Noise-Cancelling-Kopfhörer Die Bose QC Earbuds II im Praxistest

Berlin · Boses Ohrstöpsel QC Earbuds II versprechen nicht weniger als die „weltweit beste Lärmreduzierung“. Das lädt natürlich zu einem ausgedehnten Praxistest ein. Eine Reise in die Stille.

 Boses QC Earbuds II sitzen fest und bequem im Ohr.

Boses QC Earbuds II sitzen fest und bequem im Ohr.

Foto: dpa-tmn/Till Simon Nagel

Bose und Kopfhörer - kennt man. Das sind doch die Überohr-Kopfhörer zum Zusammenklappen. Aber die auch für Auto- und anderes hochwertige Hifi bekannte Marke kann auch Ohrstöpsel. Die Bose QC (QC steht für Quiet Comfort) Earbuds II treten für knapp 300 Euro im komplett drahtlosen Segment gegen Airpods Pro, diverse Buds und Co. an. Ein Praxistest:

Das Gerät: Wuchtig und mattschwarz mit glänzendem Logo ist die Hülle, die Stöpsel im Inneren sind auch von Format. Dick, rund, mit Stäbchen und Gummilippe. Insgesamt ist das Gespann rund ein Drittel wuchtiger als die Stöpsel von Apple, Samsung, und Google. Als Akkulaufzeit gibt der Hersteller 6 Stunden an, im Etui stecken weitere drei Ladungen. Im Praxistest kommt das hin. Geladen wird per USB-C-Kabel, drahtloses Laden gibt es nicht.

Wer die Vorgänger noch kennt, kann sich freuen. Die 2. Generation ist deutlich kleiner. Und statt „Erstklassiger Lärmreduzierung“ verspricht Bose nun „Die weltweit beste Lärmreduzierung“. Dazu später mehr.

Verbindung: Bluetoothmenü am Telefon öffnen, Deckel auf, Taste drücken, koppeln, fertig. Wer alle Funktionen will, installiert noch Boses Music-App. Sie bietet Zugang zu den Modi-Einstellungen, dem Equalizer und anderen Einstellungen. Wer mag, kann sich ein Bose-Konto anlegen, es geht aber auch ohne.

Passform/Komfort: Sitzt, wackelt nicht und ist richtig dicht. Die QC Earbuds II haben an der Rückseite eine Gummilippe, die nicht nur für bequemen und festen Sitz im Ohr sorgt. Sie hält auch Geräusche draußen. Allgemein sitzen die Buds im Tester-Ohr fest genug zum Joggen - und sind ziemlich bequem. Es kommt vor, dass man sie im Ohr auch mal nicht bemerkt.

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Im Lieferumfang sind drei Ohreinsätze in verschiedenen Größen enthalten, außerdem die umlaufenden Gummibänder in drei Größen.

Bedienung: Hier patzen die QC Earbuds II. Und das liegt nicht am Funktionsumfang. Da ist alles da, was zu aktuellen Stöpseln gehört. Mediensteuerung, Sprachassistent, Umschalten der Modi für die Geräuschunterdrückung und Lautstärkeregelung: Alles da. Leider setzt Bose auf berührungssensible Flächen auf der Außenseite. Wer nicht extrem vorsichtig tippt und wischt, erzeugt mächtiges Dröhnen auf den Ohren. Angenehm ist anders.

Apropos Dröhnen: Setzt man die Stöpsel ins Ohr, erklingt als Aktivierungston eine Art Motoraufheulen. Und zwar für jeden Stöpsel einzeln. Das ist am Anfang lustig, dann nicht mehr und fast eine Spur zu laut. Auf Dauer nervt das Röhren.

Der Klang: Richtig, richtig gut. Die QC Earbuds II haben einen satten, etwas basslastigen Klang. Auch hohe Töne werden fein aufgelöst, manchmal aber erst bei etwas höherer Lautstärke. Über die App lassen sich die Frequenzen noch etwas an die eigenen Vorlieben anpassen. Allgemein ist der Klang recht natürlich und nicht so technisch glasklar wie etwa bei Samsungs Galaxy Buds Pro der ersten Generation.

Die QC Earbuds II taugen auch als Telefon-Headset. Zwar sind sie für iPhone-Nutzer nicht ganz so gut integriert wie Apples eigene Stöpsel - da geraten die Systemstimme des iPhones und die englische Stimme der Earbuds gerne mal durcheinander. Doch der Klang und die Übertragungsstabilität sind tadellos. Kommt die Telefonverbindung zustande, gibt es außerdem einen hilfreichen Hinweiston.

Die weltbeste Lärmunterdrückung: Das und nicht weniger verspricht Bose für die QC Earbuds II. Und wer die Stöpsel auf den ANC-Modus Quiet schaltet, wird auch nicht enttäuscht. Es ist geradezu gespenstisch, im Quiet-Mode durch das herbstliche Berlin zu laufen. Es ist so still, dass fast eine Desorientierung eintritt, weil zur gesehenen Welt die Geräuschkulisse fehlt.

Also lieber einmal mehr schauen, dass beim Überqueren der Straße wirklich kein Auto kommt. Ziemlich gut. Nervige Nachbarn: leise. Die ratternde U-Bahn: leise. Die raschelnden Blätter im Wind: rascheln nicht. Nur ganz laute Geräusche schaffen es durch den Lärmschild. Selbst das schreiende Baby auf dem Arm bringt einen so nicht mehr aus der Ruhe.

Anders im Aware-Modus: Hier soll man die Umgebung weiterhin wahrnehmen können und auch Gespräche führen können. Das klappt zunächst ganz gut - mal abgesehen von einem deutlich vernehmbaren Grundrauschen, wenn keine Musik läuft. Doch die von Bose Active Sense genannte Technologie grätscht hier bisweilen ziemlich hart rein. Sie erkennt laute Hintergrundgeräusche und dämpft sie auf angenehme Lautstärke.

Klingt gut, lässt aber leider auch den einen oder anderen Rettungswagen fast lautlos werden. Modus Aware auf dem Fahrrad ist also keine gute Idee. Zumal man den umgebenden Verkehr nicht zuverlässig mitbekommt, da er mal lauter und mal leiser durchgeleitet wird. Wer mit den QC Earbuds II im Straßenverkehr mitfahren will, schaltet Active Sense besser aus. Das geht zum Glück recht leicht in der App. Nachteil: Laute Windgeräusche werden dann kaum gedämpft.

Wer die Geräuschunterdrückung weiter individualisieren will, kann über Boses Music-App noch weitere ANC-Modi erstellen.

Wer braucht das: Natürlicher Klang, gute Einstellungsmöglichkeiten, lange Ausdauer, bequemer Sitz und tolles Noise-Cancelling. Wer das sucht, findet es bei den Bose QC Earbuds II. Für einen empfohlenen Verkaufspreis von 300 Euro sind sie aber schon am oberen Ende der Preisskala. Dafür arbeiten sie mit Apple wie Android gut zusammen.

Bei all den Stärken schmerzt die Bedienung im wahrsten Sinne des Wortes umso mehr. Hier ist wirklich Fingerspitzengefühl gefragt. Und auch zum Radfahren sind die Earbuds nur bedingt geeignet. Da sind die Transparenzmodi der Mitbewerber Apple, Beats oder Google besser geeignet.

(albu/dpa)
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