Die Immobilienpreise heben ab Bundesbank warnt vor Bau-Blase

Düsseldorf · Düsseldorf gehört laut Notenbank zu den sieben Städten, in denen Preise für Immobilien gefährlich abheben. Billiges Geld und die Eurokrise treiben die Preise – und am Ende auch die Mieten.

Die Immobilienpreise heben ab: Bundesbank warnt vor Bau-Blase
Foto: Bundesbank/Radowski

Düsseldorf gehört laut Notenbank zu den sieben Städten, in denen Preise für Immobilien gefährlich abheben. Billiges Geld und die Eurokrise treiben die Preise — und am Ende auch die Mieten.

Wer in Düsseldorf auf der Suche nach einer Eigentumswohnung oder einem Einfamilienhaus ist, schwimmt in einem sehr breiten Nachfragestrom. Die Banken bieten derzeit niedrige Kreditzinsen an und viele Geldanlage-Optionen erscheinen wegen der Schuldenkrise im Euro-Raum wenig vertrauenswürdig. Die Investitionsflucht ins Betongold ist daher beliebt — besonders in boomenden Großstädten wie Düsseldorf.

Diese Entwicklung beäugt die Deutsche Bundesbank mit zunehmender Sorge um die Stabilität des deutschen Finanzsystems. Gestern warnte das Zentralinstitut vor einem zu schnellen Anstieg der Immobilienpreise und stufte in seinem aktuellen Lagebericht eine Überhitzung des Marktes als ernste Gefahr ein. "Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass es gerade im Umfeld niedriger Zinsen und hoher Liquidität zu Übertreibungen an den Immobilienmärkten kommen kann", erklärte Andreas Dombret aus dem Bundesbank-Vorstand mit Blick etwa auf die Kreditkrise in den Vereinigten Staaten.

Preisanstieg für Wohnimmobilien

Nach einer Auswertung von Daten des Marktforschungsunternehmens BulwienGesa beziffert die Bundesbank den Preisanstieg für Wohnimmobilien in 125 deutschen Städten mit 6,3 Prozent für Neubauten im Jahr 2011. Für wiederverkaufte Bestandsobjekte kletterten die Preise demnach um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das ist nach Angaben des Instituts noch nicht beunruhigend.

Doch in Ballungszentren gebe es tatsächlich bereits Anzeichen für eine ungesunde Marktentwicklung: In den sieben größten deutschen Städten Düsseldorf, Köln, Hamburg, München, Berlin, Frankfurt und Stuttgart waren die Preissprünge deutlich größer. Dort betrug der Zuwachs für neue Wohnimmobilien im Jahr 2011 9,1 Prozent, verglichen mit 4,9 Prozent im Jahr 2010 (siehe Grafik). Allein in Düsseldorf zogen die Preise für Wohnimmobilien seit dem zweiten Quartal 2009 um 21 Prozent auf 2237 Euro pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012 an.

Als besonders problematisch stuft die Bundesbank in diesem Zusammenhang eine drohende Verschuldungsspirale bei privaten Haushalten ein, die — wie zuvor in Großbritannien, Irland und Spanien — vom Immobilienmarkt ausgehen und das gesamte Bankensystem ins Wanken bringen könnte.

"Eine Immobilienblase wie in den USA droht nicht"

Noch sei es aber zu früh, von einer Spekulationsblase oder ernsten Risiken für die Finanzstabilität zu sprechen, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger gestern. Auch Matthias Wirtz, Geschäftsführer des Forschungsinstituts für die Immobilienwirtschaft InWis, beschwichtigt: "Eine Immobilienblase wie in den USA droht nicht — auch weil die Spekulationen im Immobiliensektor gering sind."

Dennoch sieht Ralph Pass, Vorsitzender des Immobilienverbandes Deutschland West, die Gefahr der privaten Überschuldung. Weil derzeit die Konditionen für den Kauf von Immobilien so günstig seien, drohe vielen Anlegern ein böses Erwachen, wenn heute abgeschlossene Kredite in einigen Jahren auslaufen und mit höheren Zinsen neu aufgenommen werden müssen.

"Mit der Verteuerung von Immobilien gehen aber vor allem Probleme für Mieter einher", sagte Pass. Die hohen Preise für Wohnraum würden nach seiner Ansicht in den kommenden Jahren für eine massive Verteuerung der Mieten in Großstädten sorgen — "bis an die sozialen Grenzen und darüber hinaus".

(RP/anch/csi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort