„Öko-Test“ Espresso-Bohnen im Vergleich - teurer ist meist auch besser

Frankfurt am Main · Er soll schmecken und eine leckere Crema haben. Nicht nur nach dem Aufwachen schlürfen viele gerne einen Espresso. Ein Test zeigt aber: Lässt man den Geschmack beiseite, wird es häufig bitter.

 Beliebter Muntermacher: Viele Menschen genießen morgens gerne einen Espresso.

Beliebter Muntermacher: Viele Menschen genießen morgens gerne einen Espresso.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Zunächst die gute Nachricht für alle Espresso-Fans: Geschmacklich können die meisten gerösteten ganzen Bohnen, die es in den Läden zu kaufen gibt, überzeugen. 21 von 22 Produkten schmeckten den geschulten Prüfern in einer Untersuchung der Zeitschrift „Öko-Test“ (Ausgabe 10/2019) gut oder sehr gut. Nur die dunkle Espresso-Röstung einer bekannten Kaffeehaus-Kette fiel hier durch: In der Sensorik war das teuerste Testprodukt mangelhaft.

Doch Geschmack ist nicht alles. Die Tester schauten auch auf die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen, die an die Erzeuger gezahlten Pfundpreise, das Verbot von Pestiziden beim Anbau sowie im Espresso enthaltene Schadstoffe. All das floss in die Gesamtnote ein - und viele Espressos überzeugten in mehrerer dieser Punkte nicht.

Letztlich blieben somit fünf Röstungen, die gut schmeckten und hinsichtlich Sozialstandards und Umweltgesichtspunkten überzeugen konnten - es handelt sich durchweg um Bio-Produkte. „Sehr gut“ in der Gesamtnote war lediglich der Gepa „Bio Espresso Ankole“ (Kilopreis 22 Euro). Vier weitere Bio-Espressos waren „gut“, zwei „befriedigend“.

Produkte ohne Bio-Siegel schneiden schlecht ab

Unter den nicht bio-zertifizierten Röstungen waren vier Eigenmarkenprodukte von Lidl, Aldi Nord, Aldi Süd und Edeka mit der Gesamtnote „befriedigend“ noch am besten - der Kilopreis liegt hier jeweils bei sieben Euro. Sieben Produkte schnitten „ausreichend“ ab, vier bewerteten die Tester mit „mangelhaft“.

Was wurde kritisiert? In allen mangelhaften Produkten und in vier weiteren Espressos lag der Acrylamidgehalt mehr als 50 Prozent über dem EU-Richtwert. Also noch im vorgegebenen Rahmen, jedoch aus Sicht von „Öko-Test“ zu hoch. Das führte zur Abwertung um zwei Noten. Der Stoff entsteht unter hohen Temperaturen beim Rösten und gilt als potenziell krebserregend.

Bezahlung der Bauern ist ein Problem

Soziale Mindeststandards wie das Verbot von Zwangsarbeit und Diskriminierung konnte nur die Hälfte der Kaffeehersteller belegen. Viele zahlen aus Sicht von „Öko-Test“ zu wenig Geld pro Pfund an die Bauern. Eine Ernte-Vorfinanzierung, die den Erzeugern Sicherheit bietet, konnten etwa nur 6 der 22 Anbieter umfänglich belegen.

Eine gute Bezahlung sei aber wichtig, betonen die Tester. So sei Kinderarbeit oft eine Folge von Armut. Manche Siegel verbieten zwar „schlimme Formen“ der Kinderarbeit, heißt es, also etwa Zwangsarbeit oder gesundheitsgefährdende Tätigkeiten. Sichergehen, dass bei der Ernte des Kaffees keine Kinder beteiligt waren, könne man laut „Öko-Test“ aber nicht.

(chal/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort