Verordnung der EU-Kommission Surfen per Handy wird billiger

Brüssel (RP). Die Nutzung des Internets im Ausland wird für Handy-Besitzer ab 2012 preiswerter. Dafür sorgt eine neue Verordnung der EU-Kommission. Kunden sollen nur noch ein Fünftel zahlen – zum Ärger der Mobilfunkfirmen.

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Foto: ddp

Brüssel (RP). Die Nutzung des Internets im Ausland wird für Handy-Besitzer ab 2012 preiswerter. Dafür sorgt eine neue Verordnung der EU-Kommission. Kunden sollen nur noch ein Fünftel zahlen — zum Ärger der Mobilfunkfirmen.

Wer am Strand von Mallorca die Bundesliga-Ergebnisse über sein Smartphone abruft oder auf der Dienstreise in Paris Bistro-Bewertungen mobil im Netz sucht, zahlt dafür künftig weniger. Bisher sind im EU-Schnitt 2,50 Euro pro übertragenem Megabyte Daten fällig. Ab Juli 2012 sollen Mobilfunkunternehmen nur noch maximal 90 Cent berechnen dürfen (plus Mehrwertsteuer).

Das sehen Verordnungs-Pläne der EU-Kommission vor, die im Juni vorgestellt werden und unserer Redaktion vorliegen. Danach müssen die Preise für das Datenroaming im Sommer 2013 auf höchstens 70 Cent abgesenkt werden, Mitte 2014 fallen sie weiter — auf 50 Cent je Megabyte. Diese Obergrenze bleibt bis 30. Juni 2016 bestehen. Danach werden die Preise für die Endkunden nicht mehr gedeckelt.

Die Gefahr von "Schock"-Rechnungen soll gebannt werden

Das Datengeschäft ist bislang wenig reguliert und für Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und Co. sehr lukrativ. Angeheizt wird die Nachfrage durch die Popularität von Smartphones. Denn diese Geräte benötigen für viele Funktionen eine Internet-Verbindung.

Um Schock-Rechnungen durch das mobile Surfen im Ausland zu vermeiden, hat die Kommission bereits im vergangenen Jahr eine Kostensperre eingeführt: Mehr als 50 Euro (plus Mehrwertsteuer) monatlich darf die Internetnutzung auf einem Handy grundsätzlich nicht kosten — sofern der Nutzer nicht ausdrücklich eine andere Grenze festlegt. Wenn die Grenze erreicht ist, muss der Nutzer einem weiteren Daten-Empfang zustimmen, sonst wird der Dienst automatisch gekappt.

Die EU-Kommission hat mehrfach angekündigt, dass sie mit der Entwicklung der Preise für die Nutzung von Handys im europäischen Ausland nicht zufrieden ist. Faktisch will sie Preisunterschiede zwischen der Mobilfunknutzung im In- und Ausland ganz abschaffen.

Anbieter liegen zum Teil schon unter den Preis-Schwellen

Die Datenroaming-Preise sind bisher nur auf Großhandelsebene reguliert. Da die Endkundenpreise dadurch aber nicht wie erhofft gefallen sind, will Digital-Kommissarin Neelie Kroes die Betreiber nun zu einer Senkung zwingen. Manche deutsche Mobilfunkanbieter liegen bereits jetzt unter den von der EU-Kommission geplanten Preis-Schwellen. Daher hält etwa die Deutsche Telekom "eine Regulierung des Marktes für nicht notwendig".

Bei Handy-Gesprächen setzt die EU bereits seit 2007 Obergrenzen fest. Ergebnis: Verbraucher zahlen heute für Telefonate auf Reisen in der EU rund 73 Prozent weniger als noch im Jahr 2005. Derzeit liegen sie bei 39 Cent pro Minute für selbst getätigte und 15 Cent für angenommene Anrufe (plus Mehrwertsteuer). Und die Gebühren müssen weiter sinken (siehe Grafik).

Zudem sollen Kunden das Recht erhalten, einen separaten Roaming-Vertrag abzuschließen, also die Dienste im Ausland von einem anderen, günstigeren Betreiber als dem eigenen Mobilfunkanbieter in Anspruch zu nehmen. Der Wechsel muss kostenfrei und innerhalb einer Woche ermöglicht werden.

(RP)
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