Planung wichtig Duftgarten: Ein Paradies für die Sinne

Bad Wörishofen (rpo). Wer einmal den Aroma- und Duftgarten in Bad Wörishofen besucht hat, wird ihn kaum mehr vergessen: Auf 3.500 Quadratmetern bieten Rosen, Clematis oder auch Geißblatt ein Erlebnis für die Sinne. 250 Pflanzenarten wollen erschnuppert und bestaunt werden. Wer das Erlebnis im heimischen Garten nachempfinden möchte, sollte etwas Planung in seinen Duftgarten investieren.

"Eine einzelne Duftpflanze allein wird über das ganze Jahr hinweg nicht befriedigen können", sagt Andreas Honner, Gärtnermeister bei der Gemeinde Bad Wörishofen. Deshalb sollte für das Gartenjahr eine Duft-Dramaturgie geplant werden: Angefangen mit der süßlichen Dichter-Narzisse über Tulpen und Blauregen bis hin zur Rose spannt sich der Aromabogen. "Im Herbst ist der Kuchenbaum ein einzigartiges Dufterlebnis - sein Laub riecht wie eine ganze Lebkuchenbäckerei." Den duftenden Schlusspunkt setzen Winterjasmin oder Duftschneeball.

Eine große Auswahl an Duftpflanzen halten die meisten Gärtnereien bereit. Denn: "Der Duftgarten ist ein Modethema geworden", sagt Bernd Dittrich, Biologe und Betreiber der Duft-Gärtnerei Syringa in Hilzingen-Binnigen (Baden-Württemberg). Die Spezialgärtnerei setzt neben gängigen Duftpflanzen auf Artenvielfalt und aromatische Exoten wie die Einhornpflanze mit ihrem der Vanille ähnlichen Geruch, die orange-minzige Indianernessel oder die fruchtige Gummibärchenblume.

Gänsefuß als Gag

Bei Syringa sind die Pflanzen thematisch geordnet. Zitronendufter wie Zitronenverbene, Minzearten, Bohnenkraut oder Johanniskraut haben ihren eigenen Bereich. Schokoladeniris, Spanische Schwarzwurzel, Schokoladen-Kosmeen und Schokoladenblumen sind mit ihren kakaoartigen Aromen vereint. Unangenehme Geruchscocktails lassen sich auch durch die Eigenschaften der Duftpflanzen vermeiden: Sie entfalten ihre Aromen zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten und wirken in unterschiedlichen Reichweiten. Scherzkekse pflanzen den nach frischem Teer riechenden Asphaltklee oder Gänsefuß, der nach Fisch stinkt. "Sie werden von den Kunden gerne als Gag gepflanzt", sagt Dittrich.

Die Gestaltung eines Duftgartens ist immer individuell, da jeder Mensch angenehmen Geruch anders definiert. "Die Zahl der Rezeptoren, der Zellen und Eiweiße, mit denen Düfte wahrgenommen werden können, ist zwar genetisch festgelegt und bei allen Menschen im wesentlichen gleich" erklärt Prof. Hanns Hatt, Zellphysiologe an der Ruhr-Universität in Bochum. "Durch Nasenform oder nachgeschaltete Gehirnprozesse wird jedoch ein und derselbe Duft von jedem Menschen anders wahrgenommen." Der Geruchssinn lässt sich außerdem durch die Beschäftigung mit Düften schulen, so dass nach einiger Zeit feinere Nuancen wahrnehmbar werden.

Eingang ist wichtig

Beim Aubau des Duftgartens ist der Eingangsbereich besonders wichtig. "Blattdufter wie Zitronenmelisse oder Pfefferminzarten lassen sich gut entlang der Wegkante pflanzen und verbreiten im Vorübergehend ein zartes Begrüßungsaroma", erläutert Honner. Je sonniger, trockener und windstiller der Standort, desto intensiver ist der Duft der Pflanzen. Mit Hilfe von Kübeln oder Ampeln auf der Terrasse oder dem Balkon kommen die Aromapflanzen in Riechweite. Nachtdufter wie Gemshorn, Nachtphlox oder Duftnachtkerze entfalten ihren Duft in der Dämmerung.

Wo Düfte und Nektars locken, tummeln sich Insekten. "Bienen und Schmetterlinge bevorzugen ähnlich wie Menschen süßliche Aromen", erklärt Christian Berg, Sprecher des Bundesfachausschusses Botanik beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Bonn. Das Schwirren rund um die Blüten lockt widerum Insektenfresser an. Neben Vögeln können das auch ungewöhnlichere Gäste wie Fledermäuse sein. So beschert der Duftgarten neben Erlebnisse für die Sinne ganz nebenbei auch kleine Naturschauspiele.

Buchtipp

Erika Markmann: Garten der Sinne. Farben, Formen, Düfte, Eugen Ulmer GmbH, ISBN 3-8001-4401-8, 12,90 Euro; Andsen Haarpaintner: Mein Gartenparadies - Der schöne Duftgarten, Compact Verlag, ISBN 3-8174-5692-1, 5,50 Euro.

(gms)
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