Abheben am Automaten Teures Geld für Fremdkunden

Düsseldorf · Wer vor einigen Jahren als Bankkunde an fremden Automaten Geld abhob, fiel spätestens beim Blick auf den Kontoauszug aus allen Wolken: Selbst für geringe Auszahlungen wurden horrende Gebühren von bis zu zehn, teilweise sogar bis zu 20 Euro fällig.

Seit Januar 2011 sind solche Wucherpreise passé: Das Verbraucherschutzministerium hatte die Banken zu mehr Transparenz ermahnt. Seitdem müssen sie vor einer Abhebung am Automaten anzeigen, wie viel sie dafür verlangen. Eine gesetzliche Höchstgrenze wollte das Ministerium nicht festlegen: Privatbanken wie Deutsche Bank und Postbank hatten sich untereinander auf knapp zwei Euro geeinigt — der Wettbewerb würde alles Weitere regeln, hieß es.

Das Konzept jedoch ging nur teilweise auf: Sparkassen verlangen von Fremdkunden im Durchschnitt immer noch 4,26 Euro pro Abhebung, Genossenschaftsbanken durchschnittlich 3,90 Euro. Das geht aus der Antwort des Bundesjustizministeriums auf Anfrage der SPD-Fraktion hervor, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Das Ministerium stützt sich dabei auf Statistiken des Bundeskartellamts.

Sparkasse hält Gebühren für gerechtfertigt

"Die Angleichung konnte nicht funktionieren, weil die Strukturen für einen Wettbewerb gar nicht vorhanden sind", sagt Frank-Christian Pauli, Gebührenreferent beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Etwa 80 Prozent der Bankautomaten in Deutschland sind in der Hand der Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken. Und genau das ist das Argument der Sparkassen: Sie hätten das engmaschigste Automatennetz und damit auch mehr Aufwand als die Privatbanken — also seien höhere Gebühren für Fremdkunden gerechtfertigt.

Eine krumme Rechnung, meint der Verbraucherschützer. "Ein großes Netz bedeutet, dass die Bank auch eine marktbeherrschende Stellung hat. Die sollte sie nicht ausnutzen", sagt Pauli. Wohl niemand hebe dauerhaft Geld bei einer Bank ab, ohne dort Kunde zu sein. Doch wer in ländlichen Gebieten, wo die Sparkassen traditionell stärker vertreten sind als Privatbanken, notgedrungen den Automaten nutzen müsse, dürfe nicht dafür bestraft werden. Zumal Kosten und Nutzen für den Kunden in keinem Verhältnis stünden: Eine Abhebung koste die Bank nur etwa 30 bis 70 Cent.

Während die Verbraucherzentrale eine Angleichung auf die Tarife der Privatbanken fordert, setzt das Verbraucherschutzministerium auf Selbstregulierung. "Seit der Regelung ist das Gebührenniveau deutlich gesunken", sagt ein Sprecher. Man gehe davon aus, dass dieser Trend anhalte, da die Kunden sich den günstigsten Anbieter suchten. Die Gebühren gesetzlich zu deckeln, lehne man nach wie vor ab. "Es entspricht nicht unserer Vorstellung von freier Marktwirtschaft, dass der Staat den Unternehmen vorschreibt, wie viel eine Abhebung oder ein Kontoauszug kostet."

(RP/anch/felt/jre)
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