Finanzielle Lücke in der Altersvorsorge Schreckgespenst Pflegebedürftigkeit

Düsseldorf (RPO). Wäre Pflegebedürftigkeit im Alter nur ein Gespenst, die Sorgen und Ängste älterer Menschen und ihrer Angehörigen ließen sich verscheuchen. Aber die täglich steigende Lebenserwartung der Bevölkerung und ihre Folgen für den Pflegebedarf sind Realität. Hier tickt eine Zeitbombe.

Die Pflegestufen im Überblick
Infos

Die Pflegestufen im Überblick

Infos
Foto: dapd

Realität ist auch, dass der Staat und die Versicherungsträger diese Aufgabe allein nicht bewältigen können. Die Pflegeversicherung ist nicht zukunftsfest. Ohne private Initiative, ohne persönliche Vorsorge, ohne finanzielle Selbstbeteiligung, droht der Notstand. Geplante Beitragserhöhungen in der gesetzlichen Pflegeversicherung allein werden nicht reichen. Private Zusatzversicherungen sollen die finanzielle Lücke schließen. Für den, der es sich leisten kann.

Die Zahlen sind alarmierend. Zurzeit beziehen mehr als 2,4 Millionen Menschen in der Bundesrepublik eine Rente aus der Pflegepflichtversicherung (PpV). Das sind drei Prozent der Bevölkerung. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wird diese Zahl bis zum Jahr 2030 auf 3,5 Millionen steigen.

Gleichzeitig geht die Gruppe der in die Pflegeversicherung einzahlenden Erwerbstätigen kontinuierlich zurück. Die Bundesbank hat berechnet, dass die Pflegeversicherung bereits vom nächsten Jahr an rote Zahlen schreibt. Infolge steigender Leistungssätze wachsen die Ausgaben deutlich schneller als die Einnahmen. Die vorhandenen Rücklagen reichen nicht lange.

Höhere Beiträge oder geringere Leistungen sind unvermeidlich. Es wird eintreten, was Versicherungsexperten seit langem prophezeit haben: Die Pflegepflichtversicherung ist eine Teilkasko, die die realen Kosten bei weitem nicht deckt.

Finanzielle Lücke

Wie ist die individuelle Finanzlücke im Pflegefall zu schließen? Die unten stehende Tabelle zeigt den Fehlbetrag für die einzelnen Pflegestufen unter den derzeitigen Rahmenbedingungen. Die Versorgungslücke kann mehr als 3000 Euro monatlich betragen und ist in den allermeisten Fällen durch die Alterseinkünfte der Betroffenen (Rente/Pension, Kapitalerträge, Rückgriff auf Privatvermögen) nicht zu schließen.

Sozialexperten raten deshalb, die gesetzliche Pflegerente frühzeitig um eine private Zusatzversicherung zu ergänzen. Der Bund der Versicherten empfiehlt Pflegetagegeld-Policen, wie sie von vielen Versicherungen angeboten werden. Im Pflegefall kommt dann das vereinbarte Tagegeld zum Tragen, und zwar unabhängig von den tatsächlichen Kosten und von der Wahl des Leistungsträgers (Hilfe durch Familienangehörige, durch professionellen Pflegedienst oder Aufenthalt in einem Pflegeheim).

Komplexe Versicherungstarife

Das Deutsche Finanz-Service Institut (DFSI) hat die Pflegetagegeld-Tarife von 20 Versicherungen untersucht und bewertet. Unterschieden wird zwischen statischen Tarifen, bei denen die Höhe des Pflegetagegeldes fixiert ist, und flexiblen Tarifen, die eine individuelle Anpassung ermöglichen. Die monatlichen Beiträge bei statischen Tarifen bewegen sich in einer Spanne zwischen 30 Euro für einen heute 40jährigen Mann bis zu 115 Euro für eine 60jährige Frau.

Komplex sind die Tarife aufgrund ihrer Unterschiede bei den Leistungen. Wie bei vielen anderen Versicherungen ist auch hier das Kleingedruckte wichtig. Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen will, sollte deshalb eine Checkliste vorbereiten (siehe Info).

Fazit

Pflegetagegeld-Versicherungen können ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Altersvorsorge sein. Sie eignen sich in erster Linie für Menschen mit einem guten Einkommen, die auf Dauer einen sicheren Arbeitsplatz haben und auf lange Sicht das Risiko, zum Pflegefall zu werden, finanziell absichern können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort