Bewertungen aus dem Netz: Jubelberichte sollten misstrauisch machen

Berlin · Bewertungen im Internet sind auf den ersten Blick eine gute Möglichkeit, sich über die Qualität von Produkten zu informieren. Dabei ist aber Vorsicht geboten: Viele scheinbar hilfreiche Kommentare sind gefälscht.

So erkennt man Fake-Empfehlungen in Online-Shops
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Foto: AP

Immer mehr Menschen kaufen immer öfter im Internet ein. Inzwischen landen sogar regelmäßig Lebensmittel im virtuellen Einkaufskorb. Zwar müssen Verbraucher beim Onlineshopping auf manchen Komfort verzichten, zum Beispiel auf das Anfassen und Ausprobieren von Produkten. Als Ersatz dafür bieten viele Händler im Netz die Möglichkeit, Produkte zu bewerten. Internetnutzer in Deutschland machen von dieser Möglichkeit reichlich Gebrauch. Das hat das Meinungsforschungsinstitut Aris in einer Umfrage herausgefunden, Auftraggeber war der IT-Verband Bitkom.
Jeder zweite Surfer (51 Prozent) hat demnach schon einmal im Netz seine Meinung gesagt.

Bis zu 30 Prozent der Bewertungen gefälscht

Inzwischen gibt es jedoch viele Anbieter, die bei der Jagd nach guten Noten selbst ein wenig nachhelfen. Der Informatiker Bing Lui von der University of Illinois in Chicago schätzt, dass bis zu 30 Prozent der Bewertungen im Internet gefälscht sind.

"Man sollte nicht alles glauben, was auf Meinungs- und Bewertungsseiten steht, sondern sehr, sehr kritisch damit umgehen", sagt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Selbst wenn die Bewertungen nicht gefälscht sind, könnten Laien manche Produkte nicht fachkundig beurteilen. Bei elektronischen Geräten beispielsweise sollte man besser auf Testergebnisse von bewährten Anbietern zurückgreifen, rät der Verbraucherschützer. Von Webseiten mit Medikamentenbewertungen sollte man ebenfalls die Finger lassen, sagt der Experte. Gesundheitsgefahren von Arzneien könnten Verbraucher oft nicht erkennen.

Profifälschungen sind schwer zu erkennen

Gefälschte Bewertungen werden oft von professionellen Agenturen ins Netz gestellt, erklärt der Verbraucherschützer. Solche Profifälschungen seien oft nur schwer zu erkennen. "Die Alarmglocken sollten schrillen, wenn sich die Formulierungen wie aus einem Werbeprospekt lesen", sagt der Verbraucherschützer. Allerdings haben die Fälscher dazugelernt, berichtet die Zeitschrift "Öko-Test". Reine Jubelberichte seien seltener geworden. Stattdessen werde oft nur zum Schein eine Nebensache kritisiert, um die ansonsten positive Bewertung glaubwürdiger zu machen.

Hinweise auf gefälschte Bewertungen könnten ungewöhnliche Redewendungen liefern, schreiben die Redakteure. Findet der Nutzer die Formulierung auch auf anderen Portalen, sei die Bewertung vermutlich nicht echt. Auch bei sehr ausführlichen Berichten müsse man skeptisch sein.

Die Wahrheit ist oberstes Gebot

Ein paar Dinge beachten muss auch, wer selber eine Bewertung abgibt: Wichtig ist vor allem, zwischen berechtigter Kritik und persönlichen Beleidigungen zu unterscheiden. "Bei einem Arzt etwa darf man sagen, dass man mit der Behandlung nicht zufrieden war", sagt Yvonne Kleinke von der Arbeitsgemeinschaft für Geistiges Eigentum und Medien im Deutschen Anwaltverein. "Seine Persönlichkeitsrechte aber wären verletzt, wenn man dann noch schreibt, dass er unmöglich angezogen war." Die Unwahrheit ist in einer Bewertung natürlich grundsätzlich tabu. "Das geht nie", sagt die Anwältin.

(dpa)
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