Immobilienbericht 2012 Wohnungsengpässe: Mieterbund kritisiert Politik

Düsseldorf · Die Bundesregierung warnt in ihrem aktuellen Immobilienbericht vor steigenden Mieten und Wohnungsengpässen. Der Deutsche Mieterbund reagiert und wirft der Politik Untätigkeit vor.

Zehn wichtige Fakten aus dem Immobilienbericht 2012
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Foto: dpa, Nicolas Armer

Die Bundesregierung spreche in ihrem Immobilienbericht erstmals von "lange nicht mehr bekannten Wohnungsengpässen, drastisch steigenden Mieten, Wohnkostenbelastungen auf Rekordniveau für Mieter und drei Millionen fehlenden altengerechten Wohnungen", erklärte Lukas Siebenkotten vom Deutschen Mieterbund. Dagegen habe sie bisher jedoch nichts unternommen.

Stattdessen habe die Bundesregierung 2011 das Wohngeld für die einkommensschwächsten Haushalte gekürzt und die öffentliche Förderung für altersgerechte Umbauten eingestellt, kritisierte Siebenkotten. Zudem wolle sie derzeit das Mietrecht zum Nachteil der Mieter ändern, Mietminderungsrechte einschränken und den Kündigungsschutz aufweichen. Nötig seien hingegen neue Regelungen für Mieterhöhungen insbesondere nach einer energetischen Gebäudesanierung und zur Begrenzung von Neuvertragsmieten, forderte der Mieterbund.

Auch der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen verwies auf "dringenden Handlungsbedarf". In einigen Ballungsgebieten gebe es schon jetzt zu wenig Wohnungen, um auch sozial schwächer gestellte Menschen ausreichend versorgen zu können, erklärte Verbandschef Axel Gedaschko. "Daher müssen einerseits die Bundesmittel für die Wohnraumförderung weiterhin auf hohem Niveau fließen."

Gleichzeitig müssten aber auch die Länder, die für diese Aufgabe die Hauptverantwortung trügen, diese zusätzlichen Bundesmittel zweckgebunden einsetzen und ausreichend eigene Mittel bereitstellen.

Regierung warnt vor Wohnungsmangel

Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) hatte zuvor im Kabinett den zweiten Bericht über die Wohnungs- und Immobilienbericht in Deutschland vorgelegt. Darin warnt die Regierung vor einem Wohnungsmangel in Deutschland und mahnt eine "wirksame soziale Abfederung" der Folgen an. Zwar drohe keine "allgemeine Wohnungsnot", aber es gebe "vielerorts deutliche Verknappungen und Versorgungsschwierigkeiten vor allem für einkommensschwächere Haushalte, verbunden mit hohen Wohnkostenbelastungen".

Der Immobilienbericht 2012 hatte deutlich gemacht, dass Mieterhöhungen, die im vergangenen Jahrzehnt noch die Ausnahme bildeten, häufiger werden. Durchschnittlich stiegen die Wohnungskosten im vergangenen Jahr um etwa drei Prozent — immer mehr Regionen und Städten der Bundesrepublik verzeichnen zudem Engpässe auf dem Wohnungsmarkt. Die höchsten Mieterhöhungen gab es laut dem Bericht in Greifswald. Dort stiegen die Preise um 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Hamburg waren er gerade einmal 7,5 Prozent, in Berlin 7,4 Prozent.

Die Deutschen investieren laut dem Bericht knapp ein Drittel ihres Einkommens in Mietkosten. Demnach betrug die durchschnittliche Nettokaltmiete für eine Mietwohnung 376 Euro. Die Ausgaben für warme Nebenkosten lagen bei 86 Euro.

Die aktuellen Preissteigerungen und Engpässe seien nach Meinung der Experten auf die, durch die positive Wirtschaftsentwicklung gestiegene, Nachfrage nach Wohnraum entstanden. Verstärkt wurde das durch die Unsicherheiten auf dem Kapitalmarkt und die dadurch größere Attraktivität von Immobilien als Kapitalanlage.

Aufwärtstrend beim Kauf von Immobilien

Beim Kauf von Wohnimmobilien verzeichnet der Immobilienbericht daher ein Aufwärtstrend. Dieser erfasst nicht nur Neubauten, sondern auch Bestandsobjekte. Die Preise in 125 deutschen Städten stiegen zwischen 2010 und 2011 durchschnittlich um 5,5 Prozent. Im Vorjahreszeitraum waren sie um 2,5 Prozent gestiegen. In Düsseldorf und Frankfurt wurden Immobilien sogar sieben bis neun Prozent teurer.

Die größte Herausforderung des Immobilienmarktes ist laut der Bundesregierung der demographische Wandel. Zurzeit kann der Markt kaum der wachsenden Nachfrage nach altengerechten Wohnungen nachkommen. Hinzu kommt die steigende Zahl von Ein-Personen-Haushalten — die Bundesregierung erwartet, dass deren Zahl bis 2030 auf 43 Prozent steigen wird.

Gleichzeitig habe sich der deutsche Wohnungs- und Immobilienmarkt in der der Finanzkrise und der anschließenden Rezession als wichtiger Stabilitätsfaktor für die Gesamtwirtschaft erwiesen. Da es in Deutschland in den Jahren zuvo - im Gegensatz zu vielen anderen Ländern - keine spekulativen Übertreibungen gegeben habe, zeigten sich auch keine nennenswerten negativen Auswirkungen auf Preise und Umsätze, heißt es im Immobilienbericht.

(anch)
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