Hausrat ist übermäßig abgesichert Die meisten Deutschen sind falsch versichert

Berlin (rpo). Die Mehrheit der Deutschen ist nach Ansicht des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (vzbv)falsch versichert, weil einfach die Basisversicherungen fehlen. Die Versicherer dürften das ganz anders sehen. Jedenfalls haben viele Deutsche ihre eigene Existenz gar nicht oder zu gering abgesichert.

"Die meisten Bürger haben Versicherungen, die sie nicht brauchen oder die bei existenzbedrohenden Schadenfällen nicht zahlen", sagte vzbv-Vorstand Edda Müller in Berlin. Es sei "sehr eklatant", dass zu wenig Basisversicherungen wie Haftpflicht- und Berufsunfähigkeitsversicherungen abgeschlossen würden. Während beispielsweise nur rund ein Viertel der Haushalte gegen die Folgen einer Berufsunfähigkeit abgesichert sei, werde Hausrat übermäßig viel versichert.

Sich richtig zu versichern sei sehr stark vom individuellen Fall abhängig, erläuterte Müller. Der Abschluss einer Haftpflichtversicherung sei aber jedem zu raten. Unabhängige Berater könnten helfen, die individuellen Risiken zu definieren.

In der Praxis sind nach Angaben von Müller meist falsche Anreize für den Abschluss einer Versicherung ausschlaggebend. Da fast alle Versicherungsvermittler von Provisionen lebten, stehe meist das Provisionsinteresse und nicht die bedarfsorientierte Beratung der Verbraucher im Mittelpunkt. Umgekehrt schlössen viele Kunden eine Kapitallebensversicherung ab, weil diese steuerlich begünstigt werde. Bis zu 80 Prozent davon würden dennoch vor Vertragsablauf gekündigt oder beitragsfrei gestellt - meist unter erheblichem Verlust.

Risikolebensversicherungen machen nach Angaben von vzbv-Versicherungsexperte Wolfgang Scholl dagegen nur rund 3,5 Prozent der gesamten Versicherungsabschlüsse aus. Viele Menschen wie Eltern und Häuslebauer brauchten aber eine entsprechende Absicherung und wüssten über Varianten wie fallende Summen oder Möglichkeiten zur Teilkündigung gar nicht Bescheid.

Generell weisen nach Angaben von Müller 80 Prozent der Verbraucher "eklatante Lücken" in der finanziellen Allgemeinbildung auf. Um diese zu schließen und in der Folge dem bisher unzureichenden Versicherungsschutz entgegen zu wirken, forderte sie die Einrichtung einer unabhängigen, aus Beiträgen der Versicherungsbranche finanzierten Stiftung zur Verbraucherberatung.

(afp)
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