Tipps für den Alltag Darf ich Verpackungsmüll einfach im Laden lassen?

Düsseldorf · Mehr als 220 Kilogramm Verpackungsmüll verbraucht der durchschnittliche Deutsche pro Jahr. Mit diesen Tipps lässt sich unnötiger Abfall im Alltag vermeiden.

So viel Plastikmüll entsteht in einer Woche
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So viel Plastikmüll entsteht in einer Woche

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Foto: Christoph Schroeter

Die größte Müllhalde der Welt liegt zwischen Hawaii und Kalifornien. Dort sammelt sich seit Jahren eine gigantische Menge Plastikmüll an. Mit 1,6 Millionen Quadratkilometern ist diese Deponie im Meer viermal so groß wie Deutschland. Doch wie lässt sich Umweltverschmutzung in Zukunft vermeiden? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Wie viel Verpackungsmüll fällt in Deutschland pro Jahr an?

Valide und vergleichbare Zahlen gibt es von der Europäischen Union nur für das Jahr 2016. Damals wurden in Deutschland gut 18 Millionen Tonnen Verpackungsmüll gezählt, das entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von mehr als 220 Kilogramm pro Jahr. Und es ist die traurige Spitzenposition in Europa. Das europäische Mittel lag mit 167 Kilogramm pro Kopf deutlich darunter.

Wie kann ich Müll beim Einkaufen vermeiden?

Indem möglichst frische, unverpackte Lebensmittel in den Einkaufskorb kommen, rät der Bund für Naturschutz und Umwelt (BUND). Das bedeutet zum Beispiel: lieber frisches Brot vom Bäcker als in Plastik abgepacktes Toast aus dem Supermarktregal.

Darf ich meine Verpackung auch selbst mitbringen?

An manchen Supermarkttheken ist es erlaubt, eine eigene Box befüllen zu lassen. Doch die Hygienevorschriften sind streng und der Bereich hinter der Theke ist eigentlich tabu für fremde Materialien. „Erkundigen Sie sich bei Ihrem Lebensmittelhändler, ob Sie Ihre eigenen Verpackungen mitbringen dürfen. Einen Anspruch hierauf haben Sie jedoch nicht“, heißt es dazu von der Verbraucherzentrale.

Darf ich Verpackungsmüll einfach im Laden lassen?

Jein. Der BUND fordert zwar: „Verpassen Sie dem Handel einen Denkzettel und lassen Sie die Umverpackungen für Obst und Gemüse oder anderer Produkte einfach im Laden. Das ist Ihr gutes Recht.“ Jedoch kommt es hierbei auf das Wort „Umverpackungen“ an. Als solche gelten nur Produkthüllen, die weder der Hygiene, noch der Haltbarkeit oder dem Schutz der Ware dienen. Zum Beispiel: der Karton um die Zahnpastatube. Dabei handelt es sich um reine Werbung, diesen darf man also noch im Supermarkt entsorgen. Gleiches gilt etwa für in Plastiktüten eingeschweißte Bananen. Doch Achtung: Ein Pizza- oder Müslikarton zählt beispielsweise nicht als Umverpackung, weil dort wichtige Produktinformationen zu finden sind. Dieser Müll muss Zuhause entsorgt werden.

Was ist, wenn sich eine Verpackung nicht vermeiden lässt?

Es gibt Produkte, die immer eingepackt sind – etwa Nudeln oder Müsli. Wer trotzdem ökologisch denkt, sollte möglichst große Portionen kaufen. Denn bei kleinen Müslikartons ist meist noch eine ganze Menge Luft mit ins Plastik eingeschweißt. Das XXL-Pack kommt im Verhältnis zur Größe mit weniger Müll aus. Die Verbraucherzentrale fasst das so zusammen: Mehr Produkt als Verpackung einkaufen.

Muss es die schwere Glasflasche sein?

Wer beim Wasser- oder Safteinkauf auf Plastikflaschen verzichten will, kann das auch ohne sich den Rücken an schweren Kästen mit Glasflaschen zu verheben. Die Lösung: Leitungswasser. „Trinkwasser wird strenger kontrolliert als Mineralwässer und punktet mit weiteren Vorteilen wie einem unschlagbar günstigen Preis“, sagt die Verbraucherzentrale. Qualitätseinbußen müsse dabei niemand befürchten, das Leitungswasser in Deutschland sei sehr gut. Nach einem Vergleichstest urteilt die Stiftung Warentest, dass natürliches Mineralwasser vielfach überschätzt wird. Wer nicht auf den „Blubb“ verzichten will, kann sich einen Wassersprudler anschaffen.

Wo kann ich außer bei Nahrungsmitteln Verpackungsmüll vermeiden?

Im Bad. Wer beispielsweise Seife statt Flüssigseife oder Duschgel verwendet oder Waschpulverkonzentrat an Stelle von Flüssigwaschmitteln, spart Müll. Potenzial haben auch Kosmetika. Denn die gibt es oft nur in kleinen Portionen, die verhältnismäßig viel Verpackung benötigen. Der Tipp vom BUND: „Kosmetik selber machen.“ Online gibt es viele Rezepte, um zum Beispiel Deos, Cremes oder Shampoos aus frischen, natürlichen Zutaten selbst herzustellen. Das hat noch einen Vorteil: Viele fertige Kosmetikprodukte enthalten Mikroplastik und andere Substanzen, die schädliche Nebenwirkungen haben können.

Welche Alltagsgegenstände müssen nicht aus Plastik sein?

Die naheliegende Antwort: Einkaufstüten. Wer einen Stoffbeutel mit in den Supermarkt nimmt und auf dünne Einweg-Plastiktüten verzichtet, schont die Umwelt. Es gibt aber auch weniger Offensichtliches, das es plastikfrei gibt. Zum Beispiel Bambuszahnbürsten, wiederverwendbare Thermobecher statt To-go-Becher aus Plastik, Trinkflaschen und Trinkhalme aus Edelstahl. Außerdem lassen sich viele Küchenutensilien durch Produkte aus Metall, Holz, Porzellan oder Glas ersetzen.

Und was tut die Politik gegen Plastikmüll?

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat am Montag einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt. Darin sind alte und bereits beschlossene Vorhaben ebenso gelistet wie geplante Initiativen. Unter anderem setzt Deutschland auf das geplante europaweite Verbot von Einwegplastik wie Geschirr und Trinkhalmen. Der Handel soll sich verpflichten, Verpackungen einzelner Produkte etwa durch ein aufgeklebtes Etikett zu vermeiden. Eine Kampagne soll Verbraucher dazu anregen, Leitungswasser statt Mineralwasser aus PET-Einwegflaschen zu trinken. Es soll ein Verpackungsregister eingeführt werden, das für Abfall die Lizenzentgelte an die dualen Systeme regelt. Zudem werden die Recyclingquoten erhöht, das ist bereits im Verpackungsgesetz geregelt. Umweltverbände kritisierten den Plan als nicht ausreichend.

Was passiert eigentlich mit dem ganzen Plastik?

Recycling ist in aller Munde. Das passiert allerdings viel seltener als eigentlich gut wäre. Zwischen 1950 und 2015 wurden weltweit insgesamt 8,3 Milliarden Tonnen Plastik hergestellt. In Benutzung sind davon noch 2,5 Milliarden Tonnen. Zerstört beziehungsweise verbrannt wurden etwa 0,8 Milliarden Tonnen. Der größte Teil, nämlich 4,9 Milliarden Tonnen, wurde nur ein einziges Mal benutzt, dann ausrangiert und ist heute auf Deponien, Müllhalden oder in der Umwelt zu finden. Zum Beispiel irgendwo zwischen Hawaii und Kalifornien.

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