werden muss, wenn sich Bundesanleihen im nächsten Jahr nicht deutlich erhöhen", sagte Branchenexperte Poweleit.

(RP)
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