Verbraucherzentralen warnen Die Lüge um Lebensmittel "aus der Region"

Düsseldorf · Lebensmittel "aus der Region" sind bei Kunden besonders beliebt, zeigen Studien. Doch der Begriff ist nicht geschützt – und so können die Hersteller die Verbraucher austricksen, warnen Verbraucherzentralen.

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Foto: TK

Lebensmittel "aus der Region" sind bei Kunden besonders beliebt, zeigen Studien. Doch der Begriff ist nicht geschützt — und so können die Hersteller die Verbraucher austricksen, warnen Verbraucherzentralen.

Regionale Herkunftsnachweise sind bei vielen Lebensmitteln wenig aussagekräftig und führen Käufer schlimmstenfalls sogar in die Irre. So lautet das Ergebnis eines bundesweiten Marktchecks mit mehr als 120 Artikeln aus Supermärkten, Discountern und Bioläden, den die Verbraucherzentralen veröffentlichten. Problematisch sei, dass Begriffe wie "regional" oder "aus der Region" rechtlich nicht klar definiert und geschützt seien.

Für viele Kunden sei regionale Erzeugung ein besonders bedeutsames Kaufargument, erklärten die Verbraucherschützer. Denn Regionalität suggeriere unter anderem Frische und kurze Transportwege. Tatsächlich treffe das aber bei vielen der untersuchten Produkte keineswegs zu.

So sei beispielsweise beim Test eine Wurst "aus maximal 30 Kilometer Umkreis" im Einkaufswagen gelandet, die in Wirklichkeit in einer 130 Kilometer entfernten Fabrik hergestellt wurde — von der unbekannten Herkunft der Zutaten ganz zu schweigen. Oft sei vielleicht ein Firmensitz oder ein Rezept in der Region beheimatet, für den Herstellungsort des Produkts müsse das aber nichts bedeuten.

Auch bei der Definition einer "Region" seien viele Hersteller großzügig, kritisierten die Verbraucherschützer. Gleich mehrere Bundesländer, wie zum Beispiel Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg, würden etwa zu einer einzigen Großregion zusammengefasst. Den Vorstellungen vieler Kunden von "regional" entspreche dies keinesfalls. "Anbieter und Lebensmittelhandel müssen falsche, nicht überprüfbare und unklare Regionalangaben ohne nachvollziehbare Kriterien unbedingt unterlassen", forderte deshalb Roland Scharathow von der Verbraucherzentrale Berlin.

Am Regionalfenster orientieren

Positiv bewerten die Verbraucherzentralen das freiwillig auf Packungen gedruckte Regionalfenster. Das blau-weiße Kennzeichnungsfeld biete durch einheitliche Vorgaben klare Orientierung und gebe "verbindlich Auskunft über Region, Ort der Verarbeitung, Anteil der verwendeten regionalen Zutaten sowie die Kontrollstelle". Die derzeitige Gesetzeslage sei trotzdem unzureichend: Bundes- und auch europaweit brauche es klare Vorgaben, Kontrollen und Sanktionen, "um der unseriösen Werbeflut einen Riegel vorzuschieben", forderten die Verbraucherschützer.

(AFP)
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