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Schluss mit der Zettelwirtschaft So funktioniert das neue E-Rezept

Düsseldorf/Berlin · Digitaler Code statt rosa Rezept: Ab September können Patienten in den Modell-Regionen Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe E-Rezepte in den Apotheken einlösen, etwa per Smartphone-App. Aber was ist mit Menschen ohne Smartphone?

 Ab September können Ärzte elektronische Rezepte ausstellen. Um diese per Smartphone einlösen zu können, müssen gesetzlich Versicherte die App „Das E-Rezept“ auf ihr Smartphone laden.

Ab September können Ärzte elektronische Rezepte ausstellen. Um diese per Smartphone einlösen zu können, müssen gesetzlich Versicherte die App „Das E-Rezept“ auf ihr Smartphone laden.

Foto: dpa-tmn/Mohssen Assanimoghaddam

Jeder kennt sie: Die rosa Zettel, für die Kassenpatienten in der Apotheke Antibiotika, Blutdrucksenker und andere verschreibungspflichtige Medikamente bekommen. Doch mit den sogenannten Muster-16-Rezepten dürfte bald Schluss sein - und langfristig wohl auch mit der Zettelwirtschaft. Denn ab September sollen Patienten - zumindest in den Modell-Regionen Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe - Rezepte statt über die traditionellen rosa Vordrucke digital einlösen.

Es gibt aber auch gute Nachrichten für alle Menschen, die kein Smartphone besitzen: Sie bekommen natürlich weiterhin Rezepte auch in die Hand. Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten zum E-Rezept:

Wo wird das E-Rezept eingeführt?

Vorgesehen ist ein dreistufiger Plan, nach dem zunächst Arztpraxen, Krankenhäuser und Zahnärzte in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein das E-Rezept flächendeckend einführen. Die Ärzte in Schleswig-Holstein haben allerdings Bedenken wegen Datenschutz angemeldet und ihre Teilnahme an dem Pilotprojekt zunächst zurückgezogen. Bewährt sich das E-Rezept, sollen sechs weitere Modellregionen mitmachen. Bis zum Frühjahr 2023 soll die Einführung des E-Rezepts laut Plan bundesweit abgeschlossen sein.

Wie erhalten Patienten den Rezeptcode?

Für Patientinnen und Patienten gibt es verschiedene Möglichkeiten, um das E-Rezept einzulösen. Am einfachsten geht es mit einem Smartphone: Über die E-Rezept-App der Gematik, die man sich kostenlos in den App-Stores von Google, Apple und Huawei herunterladen kann, können Patientinnen und Patienten Rezepte elektronisch empfangen und einlösen. Für die Anmeldung in der E-Rezept-App benötigen sie sowohl ihre elektronische Gesundheitskarte der neuesten Generation als auch eine dazugehörige PIN der Krankenkasse, die man eigens beantragen muss. Ob eine elektronische Gesundheitskarte eine sogenannte NFC-Funktion hat, erkennen Versicherte anhand des sechsstelligen Zahlencodes auf der oberen Vorderseite.

Welche Vorteile bietet dieser digitale Weg?

Wer die E-Rezept-App nutzt, kann vorab per Smartphone anfragen, ob die Wunsch-Apotheke geöffnet und das Medikament vorrätig hat und sich so etwa Wege ersparen. Bietet die Apotheke einen Botendienst an, kann das Rezept über die App bestellt werden. Bei Online-Apotheken muss zudem kein Originalrezept mehr verschickt werden. Das E-Rezept kann digital an die Versandapotheke übermittelt werden. Bieten Mediziner Videosprechstunden an, kann das E-Rezept ebenfalls ohne Praxisbesuch in die App übermittelt werden.

Was passiert, wenn man kein Smartphone oder keine elektronische Gesundheitskarte mit PIN hat?

Dann erhält der Patient einen Papier-Ausdruck über das E-Rezept. Er ist auch ohne händische Unterschrift des Arztes gültig und wird in der Apotheke gescannt.

Müssen Patienten mit E-Rezept-App für jedes neue Rezept zum Arzt?

Nicht in allen Fällen. Wer schon ein Vorrezept hat und im gleichen Quartal ein Folgerezept benötigt, kann die Arztpraxis bitten, das Folgerezept über die App direkt auf das Smartphone zu übermitteln. Ein weiterer Arztbesuch entfällt.

Kann der Patient mit der E-Rezept-App auch Medikamente für Angehörige abholen?

Mit der sogenannten Familienfunktion können App-Nutzer bereits verordnete Arzneimittel für ihre Angehörigen oder Nachbarn abholen. Dafür sind die Gesundheitskarte und die PIN der jeweiligen Person notwendig. Die entsprechenden Daten fügt man in der App hinzu.

Sind weitere Entwicklungen geplant?

Ab 2023 sollen E-Rezepte laut Gematik auch direkt über die Gesundheitskarte in der Apotheke eingelöst werden können - ganz ohne Smartphone und Zettelwirtschaft. Perspektivisch soll die App über mögliche Wechselwirkungen der Medikamente informieren und an die Einnahme von Arzneimitteln erinnern.

Bekommen auch Privatversicherte das E-Rezept?

Für Privatversicherte wird es vorerst weiterhin das blaue Rezept geben. Die Einführung des E-Rezepts ist aber auch hier angedacht.

Und was ist mit nicht-rezeptpflichtigen Medikamenten?

Für Medikamente, die nicht rezeptpflichtig sind, stellen Ärztinnen und Ärzte weiter das grüne Papierrezept aus. Auch Rezepte für Betäubungsmittel werden derzeit noch nicht als E-Rezept ausgestellt.

(cwi/dpa)
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