5,2 Milliarden Kleidungsstücke in den Schränken Bekleidung ist für Deutsche Wegwerfware

Düsseldorf · Die Kleiderschränke der Deutschen quellen über: Rund 5,2 Milliarden Kleidungsstücke werden darin gehortet, doch ein großer Teil davon wird kaum oder überhaupt nicht getragen. Laut Greenpeace fristen zwei Milliarden Röcke, Hosen, Pullis, Shirts und Schuhe ein solch trauriges Dasein. Es wird schnell aussortiert, kaum repariert, viel weggeschmissen.

 Milliarden von Kleidungsstücken hängen in deutschen Kleiderschränken. Viele fristen ein trauriges Dasein.

Milliarden von Kleidungsstücken hängen in deutschen Kleiderschränken. Viele fristen ein trauriges Dasein.

Foto: nito/Shutterstock

Bei Schuhen wird dies besonders deutlich: Jeder Achte trägt seine Schuhe weniger als ein Jahr, kaum jemand repariert Kleidung noch. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, welche die Umweltschutzorganisation Greenpeace in Auftrag gegeben hat.

"Mode ist zum Wegwerfartikel verkommen und genauso kurzlebig wie Plastiktüten oder Einweg-Geschirr. Das geht zu Lasten der Umwelt und Gesundheit, denn die Kleidung wird mit Hunderten giftiger Chemikalien produziert", sagt Kirsten Brodde, Textil-Expertin von Greenpeace.

Frauen besitzen der Umfrage zufolge mit durchschnittlich 118 Kleidungsstücken deutlich mehr als Männer mit 73 Teilen (ohne Strümpfe und Unterwäsche). Immerhin ein Drittel der Deutschen hat aber mindestens doppelt so viele Teile im Schrank.

Kleidung muss nicht mehr lange halten, sondern vor allem den schnell wechselnden Trends folgen. Knapp zwei Drittel sortiert Kleidung aus, wenn sie nicht mehr gefällt, ein Drittel der Befragten will einfach Platz schaffen im Schrank.

In das Bild passt, dass das Reparieren aus der Mode gekommen ist: Etwa die Hälfte der Deutschen hat noch nie Kleidung zum Schneider gebracht. Über die Hälfte der 18-29-Jährigen war noch nie beim Schuster. Die meiste Kleidung landet im Müll oder der Kleidersammelbox.

Alternativen wie tauschen, leihen oder verkaufen sind für die große Mehrheit noch immer sehr exotisch: 83 Prozent der Deutschen haben laut der Greenpeace-Befragung noch nie Kleidung getauscht, zwei Drittel noch nie welche verliehen, über die Hälfte noch nie Kleidung weiter verkauft. Am ehesten geben die Deutschen Kleidung im Bekanntenkreis weiter.

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"Um den Kleiderkonsum zu drosseln, müssen die einfachen Alternativen Tauschen und Teilen zur täglichen Routine werden wie Zähneputzen", sagt Brodde. "Angebote dafür gibt es genug - sei es die Tauschbörse im Internet, der Flohmarkt oder die Kleidertauschparty um die Ecke."

Bei der Frage nach Gütesiegeln klaffen Wunsch und Wirklichkeit der Verbraucher auseinander. Jeder zweite Befragte gab an, dass Siegel für nachhaltig, umweltverträglich und fair hergestellte Kleidung sehr hilfreich seien. Zugleich achtet aber nur jeder Vierte beim Kauf auf nachhaltige, umweltverträgliche oder faire Produktion.

Durchgeführt wurde die Umfrage im Auftrag von Greenpeace durch das Institut Nuggets unter 1011 Personen zwischen 18 und 69 Jahren im September 2015.

(csr)
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