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Sparer profitieren vom Banken-Wettbewerb Tagesgeld bringt die meisten Zinsen

Düsseldorf · Der 9. Januar 2012 war ein denkwürdiger Tag. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik musste der deutsche Staat für frisches Kapital keine Zinsen zahlen. Bei einer Auktion von Geldmarkttiteln platzierte der Bund bei Großinvestoren 3,9 Milliarden Euro zum Durchschnittszins von minus 0,01 Prozent.

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Das heißt, für 1000 Euro, die Anleger dem Staat geliehen haben, bekommen sie nur 999 Euro zurück. Was sich dort auf großer Bühne ereignete, ist aber zum Glück kein Modellfall für den normalen Kapitalmarkt. Das gute Geld der Sparer ist begehrt wie selten zuvor. Banken locken mit Sonderangeboten und zahlen für Tagesgeld unter bestimmten Umständen satte drei Prozent Zinsen im Jahr. Gewusst wo…

Banken brauchen Geld

Als die Europäische Zentralbank im Dezember 2011 den Leitzins auf 1,00 Prozent senkte, sprach alle Erfahrung dafür, dass die Banken innerhalb kürzester Zeit nachziehen und für Guthaben weniger Zinsen zahlen würden. Aber der auf breiter Front befürchtete Erdrutsch ist bisher ausgeblieben. Zwar gibt es Banken, allen voran etliche Sparkassen, die ihren treuen Kunden für das sprichwörtliche Sparbuch nur noch zwischen 0,25 und 0,75 Prozent Zinsen im Jahr gutschreiben.

Dafür locken andere Neukunden mit Zinssätzen von bis zu drei Prozent. Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanzzentrums, hat eine Erklärung für diese atypische Entwicklung: "Die Finanzkrise hat dafür gesorgt, dass Sparer bei den Banken beliebter sind als je zuvor."

Denn im Moment misstrauen sich die Banken untereinander und haben Schwierigkeiten, sich ausreichend frisches Geld für ihr Kreditgeschäft zu beschaffen. Fachleute sprechen von einem Refinanzierungsproblem. "Die Banken brauchen dringend das Geld ihrer Kunden, deshalb locken sie sie weiter mit hohen Zinsen", beschreibt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung die Situation.

Inflation frisst Zinsen

Aber die Sparer stecken in einer Zwickmühle. Obwohl sich die Sparzinsen im Vergleich zum Leitzins noch ganz gut gehalten haben, droht Anlegern unterm Strich ein Minus-Geschäft. Die Inflation frisst die Rendite auf.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sind die Verbraucherpreise in Deutschland 2011 um 2,3 Prozent gestiegen. Wer sein Geld zu geringeren Zinsen angelegt hatte, ist in die Miesen gerutscht. Müssen Anleger darüber hinaus ihre Kapitalerträge auch noch versteuern, sieht es ganz trübe aus. Sorgen bereitet den Sparern zurzeit vor allem die Geschwindigkeit der Geldentwertung. Betrug die Inflationsrate 2009 noch 0,4 Prozent, wuchs sie 2010 bereits auf 1,1 Prozent an und verdoppelte sich nun innerhalb Jahresfrist.

Zwar rechnen Fachleute in 2012 mit einem Abflauen der Inflation auf weniger als zwei Prozent, aber beim derzeitigen Zinsniveau kann von Rendite kaum die Rede sein. Als Orientierungspunkt für ihre Anlageentscheidung sollten Sparer deshalb die Marke von minimum zwei Prozent im Auge behalten. Alles, was darunter liegt, führt wahrscheinlich zu realem Wertverlust.

Cash ist cool

Nach den Turbulenzen des vergangenen Jahres und der weiter anhaltenden Unsicherheit an den Finanzmärkten haben sich viele Anleger aus riskanten Geschäften zurückgezogen und sind in Wartestellung gegangen.

Sie parken ihr Geld lieber auf schnell verfügbaren Konten und liegen damit auf der Linie vieler unabhängiger Vermögensverwalter, die ihren Kunden zurzeit einen überdurchschnittlich hohen Liquiditätsanteil im Depot empfehlen. Cash ist cool in der aktuellen Situation. Zu den Verfechtern dieser Strategie zählt der Vermögensverwalter Joachim Paul Schäfer von PSM München.

Er rechnet 2012 mit einem Konjunkturrückgang und sinkenden Verbraucherpreisen. Seine These: "Geld bleibt Trumpf vor Sachwerten." Die hohe Liquiditätsquote in seinen Kundendepots hält er bereit, um bei einer Konjunkturwende "Chancen wahrzunehmen, die sich am Aktienmarkt ergeben können". Bis dahin heißt es, das Geld in einem sicheren Hafen zu parken.

Geld günstig parken

Der Geldmarkt ist ständig in Bewegung. Die Konkurrenz der Banken ist groß. Nahezu jede Woche kommen interessante Angebote auf den Markt, auch für den normalen Sparer. Von speziellen Sparformen abgesehen, wirft zurzeit Tagesgeld mit täglicher Verfügbarkeit auf Online-Konten der Direktbanken die meisten Zinsen ab. Aktuell werden bis zu 2,85 Prozent geboten.

Als Anreiz für Neukunden locken obendrein Sonderaktionen mit Willkommens-Bonus oder Startguthaben von 20 bis 50 Euro. Wer einen vollständigen Depotwechsel vornimmt, kann zum Beispiel bei "cortalconsors" sogar 4,5 Prozent erzielen. Über aktuelle Angebote und Konditionen informieren zuverlässig mehrere Internet-Portale, von denen besonders www.fmh.de, www.tagesgeldvergleich.deund www.biallo.de zu empfehlen sind.

Die FMH-Finanzberatung bietet auf ihrer gut geordneten Website zum Beispiel auch einen Tagesgeld-Vergleichsrechner, der für unterschiedliche Kombinationen (Anlagebetrag, Laufzeit, Neukunde/Bestandskunde) unter 75 Banken die jeweils günstigsten Angebote ermittelt.

Nach dem Schnell-Check ist die ebenfalls angebotene Detail-Analyse der Angebote empfehlenswert. Erst der genaue Vergleich gibt zum Beispiel darüber Aufschluss, wie lange Zinsbindung für ein Angebot besteht (z.B. 2,5 %, sechs Monate, anschließend 1,75 %). Wichtig ist auch die Frage der Einlagensicherung, besonders bei ausländischen Anbietern. Normalerweise gilt hier die gesetzliche Regelung, wonach pro Institut und Kunde 100.000 Euro geschützt sind.

(chk/csi)
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