Dispo ohne Giro Die Kunst der Kontoführung

Düsseldorf (RPO). Ohne Girokonto läuft nichts in Deutschland. Ob Geschäfts- oder Privatmann, ob Großverdiener oder Hartz-IV-Empfänger, ob Student oder Rentner, das Girokonto ist ein Muss. Der Bundesverband deutscher Banken meldet mehr als 90 Millionen Konten. Das freut die Kreditinstitute, denn Girokonten sind die Cashcow der Branche.

Was ein Girokonto in der EU kostet
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Foto: ddp

Nicht umsonst schlägt der Wettbewerb um Neukunden immer höhere Wellen. Banken und Sparkassen profitieren davon, dass Millionen Kunden durch allzu lässigen Umgang mit ihrem Girokonto regelrecht Geld verschenken. Woran es mangelt, ist die Kontoführung.

Es geht um große Summen. Der Düsseldorfer Fachjournalist und Buchautor Udo Keßler ("Die Masche mit den Sternchen") hat in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Finanzberatung Max Herbst auf der Basis von Bundesbank-Daten erstaunliche Zahlen ermittelt. Fast 200 Milliarden Euro schlummern ständig als eine Art Bodensatz auf privaten Girokonten.

Anstatt dieses Geld auf verzinslichen Tagesgeldkonten anzulegen, überlassen die Kunden diesen Schatz den kontoführenden Banken und Sparkassen, die daraus indirekt ihr lukratives Kreditgeschäft finanzieren. Und das überwiegend zum Nulltarif. Nur jedes dritte Institut schreibt für Guthaben auf Girokonten überhaupt Zinsen gut, und bei den restlichen gibt es mickrige 0,5 Prozent oder weniger. Bis zu 4,3 Milliarden Euro verschenken die Bundesbürger auf diese Weise.

Bei Kontoüberziehungen dagegen schlagen die Kreditinstitute erbarmungslos zu. Jeder sechste Bankkunde steckt regelmäßig in den roten Zahlen. Die Bundesbank beziffert die Überziehungen auf Lohn-, Gehalts-, Renten- und Pensionskonten mit 13,7 Milliarden Euro. Bei den abenteuerlichen Zinssätzen von derzeit durchschnittlich 11,7 Prozent (in der Spitze bis zu 14 Prozent) für einen so genannten Dispo- Kredit kassieren die Kreditinstitute jährlich rund 1,6 Milliarden Euro.

Zielpunkt "schwarze Null"

Entgangene Habenzinsen und überhöhte Sollzinsen sind Geldvergeudung. Jeder betroffene Kontoinhaber hat es selbst in der Hand, diese Situation zu ändern. Schlüssel zum Erfolg ist eine bewusste und konsequente Kontoführung. Ideallinie für eine intelligente Regie ist die Null-Linie.

Das heißt, das Guthaben sollte nicht höher, aber auch nicht niedriger sein als die zu erwartenden Ausgaben plus einem kleinen Sicherheitspuffer für Unvorhergesehenes. Wer Ende des Monats eine "schwarze Null" auf dem Girokonto hat, kann sich auf die Schulter klopfen. Er hat, und das trifft auf die Mehrheit aller Bankkunden zu, gut gewirtschaftet.

Populäre Tagesgeldkonten

Wenn auf dem Girokonto regelmäßig oder gelegentlich überschüssige Beträge stehen bleiben, ist es sinnvoll, sie stattdessen auf einem verzinsten Tagesgeldkonto anzulegen. Dieser Markt ist durch die Internet-Banken regelrecht aufgeblüht. Nach anfänglichem Zögern vertrauen mittlerweile Millionen Privatkunden den virtuellen Banken ihr Geld an.

Wie bei stationären Banken sind Einlagen bis 100.000 Euro pro Kunde gesetzlich gesichert. Doch fast alle Banken bieten durch freiwillige Sicherheitsmechanismen einen weit höheren Einlagenschutz. Bei den populären Tagesgeldkonten profitieren die Kunden vom lebhaften Wettbewerb der Anbieter.

Aktuelle Angebote (Quelle: FMH Finanzberatung Max Herbst):

Cortal Consors 2,6 % www.cortalconsors.de
DAB Bank 2,6% www.dabbank.de
Volkswagen Bank 2,5 % www.volkswagenbank.de
Bank of Scotland 2,5 % www.bankofscotland.de
Santander Bank 2,5% www.santanderbank.de
Targobank 2,5% www.targobank.de

Trend zum Abrufkredit

Auch bei Girokonten mit "roten Zahlen" ist Flexibilität das richtige Rezept. Die bessere Alternative zum Dispokredit ist erwiesener Maßen ein Abruf- oder Rahmenkredit. Dispo ohne Giro heißt die Devise. Die günstigsten Angebote liegen derzeit zwischen sieben und neun Prozent jährlich nominal. Die Zinssätze sind variabel. Dennoch liegen Abrufkredite gegenüber Dispokrediten, für die aktuell bis zu 14 Prozent Zinsen verlangt werden, bisher immer deutlich günstiger.

Während der Dispokredit an das Girokonto gebunden ist, hat der Kunde beim Abrufkredit freie Wahl. Er kann selbst bestimmen, wo und wie viel Geld er aufnehmen möchte, wobei selbstverständlich auch seine Kreditwürdigkeit (Bonität) eine Rolle spielt.Außerdem zahlt er nur Zinsen für den tatsächlich in Anspruch genommenen Betrag. Als Mindestrate für die monatliche Rückzahlung werden meistens zwei Prozent der Kreditsumme vereinbart.

Darüber hinaus sind Abrufkredite beliebig tilgbar. Die Kreditsummen reichen von 300 bis 50.000 Euro, vielfach wird ein Mindestbetrag von 2500 oder 5000 Euro festgesetzt. Einen Abrufkredit bekommen Verbraucher, deren Schufa- Auskunft einwandfrei ist und die fest angestellt sind.

Aktuelle Angebote (Quelle: www.direktbankenvergleich.de):

Credit Europe Bank (www.crediteurope.de)
Rahmen 2500 — 25.000 Euro, Sollzins 8,56%, Tilgung monatl. 2%

Ing Diba (http://angebote.ing-diba.de)
Rahmen 5000 — 25.000 Euro, Sollzins 6,99%, keine Mindesttilgung

Volkswagen Bank (www.volkswagenbank.de)
Rahmen 2500 — 25.000, Sollzins 8,18%, Tilgung monatl. 2%

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